Normalerweise verdienen Spielehersteller, die ihre Produkte mit einem Onlinezwang versehen, keinen einzigen Cent von mir. Ich will solche Restriktionen bewusst nicht fördern, daher kaufe ich so etwas nicht. Normalerweise. Für Diablo 3 musste ich nun leider zum ersten Mal eine Ausnahme machen. Zum einen, weil ich ein großer Fan von Diablo 2 und ganz besonders vom Ur-Diablo war. Zum anderen, weil ich seit fünf Jahren auf einem doofen Mediamarkt-Gutschein sitze, den ich nun endlich loswerden wollte. Achievement unlocked: Spiel gekauft.
Nun habe ich inzwischen die erste Spielstunde hinter mich gebracht und ich möchte euch an einem kurzen Erfahrungsbericht teilhaben lassen, damit sich auch Leute entscheiden können, die noch am zweifeln sind, ob das Spiel wirklich was für sie ist.
Das Anlegen des Battle.net-Accounts geht relativ einfach und flott. Das Eintippen des Spielekeys ist nervig, aber zum Glück nur einmal nötig. Das Installationsprogramm ist schön gemacht, mit einer wundervollen Variation der Tristram-Theme, und die Installation legt 8 GB auf der Festplatte an. Nun konnte das Spiel endlich gestartet werden.
Das Hauptmenü sieht wunderbar aus. Ich drehe die Auflösung hoch und passe auch die Sound-Optionen an. Dann zum ersten Mal einloggen. Ich gebe meinen BattleTag ein und mein Passwort. Der Einloggen-Button ist grau und lässt sich nicht klicken. Nach kurzer Zeit wird mir klar, dass ich mich mit meiner E-Mail-Adresse einloggen muss, nicht mit dem blöden BattleTag. Wofür ist der Mist dann? An der Seite des Hauptmenüs weist Blizzard mich darauf hin, dass es einen großen Ansturm auf die Server gibt und dass sie sich für Unannehmlichkeiten entschuldigen. Wer konnte denn auch bitte mit einem großen Ansturm rechnen. Völlig überraschend muss das für Blizzard gewesen sein.
Einloggen klappt leider nicht. Manchmal dauert es eine Weile bis eine Fehlermeldung erscheint, meistens folgt sie aber sofort. Ich muss bei jedem gescheiterten Login-Versuch wegen überfüllter Server mein komplettes Passwort erneut eingeben. Das ist natürlich sehr gut gemacht und wirklich sicher. Irgendwann nach dem 30. Mal Passwort eingeben, kopiere ich das Passwort in die Zwischenablage. Von nun an kann ich mich zweimal pro Sekunde mit STRG-V + ENTER einloggen und mir jedesmal die hübsch designte Fehlermeldung anschauen.
30 Minuten später bin ich im Helden-Erstellungs-Menü. Ich entscheide mich für einen männlichen Barbaren, so wie ich das meistens mache. Name für meinen betagten langhaarigen Helden eingeben und ein Klick auf „Held erstellen“. Eine wilde Fehlermeldung erscheint. Nach einigen Sekunden eine weitere Timeout-Fehlermeldung. Ich klicke nochmal – derselbe Fehler. Manchmal erscheint eine andere Fehlermeldung, die besagt, dass der Service nicht erreichbar ist. Diablo 3 bietet einiges an Abwechslung. Ich gebe nicht auf, und klicke immer wieder auf den formschönen Knopf, doch leider klappt es auch nach 15 Minuten nicht.
Die erste Stunde ist damit vorbei und ich muss sagen, der Installer, das Hauptmenü und der Login-Bildschirm erfüllen meine Erwartungen wirklich in jeder Hinsicht. Ganz besonders gefallen hat mir der Helden-Erstellen-Bildschirm, weil der die besten Charaktere hat. Von der Handlung gibt der Installer am meisten her. Die Grafik ist bisher brillant, aber ich hoffe, das lässt sich noch steigern. Die Hardware-Anforderungen sind fair und Ruckler gab es bei mir keine. Ich bin gespannt wie es in der zweiten Spielstunde weitergeht und ob es mir tatsächlich irgendwann gelingen wird, einen Helden zu erstellen, wenn ich nur lange genug daran arbeite.
Fazit: Blizzard bekommt von mir den Goldenen Scheißhaufen verliehen, und zwar dafür dass ich 55 Euro zahlen durfte – für ein Spiel mit Onlinezwang, dessen Login-Server nicht erreichbar sind. Und das obwohl ich Diablo 3 für den Moment sowieso nur im Solo-Modus spielen möchte, wofür ich rein rational gar keine Internetverbindung bräuchte. Wenn Blizzard nicht in der Lage ist, ausreichend Kapazitäten zur Verfügung zu stellen, damit ihre Always-Online-Restriktion vernünftig funktioniert, dann haben die meiner Meinung nach die Pflicht, einen Patch anzubieten, der das Spielen ohne Login-Server ermöglicht. Ich bezahle doch nicht für ein Spiel, von dem ich dann den Login-Bildschirm bewundern darf. Es ist ja nun wirklich nicht so als wäre dieses Problem heute zum ersten Mal aufgetreten. Man hat sich lange vorher darauf vorbereiten können. Das wird erstmal für eine lange Zeit das letzte Spiel mit DRM gewesen sein, das ich mir gekauft habe. Blizzard soll zur Hölle fahren. „Hölle“ … höhö.