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snesboxDie Unity-Engine kann es längst. Die Unreal-Engine kann es seit einigen Monaten auf zwei verschiedene Arten. Demnächst wird auch die CryEngine den Sprung schaffen. Und jetzt? Na, jetzt läuft sogar Super Mario World im Browser!

Alles im Browser, alles braucht Internet, alles muss vernetzt sein, alles wird verlegt in die Cloud! Diesen Leitspruch hat die Telekom sich dieser Tage offensichtlich zu Herzen genommen und kurzerhand die DSL-Flatrates abgeschafft. Ja richtig, die Telekom verfrachtet uns guten Gewissens zurück ins Internet-Mittelalter. Mit uns dämlichen Deutschen kann man es ja machen, wir wählen ja schließlich auch noch christliche Fortschrittsbremsen in die Regierung. Künftig schauen wir also erst wieder auf die Uhr, wenn wir surfen und downloaden wollen. Ob mein monatliches Datenvolumen noch für dieses oder jenes YouTube-Video reicht, muss ich dann erst am Zähler ablesen. Und wenn wir schon dabei sind, wird auch gleich noch die Netzneutralität beerdigt. Wer die „guten“ Telekom-Dienste nutzt, darf surfen bis die Leitung glüht, wer aber die doofe Konkurrenz bevorzugt, der wird irgendwann gnadenlos gedrosselt. Und wir stehen ja jetzt noch ganz am Anfang dieser Entwicklung. Ich bin schon so gespannt, was als nächstes kommt: Endlich wieder Internet-Minutentarife? Günstigeres Internet von 18-24 Uhr? Spezielle Gaming-Tarife, ein YouTube-Tarif, ein Facebook-Tarif? P2P-Traffic ist täglich teuer hinzubuchbar? Die Telekom hat so viele Möglichkeiten, ihre Kunden zu begeistern, plötzlich gibt es soviele neue Einnahmequellen. Ich kann eigentlich gar nicht aufhören, mich über dieses Thema auszukotzen. Aber ich versuche es für einen kurzen Moment.

So, man möge mir diese Entgleisung verzeihen. Zurück zum Thema. Werden in Zukunft alle PC-Spiele nur noch im Browser laufen? Im Moment deuten einige Zeichen darauf hin. Selbst wenn Cloud-Gaming noch nicht abhebt, JavaScript und Flash sind bereits so leistungsfähig und effizient, dass sie selbst die aufwändigsten Grafik-Engines problemlos schultern. Crysis 3 im Browser zocken? Bald vielleicht möglich. Aber mich als sogenannter „Retrogamer“ interessiert eine andere Meldung, die ich dieser Tage vernahm: Es gibt jetzt einen SNES-Emulator, der komplett im Browser auf Basis von Flash läuft. Nicht nur das, auch bringt dieser ein riesiges Repertoir an Super Nintendo-Spielen gleich mit. Man muss nichts konfigurieren, man muss sich keine ROMs von zwielichtigen Seiten suchen, einfach die Seite snesbox.com ansurfen, Spiel aussuchen, und im Büro in der Mittagspause zwischendurch eine Runde Super Mario Kart, Zelda 3 oder Secret of Mana spielen.

Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass das urheberrechtlich gesehen natürlich ein problematisches Projekt ist, denn die unzähligen ROMs, die dem Emulator bereits beiliegen, sind per Definition allesamt illegale Kopien. Durch die viele Werbung auf der Seite verdient der Entwickler Vadim Grigoruk sogar Geld an Nintendos Spielen, was die Sache juristisch noch relevanter macht. In der Praxis dürfte es aber relativ schwierig sein, den Entwickler abmahntechnisch zu torpedieren, da es sich um eine russische Seite handelt.

Inzwischen sind bereits 53.000 Benutzer für die SNES-Variante und knapp 20.000 für die NES-Variante registriert. Registrierte Nutzer können sogar Savestates auf dem Server abspeichern, und zudem gibt es die Möglichkeit, „Walkthroughs“ aufzuzeichnen und damit in einen Wettkampf mit anderen Retrogamern zu treten. Hierbei handelt es sich wohl um kleine Input-Logs, die zusammengenommen einen Komplettdurchlauf in einem Spiel bis zum Abspann ergeben. Auch an einen Zweispielermodus über die Webseite wurde gedacht. SNESbox wirbt damit, dass es mit 11.337 ROMs daherkommt (was einem kompletten Set entspricht), bestehend aus 1861 verschiedenen Spielen. Außerdem können eigene ROMs von der Festplatte hochgeladen und gestartet werden.

Mit NESbox gibt es dasselbe Rundum-sorglos-Paket für das Nintendo Entertainment System. Dem Flash-NES-Emulator liegen gar 16.373 ROMs (1810 Spiele) bei. Grundsätzlich finde ich die Idee hinter dem ganzen Projekt gut, nur eben nicht die Tatsache, dass hier wohl auch versucht wird, Geld mit der Arbeit anderer zu scheffeln. Mich würde außerdem interessieren, welche Emulatoren der Entwickler als Grundlage für seine Flash-Portierungen nahm, weil Eigenentwicklungen sind das ja in den wenigsten Fällen. Erwähnt wird es leider mit keinem Wort. Vermutlich wurde auch da die eine oder andere Lizenz verletzt.

Achja: Telekom boykottieren. Anbieter wechseln.

