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Ein Mann und sein Ergometer kämpfen gegen die Herrschaft der Maschinen. Naja, jedenfalls beobachten wir ihn auf der Mattscheibe. Die eigentlich gar nicht matt ist, sondern glänzt. Stundenlanges Strampeln zwecks Kalorienverbrennung über einen Zeitraum von mehreren Monaten war nötig, doch nun ist meine Fernsehserien-Checkliste um einen Eintrag länger geworden: Die Actionserie „Terminator: The Sarah Connor Chronicles“ ist für mich beendet; nach den einzigen beiden Staffeln, die diese Serie überhaupt zu bieten hat, da sie seinerzeit nach ihrer Laufzeit von 2007 bis 2009 vorzeitig vom Sender abgesetzt wurde, und daher mit einem Cliffhanger endet, der offiziell nie aufgelöst wurde. Wie eben so oft bei TV-Serien.

Wieder einmal handelt es sich um eine Serie, von der ich viel gehört hatte, und die mir von mehreren Personen ans Herz gelegt wurde, weshalb ich mich nach all den Jahren nun verspätet ins Vergnügen stürzte. Sarah Connor Chronicles spielt zeitlich wenige Jahre nach den Ereignissen von Terminator 2: Sowohl der T-1000 als auch der T-800 sind vernichtet, und auch die Entstehung von Skynet ist abgewendet worden. Der Tag der Abrechnung im Jahr 1997 fällt glücklicherweise aus. Aber Sarah Connor ist mit ihrem Sohn John seit Jahren auf der Flucht, da sie wegen Mordes an dem Cyberdyne-Programmierer Miles Dyson gesucht wird. Ihre schlimmsten Befürchtungen, dass das Unheil nämlich gar nicht aufgehalten, sondern nur verzögert wurde, bewahrheiten sich leider, als John plötzlich in der Schule von einem „Triple-8“ (Terminator Modell T-888) angegriffen wird. Zum Glück taucht aber sofort Hilfe auf: Johns hübsche Klassenkameradin Cameron (offensichtlich benannt nach Terminator-Schöpfer James Cameron) gibt sich rechtzeitig als der nächste Beschützer-Terminator zu erkennen, rettet John das Leben und bekämpft den bösen Blechmann.

Cameron hat für diesen Ernstfall bereits vorgesorgt und aktiviert eine versteckte Zeitmaschine, mit der sie Sarah und John ins Jahr 2007 schleust. Doch unvorhergesehenerweise gelingt es dem Triple-8, ihnen dorthin zu folgen, und so wird die mörderische Hatz fortgesetzt. Schon kurz darauf bekommt das Trio großkalibrige Unterstützung aus der Zukunft von dem Soldaten Derek Reese, dem Bruder des 1984 getöteten Kyle Reese, dem Vater von John. Gemeinsam versucht man, den Maschinen zu entkommen, und gleichzeitig erneut die Geburtsstunde von Skynet zu verhindern, denn die Gruppe erfährt bald, dass ein hochentwickeltes Schachprogramm mit fortgeschrittener künstlicher Intelligenz höchstwahrscheinlich der Anfang vom Ende der menschlichen Zivilisation sein wird.

Die Prämisse der Serie klingt erst einmal gar nicht schlecht und hatte mit Sicherheit viel Potenzial. Leider ist es für TSCC fatal, dass im Verlauf der beiden Staffeln ein Fass nach dem anderen aufgemacht wird, und dann wird leider für keines davon eine Auflösung präsentiert. Stattdessen wird am Ende von Staffel 2 in einem großen Cliffhanger-Finale zu allem Überfluss auch noch eine völlig neue Zeitlinie aufgemacht. Schließlich hängen sämtliche Handlungsstränge irgendwo in der Luft, und der Zuschauer stellt enttäuscht fest, dass Sarah, John, Cameron und Derek in diesen zwei kümmerlichen Staffeln praktisch kaum vom Fleck gekommen sind. Was war denn nun mit dem bösen Schachcomputer? Und was war mit dem mysteriösen Flüssigmetall-Terminator? Wozu sehen wir Episode um Episode „John Henry“ dabei zu, wie er lernt und über Menschen philosophiert? Wer war die „echte“ Cameron in der Zukunft? Was war mit den UFOs? Hat Sarah Connor denn nun Krebs oder nicht? Wohin flieht Dereks Soldaten-Freundin vom Widerstand? Die Liste der unbeantworteten Fragen ist fast endlos. Es ist mehr als deutlich, dass die Autoren das alles in die späteren Staffeln mitnehmen wollten.

