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Was für ein denkwürdiger Augenblick für mich. „The Endless River“ heißt das gestern veröffentlichte neueste Album der legendären Kultband Pink Floyd. Vor 20 Jahren erschien das letzte Studioprodukt „The Division Bell“, das ich persönlich als den absoluten Höhepunkt der musikalischen Qualität der Band betrachte, aber mit dieser Meinung mache ich mich leider bei vielen selbsternannten „echten“ Fans unbeliebt, die Gründe dazu weiter unten. Jedenfalls habe ich mir heute das neue Album gekauft, und die Gelegenheit gleich genutzt, um auch das fantastische Album von 1994 in einer Remastered-Version zu ergattern.

The Division Bell von Pink Floyd gehört zusammen mit Fate of Nations von Robert Plant und Brothers in Arms von den Dire Straits quasi zum „Scheidungs-Soundtrack“ meiner Eltern. 1993 und 1994 habe ich diese Musik beinahe in Endlosschleife gehört, als mein Vater sich mit den CDs durch diese schwere Zeit gekämpft hat. Alleine durch diesen Umstand, der an uns Kindern natürlich nicht spurlos vorüberging, verbinde ich die Musik mit einer wirklich sehr emotionalen Phase meines Lebens. Ganz besonders der äußerst melancholische und nostalgische Titel „High Hopes“ wird für mich untrennbar mit dieser Zeit verbunden bleiben. Was bringt das neue Album mit? Ein paar ungeordnete Gedanken dazu.

Fans von David Gilmour werden natürlich nicht enttäuscht. Das ist die gute Nachricht. Das Album entstand zu Ehren des 2008 verstorbenen Keyboarders Richard Wright, von dem viele alte Aufnahmen eingeflochten wurden, daher kommt einem schon sehr früh vieles bekannt vor. Man hört das Vorgänger-Album an etlichen Stellen heraus. The Endless River besinnt sich dennoch teilweise wieder auf seine Wurzeln, auf die experimentelle Pink Floyd-Musik der 70er Jahre. Reine Instrumentalmusik wird hier in langen zusammenhängenden Tracks zelebriert, Gesang findet man deutlich weniger. Nicht alles gefällt mir, aber dafür doch noch eine ganze Menge, darunter das verträumte „Surfacing“, das mit einem ganz ähnlichen Glockengeläut endet, wie das womit „High Hopes“ beginnt. Oder „Louder Than Words“, in dem Gilmour zum Abschluss des Werkes noch einmal selbst singt und das mich dadurch stark an das wunderschöne „Shine On You Crazy Diamond“ erinnert. Aber die durchdringende Note von David Gilmour werden die Bewunderer des Pink Floyd Urgesteins Roger Waters auch hier wieder verteufeln und davon sprechen, dass das kein richtiges Pink Floyd-Album ist.

Man möge mir das nachsehen, aber ich bin wahrscheinlich einfach ein paar Jahrzehnte zu spät geboren, daher war ich von Anfang an im „Team Gilmour“. Mein Vater hatte damals etliche Pink Floyd-Scheiben in seiner Plattensammlung. Die spannenden Cover waren für mich als Kind ein großer Spaß. Durch meinen Vater kam ich früh mit Pink Floyds The Wall in Kontakt und war wirklich sehr begeistert, sowohl von dem Spielfilm mit Bob Geldof als auch und vor allem von der Musik. Das Pink Floyd der späten 60er und frühen 70er Jahre war mir immer ein bisschen zu abgedreht, zu psychedelisch, zu ziellos, vielleicht habe ich einfach nicht die richtigen Drogen genommen. Aber die 80er und 90er waren dafür voll mein Ding, also leider ausgerechnet die Phase, in der sich die Band spaltete. Wahre Fans geben David Gilmour die Schuld. Für mich ist sein Einfluss auf die neuen Alben ein wahrer Segen.

Aktuell kann man auf Spiegel Online übrigens ein wirklich lesenswertes Interview mit dem Drummer Nick Mason über The Endless River lesen.