Bleib‘ cool, konzentriere dich, denn die Zukunft beginnt JETZT mit Super Nintendo 16-Bit-Power und immer neuen unschlagbaren Super-Spielen, 3D-Grafik, 360-Grad-Turns, 32000 Farben. Nie zuvor waren die Effekte verblüffender, die Spiele heißer, die Gegner gefährlicher. Bist du gut genug für Super Nintendo? Dann hol’s dir. Nintendo – I want it all.

Mit diesen Worten leitete Nintendo eine neue Ära der Videospiele in Deutschland ein. Heute auf den Tag genau vor 20 Jahren, am 15. August 1992, feierte Nintendos Super Famicom seine Markteinführung bei uns. Außerhalb von Japan war die erfolgreiche Spielekonsole natürlich bekannt als Super Nintendo, oder – in Anlehnung an seinen Vorgänger – SNES. Deutschland war eines der Länder, die am längsten auf die Wunderkonsole warten mussten. Außerhalb der Grenzen gab es das Super Nintendo bedeutend früher, der Marktstart in Japan war beinahe zwei Jahre(!) davor.

Ich werde jetzt nicht die technischen Daten der Hardware runterleiern, denn das kann die Wikipedia sehr viel besser. Aber einen kleinen Kommentar anlässlich des Geburtstags hierzulande möchte ich mir dennoch nicht verkneifen. Den Artikel beginne ich nicht ohne Grund mit einem Zitat aus der Super-Nintendo-Werbung von 1992, denn das ist das Bild, das ich im Kopf habe, wenn ich an den Zeitpunkt der Veröffentlichung denke. Mein Vater war schon immer ein Homecomputer-Freak und sah immer zuerst den praktischen Nutzen hinter solchen Geräten. Eine Spielekonsole, die nur den Zweck hat, Spielesoftware „abzuspielen“ betrachtete er als sehr beschränkt und, angesichts der Preise für einzelne Spiele damals (bis zu 150 DM), auch extrem überteuert. Also keine Spielekonsole für mich. Damals machte mich das traurig, weil ich immer ein wenig neidisch auf die Spiele von Nintendo und Sega schielte. Heute verstehe ich die Einstellung meines Vaters voll und ganz, und seine Erziehung zeigt Wirkung: Mir eine PS3 zu kaufen, eine Xbox 360 o.ä. käme für mich nie in Frage. Allerdings würde ich mir heute vielleicht aus Nostalgiegründen ein SNES kaufen.

Aber damals war ich noch ein Kind, und die Nintendo-Werbung im Nachmittags-Kinderprogramm entflammte meine Begeisterung für diese Spiele täglich aufs Neue. Ich hatte zwar eine riesige Auswahl an Spielen auf dem Atari ST, aber die hatte ich längst bis zum Erbrechen gespielt, außerdem ist das Gras auf der anderen Seite bekanntlich immer grüner. Ich baute mir ein kleines Netzwerk von Schulfreunden auf, bei denen ich nachmittags vorbeikommen und mit ihnen irgendwas auf den Spielkonsolen spielen konnte. Wahrscheinlich strapazierte ich oft die Geduld meiner Freunde. Einer hatte ein NES, ein anderer das Master System, und als mein Nachbar dann August 1992 ein Super Nintendo bekam, da war es dann wohl endgültig aus. Es folgten wochenlange Sitzungen mit Super Mario World, Turtles In Time und Street Fighter 2 in seinem Wohnzimmer, wenn wir ausnahmsweise mal nicht auf Fahrrädern das Dorf unsicher machten.

Auch nach meinen Umzügen 1993 und 1994 hatte ich wieder einen Nachbarn mit einem SNES und man schloss sehr schnell Freundschaft. So bestimmten bald Zelda 3, Super Mario Kart, Prince of Persia, Zombies, Parodius, Starwing, Castlevania IV, Donkey Kong Country, Super Mario World 2, uvm. den Großteil meiner Freizeit. Meine Amiga-Spiele damals waren natürlich auch sehr toll, aber die konnte ich ja jeden Tag spielen, das war eben nicht dasselbe.

Bis heute ist das SNES für mich unangefochten die ultimative Spielekonsole. Es ist einfach das Gesamtpaket, das mich so beeindruckt hat, die hohe Durchschnittsqualität der verfügbaren Spiele, das beste Verhältnis von Hardwareleistung zu ausgereizter Technik. Sogar die Musik war grandios. Damals fiel nicht einmal auf, dass sich alle Songs auf einer Cartridge denselben Instrumentensatz teilten. Als sich Nintendo entschied, künftig mit dem Nintendo 64 auf unausgereifte Polygongrafik zu setzen (die 1996 wohl im besten Fall bescheiden aussah), da verlor ich das Interesse an dem ganzen Zirkus. Es gibt Fälle, da hätte ich lieber eine ordentliche Bitmap-Grafik anstelle grobkantiger 3D-Modelle. Allerdings sollte man in diesem Zusammenhang nicht die SuperFX-Spiele wie Starwing und Vortex unerwähnt lassen, denn deren untexturierte Polygongrafik war zwar gewöhnungsbedürftig, aber die Spiele großartig.

Wie dem auch sei, ich verbinde eine großartige Zeit mit dieser Wunderkiste und einige der spannendsten Jahre meines Lebens, obwohl ich selbst nie eine besessen habe. Zur Erinnerung an eine farbenfrohe Grundschulzeit mit der Super-Duper-16-Bit-Power – 20 Jahre Super Nintendo in Deutschland. Wir beide sind schon ziemlich schlecht gealtert.