Fans von Cameron-Darstellerin Summer Glau kennen diese Situation zufälligerweise bereits von ihrer anderen Kultserie, „Firefly“, bei der die Katastrophe sogar noch schlimmer war: Kaum mehr als ein Dutzend Episoden in einer einzelnen Staffel gab es zu bewundern, dann war sofort Sendeschluss. Dem Zuschauer wurde ein großes Serienuniversum schmackhaft gemacht, viele spannende Charaktere und Ideen etabliert, und gerade dann wenn man endlich richtig drin ist … fertig. Das ist eben der Nachteil bei Serien, die einen Handlungsbogen gleich über mehrere Staffeln hinweg spannen wollen, und dann vom produzierenden Sender viel zu früh den Stecker gezogen bekommen. Ich habe viele andere Serien gesehen, die auf Grund schlechter Quoten vor ihrer Zeit abgesetzt wurden, deren Handlung aber meist stets im Verlauf einer Episode, größtenfalls in einer Staffel komplett abgeschlossen wird. Solche Serien sind dadurch fast immun gegen spontane Planänderungen und lassen die Zuschauer immerhin nicht mit einem leeren Gefühl zurück. Und genau das gleiche Problem hatte ich zuletzt bei „Stargate: Universe“.

Aber ich will nicht alles schlechtreden. Ich kann vielleicht nicht behaupten, ein Fan der Serie geworden zu sein, aber ein bisschen von dem, was ich freudig erwartet hatte, bekam ich dann auch: Ein paar spannende Kämpfe Terminator vs. Terminator, nicht ganz so krachend wie mit Arnold Schwarzenegger, aber allemal gut genug. Lena Headey ist auch ein ganz annehmbarer Ersatz für Linda Hamilton, und Summer Glau verzückt wie erwartet in der Rolle der emotional hölzernen, sozial unbeholfenen Terminator-Teenagerin mit übermenschlicher Körperkraft. Die Effekte sind zugegebenermaßen eher bescheiden, aber dafür kann man sich auf die vielen Dialoge konzentrieren, in denen Sarah ihren Sohn irgendwie immer wieder zur Vorsicht und Wachsamkeit mahnt und John sich um Cameron sorgt. Die Spannungen zwischen den einzelnen Charakteren sind schon eine Menge Stoff für Unterhaltung in TSCC. Dennoch muss ich gestehen, dass ich die allgemeine Faszination selbst als Terminator-Fan nicht so recht nachvollziehen konnte.

Vielleicht liegt es unter anderem daran, dass Edward Furlong bereits auf der Kinoleinwand einen frühjugendlichen John Connor gezeigt hat, der sich als Ausgestoßener, als schwer erziehbares Anarcho-Pflegekind weitestgehend von der Gesellschaft abgekapselt hat, der auf Konformität scheißt, der Bankautomaten knackt, Autos klaut und mit Waffen Umgang hat. Und jetzt steht John Connor an der Schwelle zum Erwachsensein und hat für meine Verhältnisse zuviele unbedeutende Teenager-Probleme. Er achtet auf sein Haarstyling, pflegt sein gefaketes unnahbares Bad Boy Image, sorgt sich um das Wohl seiner Mitschüler und verliebt sich in aufdringliche Highschool-Mädchen. Selbst seine Mutter, die es besser weiß, hat ihre Schwierigkeiten damit, ihm einzutrichtern, dass er kein normaler Teenager ist, sondern ein Soldat in einem Krieg gegen die Maschinen, der unentbehrlich dabei ist, das Ende der Menschheit aufzuhalten. Mein Eindruck ist, John war über diesen Punkt am Ende von Terminator 2 längst hinaus.

