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Vor einigen Wochen habe ich einen kleinen Artikel über die Dongleware-Soundtracks von Jürgen Piscol geschrieben. Mal davon abgesehen, dass ich darin die Titelmusik zu MIDI-Maze II angekündigt, aber noch nicht hochgeladen habe (work in progress), so möchte ich damit aber die Aufmerksamkeit auf eine etwas andere – aber dennoch verwandte – Spielereihe lenken.

Im Jahre 1990 erblickte für den Atari ST das Spiel „Thriller“ (auch bekannt als „Thriller PD“) das Licht der Welt. Entwickelt wurde es von Martin Hintzen und Jürgen Verwohlt aus Münster. Als Programmiersprache diente Pure C – eine Weiterentwicklung von Turbo C – und der „Game-Level-Designer“, der mir leider nicht bekannt ist. „Thriller“ war der erste Teil der „Mad Martin Saga“ und war ein sogenanntes Kugel- bzw. Murmelspiel, also ein Geschicklichkeitsspiel mit Kugeln. Der Spieler übernimmt die Rolle von Mick Murmel, einer weißen Kugel mit einem freundlichen Gesicht, und muss sich durch zahlreiche Bildschirme kämpfen um schließlich seinem Erzfeind, dem bösen Mad Martin zu begegnen. Die Kugel des Spielers kann dabei nur durch das eingezeichnete Röhrensystem rollen und muss dabei den gegnerischen Kugeln und den Blitzen ausweichen und auch alle sonstige Hindernisse umgehen. Ein Bildschirm wird gelöst, wenn alle Herzen eingesammelt sind. „Thriller“ bot lediglich zehn Levels, wenn ich mich recht erinnere.

Die Vollversion nannte sich „Thriller (N.T.)“ und bot eine richtige Titelmusik, bessere Grafiken und 100 Levels. Dass sich die beiden Programmierer dabei von OXYD haben inspirieren lassen, zeigt sich hier immer deutlicher: Die ersten zehn Levels davon waren frei spielbar, danach benötigte man ein Codebuch für 60 DM.

1992 erschien der Nachfolger „Shocker – Mad Martin’s Revenge„, der einige neue Spielideen mitbrachte, die das Spiel wiederum noch stärker in das OXYD-Lager drückten. Es gab nun nicht mehr nur die bekannten Röhrenlevels aus „Thriller“, sondern auch Levels wo die Kugel sich frei bewegen konnte. Wiederum war ein Codebuch nötig, und es gab erstmals einen Zweispielermodus via MIDI.

Schließlich im Oktober 1993 erschien der letzte Teil der Reihe: „Shocker 2 – Das Haus der Spiele“ („The House of Games“). Das verhält sich zu „Shocker“ ungefähr genauso wie OXYD2 zu OXYD: Neue Spielelemente, neue Levels, aber gleiche Optik, gleiches Prinzip. Und die Titelmusik unterscheidet sich nur unwesentlich von der in „Shocker“. Zusätzlich gab es eine spezielle hochauflösende Farbversion für den Atari TT/Falcon.

Die Songs (mit Ausnahme von „Thriller PD“) wurden wahrscheinlich mit dem SMS Synthesizer komponiert und stammen von Gerald Sandfort, Samuel Palkus und Jürgen Verwohlt. „Shocker“ hatte sogar gleich zwei Titelsongs, zwischen denen man wählen konnte. Meine neuesten drei Youtube-Uploads zeigen sowohl die Titelmusik als auch einige typische Spielszenen der Spiele. Und als kleine Zugabe habe ich ein nettes Gameplay-Video zum Ur-„Thriller“ beigefügt.

Thriller (N.T.)
Shocker – Mad Martin’s Revenge
Shocker 2 – Das Haus der Spiele

Thriller Gameplay

Achja, die miese Qualität der Songs bitte ich zu entschuldigen. Die ST-Emulatoren haben leider allesamt dieselben Probleme wenn es um digitalisierte Musik geht. Im Moment geht es leider nicht viel besser.

Horrorfans, die nachts den Fernseher einschalten und durch die Kanäle zappen, bleiben mit großer Sicherheit an „Autopsie – Mysteriöse Todesfälle“ auf RTL2 hängen. Eine TV-Serie, die von 2001 bis 2004 produziert wurde und die bekanntesten und unheimlichsten Mordfälle der Geschichte und die Ermittlungen zeigt. DIE TV-Serie, die jeden Optimisten am meisten an der Menschheit zweifeln lässt.

