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Spannender aber nüchterner Thriller

Der Student Johan (Joel Kinnaman) ist ein kluger Kopf wenn es um Finanzen geht, doch alleine von Geld etwas zu verstehen, macht ihn nicht automatisch reich. Um gleichzeitig studieren und Kontakte zur High Society knüpfen zu können, betätigt er sich nachts illegal als Taxifahrer. Als er sich in die reiche Sophie verliebt, steht sein Entschluss längst fest: Er braucht schnell viel Geld. Der entflohene Häftling Jorge (Matias Padin Varela) hilft ihm dabei, einen Kokaindeal auszuhandeln und in die skrupellose Untergrundwelt einzusteigen. Zur gleichen Zeit begegnen sie dem serbischen Auftragskiller Mrado (Dragomir Mrsic), der seinen Teil vom Kuchen abhaben will und der auch über Leichen geht. Johan stellt entsetzt fest, dass er diese gefährliche Welt lieber nicht betreten hätte. Die Aussicht auf das viele Geld ist aber zu verlockend, außerdem kann niemand mehr so einfach aussteigen.

„Easy Money – Spür die Angst“ ist ein Film über Vertrauen und vor allem Misstrauen in einer Welt schneller riskanter Geldgeschäfte. In dieser Welt gibt es keine Freunde, nur Gewinner und Verlierer – Betrüger und Betrogene. Johan, der zunächst nur auf eine große Menge leichtverdienten Geldes aus ist, erkennt zu spät, welche Opfer er – und andere – dafür bringen müssen. Wem es hier nicht schnell genug gelingt, sich unentbehrlich zu machen, der wird hintergangen oder beseitigt. Der Film zeigt die emotionale Zerrissenheit, die Johan erfährt, während er sich klarmachen muss, dass er keiner der bösen Jungs sein will, nur um einer reichen Frau zu gefallen.

Die schwedische Romanverfilmung unter der Regie von Daniél Espinosa ist ein gegen Ende recht spannender Thriller, der es tatsächlich schafft, jedem Akteur in den thematisierten zwielichtigen Geschäften auch eine menschliche Komponente beizulegen, so beispielsweise dem kantigen Mrado, der sich neben seiner illegalen Geschäfte auch um seine 8-jährige Tochter Lovisa kümmern muss, für die er ein guter Vater sein will. Leider fand ich die erste Hälfte insgesamt eher lau, und gerade in den ersten zehn Minuten fiel es mir schwer herauszufiltern, wer oder was für die folgende Handlung relevant ist. Zeitliche Sprünge von mehreren Stunden sind im ersten Moment nicht deutlich genug. Die Verwirrung löste sich aber doch schnell auf.

Der Film kommt ohne größere Effekte, ohne international bekannte Darsteller und ohne aufwändigen Soundtrack aus, aber das macht den Film noch lange nicht schlecht. Stellenweise ist das nicht ganz so große Budget erkennbar, aber das sorgt nur dafür, dass man sich mehr auf die Leistungen der Schauspieler konzentriert, und die können sich sehen lassen. Die Handlung ist wenig spektakulär und stellenweise ungeschliffen, dafür kommen zum Finale auch Action-Fans noch auf ihre Kosten.

Fazit: Man darf nicht erwarten, dass man hier etwas Neues geboten bekommt, aber „Easy Money“ hat seine Momente. Ich kann nicht behaupten, übermäßig viel von skandinavischen Filmen zu halten, aber dieser ist durchaus sehenswert. Es wird für mich allerdings bei diesem einen Mal bleiben.