Was bleibt ist eine Actionserie, in die man nicht zuviel Zeit investieren muss, die die Terminator-Geschichte ein wenig weitererzählt, aber insgesamt keinen besonders großen bleibenden Eindruck hinterlässt. Für eine Wiederholung reicht es bei mir jedenfalls nicht. Die epische Titelmusik aus den ersten beiden Terminator-Filmen ist jedem Fan sofort präsent, wenn er nur daran denkt. Hier funktioniert der eher schwermütige Soundtrack oder das trockene Intro leider bei weitem nicht so gut, so dass man die Details schnell wieder vergisst. Das wird wohl auch der Grund gewesen sein, weshalb man das Intro nach ein paar Folgen einfach unter den Tisch fallen gelassen hat. Und ob die kurze Geschichte um die Sarah Connor Chronicles bald überhaupt noch zum Kanon gehört, wird sich zeigen, wenn demnächst Camerons nächstes echtes Terminator-Kapitel (Terminator: Dark Fate) in die Kinos kommt. Von dem ist nämlich bekannt, dass es alle Filme nach T2 ignoriert. Und das ist wahrscheinlich gut so.

Ein weiterer Eintrag, den ich meiner kurzen, aber jährlich wachsenden Liste abgeschlossener Fernsehserien hinzufügen darf. Nach der Gefängnisausbruchs-Serie Prison Break stand mir diesmal der Sinn nach gelebtem Superheldentum gegen übermenschliche Bösewichte in Form der amerikanisch-kanadischen TV-Serie „Smallville„. Da diese sagenhafte zehn ganzjährige Staffeln mit Episoden in voller Länge umfasst, die zwischen 2001 und 2011 gedreht wurden, hatte ich die vorangegangene Serie bereits auf Grund der inzwischen vergangenen Zeit längst vergessen. Smallville war immer etwas gewesen, das ich in den Augenwinkeln beobachtet, aber doch fast gänzlich ignoriert hatte. Bis heute. Es ergab sich eine Gelegenheit, und ich griff zu. Und damit begann meine lange Reise durch die Welt von Smallville.

Smallville erzählt die Geschichte des jungen Clark Kent, der zu Beginn noch auf der Kent-Farm lebt, zur Highschool geht, mit seiner kleinen Clique abhängt, und heimlich für die Schulschönheit Lana Lang schwärmt. Und dann sind da noch Clarks geheime Kräfte. Es wird für die meisten eine große Überraschung sein, aber Clark Kent kann Autos und Traktoren mühelos anheben, rennt in Lichtgeschwindigkeit durch die Gegend, er kann Feuerbälle aus den Augen verschießen, hat einen Röntgenblick, und hört selbst leiseste Geräusche meilenweit. Ja, Clark Kent ist fast sowas wie Superman. Fast. Clark ist nicht der beliebteste Schüler an der Schule, aber auch kein Außenseiter, und trotzdem wird er gleich in der ersten Folge von unangenehmen Mitschülern als Vogelscheuche an einem Kreuz auf einem Maisfeld aufgehängt.

Damit Superclark seinen Mitmenschen nicht allzu sehr überlegen ist, haben sich die Autoren etwas ganz besonderes überlegt: Überall in Smallville liegt seit dem großen Meteoritenschauer (mit dem auch Clark auf die Erde kam) Kryptonit herum, und jeder Landbewohner hat sich damit in irgendeiner Form eingedeckt. Dass das grüne, leuchtende Gestein Clark schwächt, bekommt zwar trotzdem niemand so recht mit, aber es reicht, um ihn beinahe in jeder Folge in dumme Situationen zu bringen. Und natürlich macht das Kryptonit nicht nur Clark schwächer, sondern seine Widersacher auch gleichzeitig stärker. Während der junge Clark also versucht, seinen Alltag zu meistern und seiner Angebeteten näherzukommen, muss er Episode für Episode das Dorf vom Schmutz befreien, nämlich bösartige Dorfbewohner, die durch das Kryptonit etwa zu Insektenmenschen geworden sind, feuerspeiende Sportlehrer, Formwandler, eisige Gestalten, Hypnotiseure, und Körpertausch-Episoden (jede Menge!), und vieles mehr. In Smallville gehen wirklich am laufenden Band seltsame Dinge vor.

