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Kürzlich saß ich mit einem Kollegen zusammen, der mir stolz sein neues Windows-8-betriebenes Notebook zeigen wollte. Bis zu jenem Zeitpunkt hatte ich dieses (für mich relativ uninteressante) Betriebssystem von Microsoft noch nie zu sehen bekommen. Aber ich dachte da so bei mir: Der Kollege versteht nicht viel von PCs, Windows 8 dürfte genau das richtige für ihn sein, weil es ja so benutzerfreundlich ist, und überhaupt.

windows8Der Desktop sieht ja sogar ganz schick aus, und die Sounds gefallen mir auch, aber Metro mit seinen schmucklosen Kacheln wirkt doch sehr rustikal, so wie ich das auch von Screenshots kannte. Ich ließ den Kollegen einfach mal machen, was ihm scheinbar anfangs auch ganz gut gelang, während ich stumm die Oberfläche betrachtete.

Wir wollten im Internet diverse Angebote suchen, und damit es nicht gar so still beim Surfen würde, suchte er auf seiner externen Festplatte ein paar Musikdateien, wovon er eine mit einem beherzten Doppelklick aus dem Explorer startete. Es öffnete sich der Windows Media Player im Vollbildmodus, mit irgendeiner unglaublich lahmen Visualisierung, die ein bisschen aussah wie ein Bildschirmschoner aus den 80ern. Da war ich doch schon Spannenderes von Microsoft gewohnt. Wie dem auch sei, so interessant war die Oberfläche des Media Player nun wirklich nicht, dass wir den auf einem Breitbild-Display unbedingt im Vollbild hätten sehen wollen. So hetzte und klickte der Kollege relativ hilflos mit der Maus auf dem Bildschirm herum, fegte quer durch alle Bildschirmecken, auf der abenteuerlichen Suche nach dem Desktop. Nach einigen erfolglosen Versuchen kommentierte er das Geschehen bereits mit den ersten abfälligen Kommentaren über Windows 8. Ich gab mir Mühe nicht zu lachen.

Besonders viel helfen konnte ich ihm da schon nicht, da ich Windows 8 nicht nutze, aber immerhin entdeckte ich irgendwann in einer Ecke eine Verknüpfung zum Startmenü, und von dort gelangte man über eine Kachel wieder auf den Desktop. Ein Glück: Die Musik dudelte im Hintergrund weiter. Schnell wollte der Kollege mir noch ein paar Fotos zeigen, die er gespeichert hatte. Also via Desktop dorthin navigiert und das erste Foto im Ordner mit einem Doppelklick geöffnet. Das Foto öffnete sich wie erwartet im Vollbild. Wird jetzt etwa doch noch alles gut?

Witzig wurde es erst, als der Kollege mir die anderen Fotos aus dem Ordner zeigen wollte. Er suchte also mit der Maus nach irgendwelchen Pfeilen für die Ordnernavigation Links und Rechts, um durch die Bilder zu schalten. Einen Pfeil fanden wir, allerdings nur für Links, keinen für Rechts. Ein Klick darauf bestätigte die Vermutung, dass der Pfeil eine andere Bedeutung hat. Ich empfahl ihm, doch mal die Pfeiltasten auf der Tastatur zu probieren, weil das bei vielen Programmen funktioniert. Es bewegte sich leider nichts. So fuchtelte er also wieder mit der Maus in allen möglichen Ecken nach einer Diashow-Funktion oder etwas ähnlichem, aber wir fanden nichts. Also zurück zu den Kacheln, und von dort zurück zum Desktop, das nächste Foto mit einem Doppelklick ausgewählt. Dann wieder raus, zurück auf den Desktop, nächstes Foto. Schon beim vierten Mal war uns das eindeutig zu blöd. Mein nächster Tipp war es, doch einfach mal alle Fotos in dem Ordner zu markieren und auf die Selektion mit der rechten Maustaste zu klicken: Da musste es doch eine Diashow-Funktion im Kontextmenü geben, oder?

Fehlanzeige. Bevor wir uns sinnlos weiter mit Windows 8 herumärgerten, schlossen wir seine externe Festplatte an seine alte Kiste mit Windows XP an, dort ging das alles ganz mühelos. Erstaunlich wie Windows 8 beim Thema Intuitivität – wo es doch soviel Wert darauf legt – auf ganzer Linie versagt. Ein Betriebssystem für Rentner, Kinder und DAUs, und dennoch gelang es uns nicht, vernünftig damit zu arbeiten.

Ich bin nach diesem furchtbaren ersten Eindruck froh, dass ich mir Windows 8 nicht aufgehalst habe. Das ist wirklich nichts für mich, dafür ist mir der klassische Desktop und das Startmenü zu wichtig. Für Tablets mag das ja die Offenbarung sein, aber doch nicht am Desktop-PC oder am Notebook.