Sympathisches Roller-Skate-Märchen für Sportfans

Die 17-jährige Highschool-Schülerin Bliss Cavendar (Ellen Page) wird von ihrer Mutter von einem Schönheitswettbewerb zum anderen geschleift, hat aber eigentlich ganz andere Dinge im Kopf. Durch einen Flyer wird sie auf die TXRD aufmerksam, eine amerikanische Roller-Derby-Liga für Frauen, im benachbarten Austin, Texas. Schon nach der ersten Übungsstunde ist klar, dass Bliss ein großes Talent für diesen harten Sport hat, und avanciert sich als „Babe Ruthless“ schnell zum neuen Star der Mannschaft. Zum ersten Mal können die „Hurl Scouts“ darauf hoffen, den Titelfavoriten, angeführt von der erfahrenen Iron Maven (Juliette Lewis) zu besiegen. Unterstützung findet Bliss bei ihren Teamkolleginnen Smashley Simpson (Drew Barrymore) und Maggie Mayhem (Kristen Wiig). Dann verliebt sie sich auch noch in den Musiker Oliver. Als Bliss‘ Eltern aber von ihrem gefährlichen neuen Hobby erfahren, scheint ihre steile Karriere ein jähes Ende zu finden.

Eigentlich dachte ich, die Siebziger wären endgültig vorbei, doch manchmal kann man noch angenehme Überraschungen erleben. Selten war Rollschuhfahren cooler als in „Roller Girl – Manchmal ist die schiefe Bahn der richtige Weg“. Das Regiedebüt von Drew Barrymore kann man als durchaus gelungen betrachten, wenn auch noch lange kein Meister vom Himmel gefallen ist. Sie zeigt vielleicht nicht wie ein grandioser Film auszusehen hat, aber dafür wie man richtig für seine Träume kämpft.

„Roller Girl“ ist ein Film in dem es um das klassische Tauziehen zwischen dem Erfüllen elterlicher Erwartungen und den eigenen Wünschen im Leben geht. Bliss Cavendar balanciert zwischen einer Karriere als Schönheitskönigin und Roller-Derby-Sportlerin. Zudem muss sie sich gleichzeitig um ihre beste Freundin und ihren ersten richtigen Freund kümmern. Dass sich das nicht ohne Schwierigkeiten unter einen Hut bringen lässt, stellt den zentralen Konflikt dar.

Der Film gestaltet sich sehr angenehm und unkompliziert. Der Filmverlauf ist vorhersehbar aber nicht langweilig, und weiß über weite Teile zu fesseln. Bei den schnellen Schnitten während der Roller-Derby-Rennen fällt es manchmal schwer, den Überblick über das Geschehen und die beeindruckenden Teammanöver zu behalten, aber das liegt wohl in der Natur der Sache. Die Liebesgeschichte zwischen Bliss und Oliver wirkt etwas stumpf und mehr befremdlich denn rührend, was wohl auch an dem schwachen Darsteller von Oliver liegen mag.

Davon abgesehen sind die Darsteller weitestgehend authentisch und vielseitig. Ellen Page fühlt sich sichtlich wohl in ihrer Rolle als schüchternes Mädchen von der Highschool, das sich vom introvertierten Mauerblümchen zum kessen Roller-Skate-Ass mausert. Schauspielerisch am eindrucksvollsten erschien mir Juliette Lewis als die coole ehrenhafte Widersacherin, gegen die Bliss sich durchsetzen muss. Drew Barrymore mit ihrer beinahe schrillen Art, in ihrer bekannten Rolle als liebenswerter Tollpatsch, der aber auch austeilen kann wenn es darauf ankommt, rundet das Frauenpower-Ensemble ab.

Fazit: An „Roller Girl“ kann man problemlos auch Spaß haben, wenn man die Rollschuhe schon lange nicht mehr vom Dachboden geholt hat. Neben interessanten Einblicken in einen eher unbekannten aber spannenden amerikanischen Sport, bietet der Film außerdem ein überzeugendes Drama über Auseinandersetzungen mit den Eltern und Freunden und über die erste Liebe. „Roller Girl“ ist zwar kein typischer Frauenfilm, aber wer sich auf die Probleme jugendlicher Mädchen und vor allem auf Damensport so gar nicht einlassen kann, sollte besser die Finger davon lassen. Alle anderen bekommen solide Unterhaltung wenigstens für einen Abend.