Seine menschlichen Eltern Martha und Jonathan Kent helfen Clark dabei, sein Geheimnis zu bewahren, während der Teenager sich den Kopf darüber zerbricht, welche Rolle er unter den Menschen spielt. Ist er einer von ihnen? Ist er ihr Gott? Soll er allen Menschen helfen oder jeden einzelnen seinem Schicksal überlassen? Wird er eines Tages ein gnädiger oder ein tyrannischer Herrscher sein? Clark weiß, dass es für ihn keine Grenzen gibt, doch seine Eltern ermutigen ihn dabei, sich selbst Grenzen zu setzen, die er nie überschreiten darf. Seine anfängliche Freundschaft zu dem superreichen Lex Luthor, der noch zwischen Gut und Böse schwankt und seine Nase gerne in fremde Angelegenheiten steckt, sowie die aufflammende Romanze mit Lana Lang, die ihn auf Abstand hält, weil sie spürt, dass er etwas verheimlicht, machen Clark das Leben reichlich schwer. Seine Kräfte sind eben nicht einfach nur ein Geschenk, sondern oft eine große Bürde.

Und außerdem stehen da noch die großen Themen Selbstfindung und Identitätskrise im Raum. Dass Clark kein Mensch ist, ist ihm natürlich schon früh bewusst, aber wer ist er wirklich? Die Antwort besucht ihn in Form der Stimme seines leiblichen Vaters. Durch ihn erfährt er die Wahrheit über seine ursprüngliche Herkunft: Clark heißt eigentlich Kal-El und stammt vom Planeten Krypton. Und offenbar wurde er auserwählt, um die Menschheit zu versklaven. Oder so. Zwischendurch fängt Clark dann auch noch als Reporter beim Daily Planet in Metropolis an, und er lernt all die anderen gefühlten 100 Superhelden kennen, die ihm bald mit Rat und Tat mehr oder weniger hilfreich zur Seite stehen. Und was wäre eine Superman-Serie ohne seine markanten, übermenschlichen Gegner, allen voran General Zod, Brainiac, Doomsday, Darkseid, Silver Banshee, Winslow Schott, und der böse Clark Kent aus dem Paralleluniversum. Die Liste ist beinahe endlos. Auch wenn es schwerfällt, zu glauben, dass Clark Kent alle diese Feinde bereits vor seiner eigentlichen „Karriere“ als Superman kennengelernt und besiegt haben soll.

Der Clou an Smallville ist, dass es den Figuren in zehn Staffeln zwar gelingt, alle möglichen Umschreibungen für den Mann aus Stahl zu formulieren, aber nie wird er direkt als Superman betitelt, denn der ist er nicht. Clark Kent muss erst zu Superman werden. Bei Lana Lang dachte ich zunächst, es handle sich um eine alternative, jüngere Version von Lois Lane, schon wegen des ähnlichen, alliterativen Namens. Aber die richtige Lois tritt tatsächlich später noch in der Serie auf.

Film- und Fernsehfans wie ich finden besondere Freude daran, dass mehr oder weniger das komplette Who-is-Who der Superman-Live-Action-Auftritte vertreten ist. So haben Christopher Reeve und Margot Kidder wiederkehrende Gastauftritte, außerdem Dean Cain und Teri Hatcher. Solche kurzen Momente, die vermutlich nicht allzu viele Zuschauer verstehen werden, versüßen einem Fan nicht unerheblich das Serienvergnügen. Smallville hat mir insgesamt sehr viel Freude bereitet, wenn auch gerade am Anfang – und darunter leiden meines Erachtens nicht wenige Serien – alles noch sehr ungeschliffen und monoton ist. In jeder Folge irgendein anderer Kryptonit-Mutant (oder „Meteoriten-Freak“, wie sie in Smallville genannt werden), und Clark muss wieder einmal Smallville und vor allem Lana retten. Erst später beginnt die Serie aufzublühen mit ihren vielen etablierten Charakteren, und Clark beginnt endlich seine Rolle in der Welt zu verstehen und zu akzeptieren. Er wächst an seinen Erfolgen und an seinen Verlusten. Smallville mag nun keine grandiose Serie sein, aber meine Zeit habe ich schon schlechter investiert. Superman-Fans werden in jedem Fall auf ihre Kosten kommen.