Es gibt eigentlich nur wenige Folgen von „Autopsie“, die ich noch nicht gesehen habe. Einer der bemerkenswertesten Aspekte der Serie ist die typische Hintergrundmusik, die einen Großteil der Atmosphäre erzeugt. Da mich die Musik sehr interessiert, habe ich ein wenig recherchiert und den Komponisten des Soundtracks festgestellt: Alexander Vafiopoulos.

Der fähige Musiker, der im Internet auch unter den Pseudonymen FunkyFinca und Freistilprogrammierung bekannt ist, hat für „Autopsie“ seinerzeit stolze 75 Musikstücke produziert. Als kleines Webfundstück verlinke ich hier seine Myspace-Seite, wo er drei der bekanntesten Songs aus der Serie zum Anhören anbietet: Scary Theme 1-3. Wer die Serie regelmäßig schaut, wird sie sofort erkennen.

Auf der inzwischen stillgelegten offiziellen Webseite zur Serie wurden vor wenigen Jahren ebenfalls einige Songs zum Mithören angeboten. Leider gibt es den Soundtrack nicht zu kaufen, da die Rechte alleine bei RTL2 liegen, darum habe ich mich mit Herrn Vafiopoulos in Verbindung gesetzt und nachgefragt. So wie es aussieht, stehen die Chancen nicht schlecht, dass der Soundtrack demnächst doch noch käuflich zu erwerben sein wird. Interessenten sollten sich hierzu bei ihm melden.

Einige musikalische Fakten am Rande: In der Serie wurden zusätzlich zum extra komponierten Soundtrack auch einige weitere Musikstücke aus anderen Soundtracks regelmäßig verwendet. Darunter z.B. „The Tower“ aus dem Soundtrack zum PC-Spiel „Myst“ von Robyn Miller aus dem Jahr 1993. Zwei weitere sind jeweils aus dem Sci-Fi-Film „Dark Star“ (1974) und aus dem Slasher „Halloween“ (1978) – beide von John Carpenter.

OxydEs ist inzwischen genau 20 Jahre her, da hat ein Modula-2-Programmierer aus dem nahen Neckargemünd eines der bekanntesten Monochromspiele für den Atari ST entwickelt und damit gleichzeitig eine neue Lizenzform für Spielesoftware erfunden: OXYD.

OXYD war ein Geschicklichkeits- und Denkspiel, in dem man eine schwarze Kugel durch 100 (+100 im Zweispielermodus) Landschaften navigiert, die man löst indem man OXYD-Steine mit gleichem Motiv wie beim Memory öffnet. OXYD war Dongleware, das heißt das Spiel war Public Domain, aber nur eingeschränkt spielbar. Um es durchzuspielen, benötigte man die Codes aus dem OXYD-Buch. Mit dem richtigen Code konnte man magische Steine sprengen, die sonst ein unüberwindbares Hindernis darstellten.

Ein Jahr später erschien der Nachfolger OXYD2 für den Atari ST, der einige Erweiterungen mit sich brachte und 200 neue Landschaften. Aber im Grunde war es dasselbe Spiel. Noch im selben Jahr wurde allerdings Spacola veröffentlicht, das komplett anders war: ein 2D-Weltraum-Ballerspiel mit witzigen Gags und ähnlich netter Grafik. Diese drei Spiele gehörten praktisch mit zum Pflichtprogramm für jeden Atarianer.

Entwickelt wurden diese drei Dongleware-Spiele 1990 und 1991 von Meinolf Amekudzi (geb. Schneider) in der Programmiersprache Megamax Modula-2. Die mehr als beeindruckenden Titelsongs dazu komponierte Jürgen Piscol. Mit meinen drei neuesten Youtube-Videos wollte ich euch einen kleinen Einblick in die Spielewelt meiner Kindheit gewähren:

OXYD
OXYD2
Spacola

Vielleicht lade ich die kommenden Tage auch noch die Titelmusik zu MIDI-Maze II hoch – praktisch der Urgroßvater aller First-Person-Shooter.