Seit es Windows 2000 gibt, kann ich mich über die berühmt-berüchtigten Betriebssysteme aus dem Hause Microsoft nur noch selten aufregen. Vorbei waren die Zeiten der Windows 9x-Ära, als der Rechner zwangsläufig und ohne Zutun des Benutzers nach Stunden, Tagen oder maximal Wochen einfach abstürzte und sämtliche laufenden Anwendungen in den Tod riss. Allerspätestens seit Vista gibt es kaum noch merkliche Unterschiede in der Stabilität der größten Betriebssysteme, so jedenfalls meine Erfahrung. Wenn mir einmal etwas abgestürzt ist, dann war das Problem praktisch immer auf defekte Hardware zurückzuführen – und das sage ich als jemand, der seinem Rechner in jahrelanger Rund-um-die-Uhr-Nutzung keine nennenswerten Pausen gönnt.

Genug des Lobes, denn Microsoft wäre ja nicht Microsoft, wenn es nicht absichtlich jede Menge Grund zum Ärgern in seine Betriebssysteme einbauen würde. Wenn das System jetzt nicht mehr durch regelmäßige Abstürze glänzt, dann muss es dem Nutzer zumindest aus anderen Gründen auf die Nerven gehen. Einen der Punkte, die mich von Anfang an nach dem Wechsel von XP auf Vista gestört haben (und auch noch auf Windows 7 zutreffen), möchte ich hier aufgreifen. Wer seinen PC im Keller oder im Büro stehen hat – also nicht in der Nähe des Schlafgemachs – wird keine derartigen Erfahrungen gemacht haben. Auch Linux-, Mac-User und SSD-Fetischisten, sowie Leute die ihren PC ausschalten, dürften das Thema nur belächeln können.

Jede Nacht beginnt ein interessantes Naturschauspiel im heimischen Windows-Rechner: Sobald das OS registriert, dass keine User-Eingaben (Maus, Tastatur) mehr erfolgen, wird davon ausgegangen, dass der Benutzer sich aufs Ohr hauen will. Etwa 20 Minuten später, also während man gerade am Einschlafen ist, macht der Rechner soviel Krach, wie es ihm nur möglich ist, und das selbstverständlich nur um mich zur Weißglut zu bringen. Sämtliche angeschlossenen Festplatten rödeln was das Zeug hält. Es knattert, es rattert, es stottert und fiepst und knarzt, und das bleibt bestimmt 30 Minuten so, oder vielleicht sogar über eine Stunde. Sobald man die Maus bewegt, ist sofort Ruhe. Beruhigt legt man sich wieder ins Bett. Doch die Stille ist trügerisch, denn nach einigen Minuten geht es wieder los. Es gibt kein Entkommen.

Versierte Computernutzer wissen natürlich, aus welchem Grund der Rechner nachts aktiv wird: Windows startet heimlich sämtliche Dienste, wenn die Ressourcen nicht gebraucht werden. So liest der Windows-Suchindizierungsdienst z.B. regelmäßig komplette Verzeichnisbäume und Teile von Dateiinhalten ein, um die Suchfunktion zu beschleunigen. Auch der Windows Defender startet in einem günstigen Augenblick seine Streifzüge quer über die Festplatte, um die Sicherheit zu gewährleisten und Malware keine Chance zu lassen. Daneben gibt es noch die Superfetch-Funktion, die oft genutzte Dateien und Anwendungen cached und dadurch die Systemleistung beschleunigen kann, was auch der Grund ist, warum man diese Funktion aktiviert lassen sollte.

Auch scheint der Windows Media Player bei (standardmäßig) eingeschalteter Netzwerkfreigabe für Bibliotheks- bzw. Mediendateien auch gerne mal alle möglichen Dinge aus allen möglichen Ordnern zu indizieren und freizugeben. Diese Funktion (Windows Libraries) z.B. würde ich möglichst immer ausschalten (auch weil sich das aus ganz bestimmten anderen Gründen zu einem wahren Ärgernis entwickeln kann). Aber das sind bestimmt noch lange nicht alle Übeltäter, die die Festplatte Nacht für Nacht foltern. Ein kleiner Blick in den Taskplaner von Windows zeigt das ungefähre Ausmaß. Scheinbar will Windows sogar regelmäßig die Festplatte defragmentieren, aber da bin ich mir heute auch nicht mehr ganz sicher, ich habe da bereits einige Änderungen vorgenommen.

Windows XP war kein solcher Krachmacher, aber seit Vista gehts wirklich rund. Das hat mich anfangs sehr gestört, weil man nachts kaum ein Auge zumacht (obwohl die Kiste sonst kaum hörbar ist). SSDs sind lautlos, damit würde man wohl keine Schwierigkeiten haben. Dennoch kann ich mir nicht vorstellen, dass das auf Dauer der Gesundheit der Festplattenhardware zuträglich sein soll. Dieser Rant ist keine Anleitung, wie man Windows ein wenig zähmt was die Lautstärkeentwicklung betrifft, denn dafür gibts genug Foren und Anleitungen im Internet. Mit deren Hilfe habe ich so einige Dienste deaktiviert, die nur wenig Sinn hatten, aber einen Haufen Festplattenzugriffe erzeugt haben. Seitdem ist es etwas ruhiger geworden, aber leider kann man ja nicht alles ausschalten, sonst geht es auf Kosten der Sicherheit oder der Geschwindigkeit.