Was macht man, wenn der eigene Bruder unschuldig im Todestrakt sitzt und auf seine baldige Hinrichtung wartet? Genau, man überfällt eine Bank! Und herzlich willkommen bei Prison Break! Nun, zugegeben, die Pilotfolge habe ich hierbei ein wenig komprimiert. Die US-amerikanische Gefängnis-Serie, die von 2005 bis 2009 (oder länger) über vier (oder mehr) Staffeln produziert wurde, habe ich inzwischen vollständig (oder auch nicht) auf Blu-ray beinahe täglich nach Feierabend auf meinem Ergometer gebannt verfolgt, nur unterbrochen durch eine fast sechsmonatige Krankheitsphase. Die Box enthält die regulären vier Staffeln und den abschließenden TV-Film „The Final Break“. Mittlerweile wurde (laut Wikipedia) längst eine fünfte Staffel produziert, und eine sechste ist in Planung. Aber diese klammere ich hier vorerst aus.

Der blitzgescheite, gutaussehende Bauingenieur Michael Scofield (Babyface Wentworth Miller) überfällt natürlich nicht grundlos eine Bank, nachdem er trotz schwieriger Kindheit eigentlich ein tadelloses Leben geführt hat. Er hat diesen Überfall von langer Hand geplant, und sogar seine sofortige Verhaftung an Ort und Stelle. Kurzerhand wird er für den Raub verurteilt und in die Haftanstalt Fox River gebracht, wo er seine mehrjährige Haftstrafe verbüßen soll. Es ist natürlich kein Zufall, dass just dort auch sein älterer Bruder Lincoln Burrows (Dominic Purcell) einsitzt, der seit kurzem auf seine Hinrichtung wartet. Diesem wurde der Mord am Bruder der Vize-Präsidentin angehängt, aber er weiß nicht einmal genau von wem und warum. Michael hat einen grandiosen, ausgeklügelten, aber sehr riskanten Fluchtplan, den er in Form seines neuen Ganzkörpertattoos ins Gefängnis mitbringt. Er muss mit Lincoln schnellstmöglich aus Fox River ausbrechen, um ihm das Leben zu retten.

Natürlich spielt nicht die gesamte Serie im Gefängnis. Das ist soweit nur die Prämisse der ersten Staffel, und – !Achtung Spoiler! – schon bald ist man einer großen Verschwörung auf der Spur. Es stellt sich heraus, Lincoln ist nicht nur unschuldig an dem Mord, für den er verurteilt wurde, nein, der Mord ist eigentlich auch gar nicht passiert, denn das angebliche Opfer lebt noch. Das Problem ist nur, das auch beweisen zu können. Prison Break lebt von den vielen zwielichtigen Figuren, die Michael und Lincoln im Gefängnis nacheinander (nicht immer ganz freiwillig) ins Boot holen müssen, damit der Ausbruch auch über die Bühne gehen kann, darunter Mafiosi, Mörder, Vergewaltiger, Räuber und Kleinkriminelle.

So wie die Serie und ihre Charaktere sich entwickeln, so werden auch die völlig unerwarteten Wendungen immer aberwitziger. Kleine Kostprobe: Bald taucht Michaels und Lincolns längst verschollen geglaubter Vater wieder auf. Und der hat auch noch die ganze Zeit für die „Company“ gearbeitet, also die mafiöse Geheimorganisation, die Lincoln auf den elektrischen Stuhl bringen will. Gegen Ende steht dann sogar die eigentlich vor Jahrzehnten verstorbene Mutter auf der Matte – und die ist quasi der Kopf der Company. Als wäre das noch nicht genug, offenbart sie den beiden Hauptcharakteren wiederum schonungslos, dass sie eigentlich gar keine Brüder sind. Die Lindenstraße ist ein Scheiß dagegen! Ich habe nur noch darauf gewartet, zu erfahren, dass Michaels Mutter eigentlich nicht seine Mutter, sondern sein Vater ist. Oder Manuel Neuer.

Ja, ich habe nun vieles aus der Serie verraten. Das ist meine Art zu betonen, dass die Autoren es mit den Twists doch ein wenig zu gut gemeint haben, nur damit es durchgehend spannend bleibt. Im großen und ganzen fand ich die Serie wirklich angenehm, aber doch leicht übertrieben. Auch die Tatsache, dass Michael aus einem Gefängnis ausbrechen kann, kann ich mir in der ersten Staffel noch sehr gut vorstellen, da er sich akribisch vorbereitet hat und beim Bau des Gebäudekomplexes beteiligt war. Aber dass ihm das später quasi unvorbereitet, unter hohem Zeitdruck, aus einem beliebigen anderen Gefängnis jederzeit wieder gelingen wird, wage ich doch stark zu bezweifeln. Manchmal erinnerte mich die Serie an eine Art „Ocean’s Eleven“, wenn Michael Scofield und sein durch und durch unsympathisches Ex-Knacki-Team wieder irgendwo aus- oder einbrechen sollten.

Prison Break ist (wie zu erwarten war) stark testosteronhaltig, und insgesamt recht sehenswert, auch wenn es spätestens in der vierten Staffel doch deutlich an Glaubwürdigkeit verliert und auch das Niveau nicht mehr richtig halten kann. Sehr gefallen hat mir daran, dass es nicht einfach nur gut und böse gibt, sondern das ganze Spektrum abgedeckt ist. Insbesondere, da man als Zuschauer der Serie die Welt sowieso verkehrt herum sieht: Die Hauptfiguren sind allesamt flüchtige Gefängnisinsassen und die Behörden sind der Feind. Manchmal wechseln eigentlich „gute“ Charaktere zu den Bösen, und hin und wieder kommt einer von den Bösen auch zur Erkenntnis, dass er sich ändern muss. Nun darf ich nach einem Dreivierteljahr auch diese Fernsehserie vorerst als abgeschlossen betrachten und mich einer neuen zuwenden.

Zuerst zehn Staffeln SG-1, danach fünf Staffeln Atlantis und nun gerade mal noch zwei Staffeln für Stargate: Universe. Offenbar wird die Länge jedes in Folge produzierten Stargate-Ablegers (ganzzahlig) immer weiter halbiert. Wenn je eine weitere Serie käme, sollten sich die Fans auf eine einzelne, aber wahrscheinlich spannende Staffel in ihrem Lieblingsuniversum einstellen. Bis dahin kann ich immerhin von mir behaupten, alles an offiziellem Film- und Serienmaterial zu Stargate gesehen zu haben. Zuletzt die beiden Staffeln des leider vorzeitig abgesetzten „SGU“, die von 2009 bis 2011 produziert wurden.

Während es in SG-1 noch fast vollständig um Reisen durch das Stargate ging, und schon in Atlantis immerhin gut zur Hälfte mit Raumschiffen gereist wurde, führt SGU diese Entwicklung konsequent fort: Hier geht es im Prinzip nur noch um ein Raumschiff: Die Destiny. Klar, ein mobiles Stargate hat die Destiny auch, aber im Kern wird jetzt die Geschichte von Star Trek: Raumschiff Voyager neu erzählt: Durch einen blöden Zwischenfall landen rund einhundert Menschen auf dem Antiker-Kreuzfahrtschiff „Destiny“, das seit endlosen Zeiten irgendwo (unbemannt mit Autopilot) am anderen Ende des Universums unterwegs ist, um … ja, was eigentlich? Jedenfalls gibt es für die Gestrandeten absolut keinen Weg mehr zurück, also machen sie das Beste daraus, und das mysteriöse, unerforschte Schiff zu ihrem neuen, leicht gruseligen Zuhause. Irgendwann wird man doch bestimmt mal bei der Erde vorbeikommen und abspringen können.

Zu den Hauptfiguren der Serie gehört Colonel Young, sozusagen der Papa Schlumpf, der versucht, die Ordnung auf dem Schiff mit Hilfe seiner provisorischen Militärregierung aufrechtzuerhalten, während der Widerstand dagegen mit der Not wächst. Die Serie lebt lange Zeit von den Konflikten zwischen dem Militär und den Zivilisten, bzw. Wissenschaftlern, die nicht immer dieselben Interessen haben. Der große Gegenspieler von Young ist Dr. Rush, der geniale Wissenschaftler, gespielt von Robert Carlyle, neben Lou Diamond Phillips der womöglich bekannteste Darsteller in der Serie. Daneben gibt es noch das etwas beleibte Wunderkind Eli: Ganz egal wie knapp die Nahrungsvorräte sind, Eli behält seinen Winterspeck. Young und Rush müssen mehr oder weniger gemeinsam daran arbeiten, die vielen Ziele der unfreiwilligen „Mission“ unter einen Hut zu bringen: Das Überleben der Menschen auf dem Schiff sicherstellen, den Autopilot ausschalten, einen Weg nachhause finden, das Schiff erforschen und reparieren, sich gegen Angreifer verteidigen, und noch so einiges mehr. Bei all dem Stress kann man sich schonmal gegenseitig an die Gurgel gehen.

Stargate: Universe macht für mich im Gegensatz zu den ersten beiden Serien etwas Entscheidendes richtig: Die Produzenten haben endlich aufgehört, die Serie pausenlos mit unangebrachten Witzen aufzulockern. Jede aufkeimende Ernsthaftigkeit wird in SG-1 und Atlantis sofort ruiniert, jede noch so gefährliche Situation sofort durch einen dämlichen Schenkelklopfer entschärft. Nein, SGU ist endlich so viel düsterer, viel deprimierender, viel „logischer“. Man sieht den Leuten an, dass die Situation scheiße ist. Die Menschen haben Heimweh, gehen sich irgendwann mächtig auf die Nerven, verdächtigen sich gar gegenseitig. Paranoia, Meuterei, Sabotage und Mord! Niemand hatte das Bedürfnis, die Zuschauer ständig mit Humor aufzumuntern, weil es gar keinen Grund dafür gibt. Oh, es gibt Humor in SGU, aber in kleinerer Dosis, und dezent platziert. Auch bin ich mehr als froh darüber, dass die Serie diesmal kein albern heroisches Intro bekommen hat, das die tapferen Soldaten stets in Aktion gegen außerirdische Bedrohungen zeigt, sondern nur ein ganz schlichtes Logo. Es ist wirklich erfrischend.

Die Serie endet leider nicht ganz regulär, es bleiben sehr viele Fragen offen, zum Beispiel wohin die Destiny eigentlich genau unterwegs war. „Es ging nie darum nachhause zu kommen, es geht darum ans Ziel zu gelangen.“, deutet man desöfteren an, aber das ist so geheimnisvoll wie nichtssagend. Die USS Voyager kam nach ganzen sieben Staffeln verloren im Delta-Quadranten wortwörtlich fünf Minuten vor dem Serienfinale zuhause an, zum Glück hat man ähnliches nicht mit SGU versucht. Insgesamt gefällt mir die Serie deutlich besser als SG-1 und Atlantis, aber mit der Meinung stehe ich wie immer ziemlich alleine da. Die Stimmung passt viel besser zum Setting, und die Serie nervt nicht ganz so sehr mit dem üblichen spirituellen Scheiß, auch wenn es sich in einzelnen Episoden wohl doch nicht vermeiden ließ.

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Ich wünsche einen fröhlichen Tag der Deutschen Reinheit. Wenn der Soli zwar seit Jahren abgeschafft gehört, bekommt man für sein teures Geld zumindest noch einen zusätzlichen freien Tag im Jahr. Zeit für einen kleinen Serienbericht: Die zweite Etappe des Stargate-Serienuniversums ist nach nur acht Monaten geschafft: Nach Stargate – Kommando SG-1 habe ich jetzt also auch die fünf Staffeln der Spinoff-Serie Stargate: Atlantis über mich ergehen lassen. Die Serie wurde zeitgleich mit den letzten paar Staffeln von SG-1 produziert und lief von 2004 bis 2008 (in der IMDb steht bis Ende 2009, aber das ist falsch). Es führt die Geschichte der Atlantis-Expedition fort, die in der Vorgängerserie bereits angedeutet wurde. Das Team ist ein völlig anderes, wobei einige Figuren bereits in einzelnen Episoden von SG-1 vorgestellt wurden, darunter die Leiterin Dr. Weir und der Wissenschaftler McKay.

Der Name „Atlantis“ ließ mich zuvor glauben, die Serie spielte in einer der bereits zuvor entdeckten Unterwasser-Welten, mit einem Unterwasser-Stargate, das man mit einem Tauchboot erkunden müsste, da die entsprechende Episode auch so etwas geheimnisvolles hatte und so viele Fragen offen ließ. Ich nahm also an, es würde letztlich so etwas wie Seaquest DSV werden. Tatsächlich aber spielt Atlantis ganz woanders, und sich auch zum größten Teil über Wasser ab. Die Menschheit hat den Weg in die Pegasus-Galaxie gefunden und dort endlich die versunkene (tauchende, schwimmende, fliegende) Stadt Atlantis entdeckt, die einst von den Antikern gebaut und bewohnt wurde. Da diese aber vor Jahrtausenden kurz Zigaretten holen gegangen und nie mehr zurückgekehrt sind, machen es sich die Menschen dort direkt gemütlich. Doch kaum hat das Atlantis-Team den Kamin befeuert und seine kuscheligen Hausschuhe angezogen, klopfen auch schon die neuen Nachbarn, die gruseligen Wraith, an die Haustür und wollen sich etwas Menschenfleisch borgen. Man kennt das.

Die Wraith – fischgesichtige, weißhaarige Monster mit langen Ledermänteln und Reißzähnen – sind also die fiesen Gegner in Stargate: Atlantis, und sie ernähren sich von Menschen. Keine Kühe, Pferde oder Schweine, meinetwegen Hunde oder Katzen, die Galaxie ist voll von schmackhaften Lebewesen, und doch stehen auf dem Speiseplan einzig die Menschen. Zur Abwechslung mal niemand, der sich von Menschen anbeten lassen will, sondern sie einfach auffrisst, dachte ich, aber tatsächlich kommt auch jenes überstrapazierte Thema bei den Fischköpfen bald wieder vor. Daneben tauchen mit den Replikatoren auch ein paar alte Bekannte auf, die sich ebenfalls mit den Wraith nicht so gut verstehen. Und immer wenn ich „Replikatoren“ höre, muss ich an „Tee, Earl Grey, heiß“ denken.

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Wie auch SG-1 gefiel mir Atlantis ganz gut, und dann auch wieder nicht so richtig. Die Hauptfigur John Sheppard wird in der Pilotfolge direkt von Jack O’Neill vorgestellt und verhält sich dann auch exakt wie sein Klon. Lustige Sprüche selbst in den tödlichsten, ausweglosesten Situationen, ansonsten immer ganz der Soldat. Im Gegensatz zum Hohlbrot O’Neill soll Sheppard jedoch ein hochintelligenter Mann sein, wovon in der Serie aber leider kein Gebrauch gemacht wird, da Dr. Rodney McKay ohnehin das unübertroffene Superhirn des Teams ist. Es ist fast unerträglich, dass diese überhebliche, unsympathische Figur immer die Lösung für alles findet. Gebt dem Mann einen Taschenrechner und ein Kabel und er hackt sich damit überall rein. In zwei Minuten! Ohne Handbuch! Was für ein Glück, dass man sich überall im Weltraum auf USB und Ethernet geeinigt hat, sonst stelle ich mir das wirklich schwierig vor.

Oft geht mir auch die Athosianerin Teyla auf den Keks. Sie ist quasi der weibliche Teal’q in Atlantis. Sie arbeitet Tag und Nacht mit Militärs und den besten Wissenschaftlern der Welt zusammen, und kommt dann mit hanebüchenen Geschichten wie: „Mein Volk glaubt seit Generationen an irgendwelche Geister, die magische Kräfte haben, die dich von irgendwas heilen können. Doch wirklich! Die Stammesältesten bei uns können nicht irren! Geister!“. Am Ende der Episode stellt sich dann raus, dass es nur ein antikes Gerät war, das eine bestimmte Strahlung ausgesendet hat, die sich problemlos messen lässt. Tja, Pech. Vielleicht kommt Teyla sich mit ihrer Spiritualität nach der Episode dann wenigstens dumm vor.

Am allerschlimmsten an der Serie ist jedoch, dass die Schreiber immer noch große Probleme damit haben, sich von ihren Figuren zu trennen. Niemand stirbt richtig. Niemand! Wer in einer der Episoden stirbt, wird entweder ein paar Minuten später wiederbelebt oder taucht einfach ein paar Folgen später wieder als Klon, als Geist, als Replikator, als Computerprogramm oder sonstwas wieder auf. Schon in SG-1 war es mir zu mühsam im Kopf zu behalten, ob Daniel Jackson jetzt gerade tot, aufgestiegen oder reinkarniert war. Das ging mir wirklich gegen den Strich, das wirft mich echt raus. Ich wette die Serie hätte viel besser funktioniert, wenn sie sich nicht immer irgendwelche feigen Schlupflöcher für eine spätere Rückkehr jeder Figur einbauen würde. Steht doch endlich mal dazu, wenn schon einer über die Klinge springen muss! Andererseits durfte ja auch Tasha Yar nach ihrem Tod noch mindestens zweimal mitmachen…