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Getreu dem Motto: Solange ich noch keine Weltsensation präsentieren kann, präsentiere ich wenigstens das bisschen an belanglosen Neuigkeiten, das ich habe. Denn ich wurde wieder einmal zertifiziert. Vor knapp siebeneinhalb Jahren, als ich im Berufsleben gerade mal so halb angekommen war, bot sich mir die Gelegenheit, eine ITIL v3 Foundation Zertifizierung (Edition 2011) – oder einfach “ITIL” – zu machen. Die mehrtägige Schulung mit anschließender Prüfung bescheinigt dem Zertifizierten nach Bestehen jedenfalls grundlegende Kenntnisse über die wichtigen Bausteine moderner IT-Dienstleister. Dieses Grundwissen ist im Berufsalltag eines ITlers enorm hilfreich, sobald man beginnt, sich für die Terminologie, die Prozesse und Workflows im Unternehmen zu interessieren, und warum die Fachbereiche genau so aufgebaut sind, wie sie sind.

Die Welt bleibt natürlich nicht stehen, alles verändert sich, und so müssen sich auch die Menschen und ihr Wissen verändern. Seit 2019 gibt es nun ITIL 4, und dieses wurde fast vollständig neu strukturiert und viele Tatsachen angepasst. Die Begrifflichkeiten sind durchweg dieselben, aber oftmals in einer neuen Konstellation. Mein Wissen aus ITIL v3 lässt sich nur noch teilweise auf die heutige IT-Welt anwenden, sofern es nicht ohnehin längst eingerostet ist. Und so entschied ich mich, als ich zufällig wieder die Chance bekam, zu einer Auffrischung und Aktualisierung mit Hilfe der ITIL 4 Foundation Zertifizierung. Diesmal aus naheliegenden Gründen nicht im Klassenzimmer, sondern im Homeoffice-Modus. Und das stellte sich für mich nicht so einfach dar, wie es klingt, denn Technik ist tückisch.

Jedenfalls kann ich stolz verkünden, dass ich am 22. Juli erfolgreich das “ITIL® Foundation Certificate in IT Service Management” erlangt habe. Eine ITIL-Anstecknadel oder ein gedrucktes Zertifikat wie zuletzt gab es diesmal nicht (oder wahrscheinlich nur gegen Aufpreis, denn bei der spottbilligen Prüfung für 250 Euro müssen die ja noch von irgendwas leben), daher muss mir das PDF als Beweis wohl reichen. Für deutsche Umlaute (Unicode!) sind die Anbieter selbst im Jahr 2021 noch zu blöd, darum musste mein Nachname in korrekter Schreibweise auf dem Zertifikat total stumpf zusätzlich ergänzt werden. Aber IT verstehen sie angeblich. Jedenfalls nehmen sie sich heraus, beurteilen zu können, ob andere IT verstanden haben.

Die Prüfung war ebenso unprofessionell, peinlich, unflexibel und technisch miserabel organisiert. Um daran teilnehmen zu dürfen, kann man nicht einfach ganz naheliegend eine Prüfungs-Webseite besuchen. Man ist stattdessen gezwungen, sich ein Programm namens ExamShield auf dem Rechner zu installieren. Dieses gibt es nur für Windows und für MacOS. Die Software mit Onlinezwang hat die Aufgabe, den PC während der Prüfung komplett zu sperren und zu überwachen. Hierzu muss es eine ganze Reihe von verdächtigen Prozessen beenden, über 20 an der Zahl, um etwaige Betrugsversuche zu verhindern. Zuvor darf man den PC einem Techniktest unterziehen, bei dem das Mikrofon, die Webcam und die Internetleitung auf ihre Funktionsfähigkeit und Konfiguration hin getestet werden. Der Test scheiterte mit VPN-Verbindung ohnehin bei mir, aber das war das kleinste Problem.

Zur Prüfung wollte das Programm schließlich die kritischen Prozesse beenden um den PC pflichtversessen sperren zu können. Aber ein einzelner Prozess zur Fernwartung ließ sich eben nicht beenden, und so weigerte sich ExamShield beharrlich, mich an der Prüfung teilnehmen zu lassen. Meine eigenen Versuche, den Prozess abzuschießen, schlugen ebenfalls fehl, da Administratorrechte benötigt wurden. Ergo hatte ich keine andere Wahl als mich bei einem Support-Mitarbeiter zu melden. Eine englischsprechende Inderin, die genau wie ich um Höflichkeit bemüht war, befragte mich zu meiner Teilnehmernummer, die ich ihr zunächst nicht nennen konnte, da ExamShield alle meine Programme geschlossen hatte, und auch keine VPN-Verbindung bestand. Ich musste also den Prüfungsversuch unterbrechen und alles neu starten um ihr die dämliche Nummer durchgeben zu können, die für die Lösung des Problems eh keine Rolle spielte. Nach dieser Hürde versuchte sie mich anzuleiten, den Prozess über den Task-Manager zu beenden, was ich aber bereits versucht hatte. Als sie selbst bemerkte, dass ich ohne Admin-Rechte nicht weiterkam, kapitulierte sie bereits, und verwies mich darauf, ich sollte statt meines Firmen-Notebooks doch den Privat-PC für die Prüfung nutzen, oder alternativ mich an den User Help Desk meiner eigenen Firma wenden, um das Problem dort lösen zu lassen.

Dass es von ihrer Schundsoftware überhaupt keine Linux-Version gab und der Privat-PC schon deswegen keine Option war, wollte ich ihr nicht umständlich erklären müssen, daher bedankte ich mich für ihre nutzlose, hilflose Hilfe und beendete die Konversation. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon überhaupt keinen Nerv mehr für ihre blödsinnige Prüfung und dachte ernsthaft daran, es hinzuschmeißen. Die Prüfungsbedingungen sind ein großes Ärgernis und für mich so nicht mehr tragbar. Schließĺich setzte ich mich mit dem Help Desk in Kontakt und bat darum, den problematischen Prozess für mich zu beenden. Dies ließ sich zum Glück überraschend schnell und problemlos umsetzen, und so war ExamShield endlich mit meinem Setup zufrieden und die Schikanen konnten weitergehen.

Der Prüfungsmodus beinhaltet, dass man sich über seine Webcam von einem “Proctor” während der gesamten Prüfung beobachten lässt. Einen deutschen Proctor bekommt man hier sowieso nicht angeboten, daher muss man mit dem englischen vorlieb nehmen. Nachdem sich in meinem Fall eine weitere englischsprachige Inderin zugeschaltet hatte, musste ich ihr mit der Webcam eine Führung durch mein Wohnzimmer anbieten, ihr jeden einzelnen Winkel, mein Privat-Handy und auch den Schreibtisch zeigen, damit sie sich versichern konnte, dass ich alleine bin und nicht betrügen könnte. Zuletzt sollte ich ihr die beiden Türen zeigen und berichten, welche davon sich von außen öffnen ließe. Daraufhin verlangte sie von mir, den Schreibtisch so hinzudrehen, dass sie gleichzeitig mich und die Küchentür im Auge behalten konnte. Eigentlich eine lächerliche Forderung, die ich nur erfüllen konnte, weil ich an einem provisorischen, kleinen und leichten Schreibtisch saß. Nach dem peinlichen Möbelrücken zu ihrer Zufriedenheit saß ich dann relativ unbequem im richtigen Winkel vor der Kamera, aber immerhin durfte ich so mit einer knappen Stunde Verspätung an der Prüfung teilnehmen.

Die Prüfung ging knapp eine Stunde und beinhaltete 40 Multiple-Choice-Fragen. Es war leider nicht so einfach, wie ich gehofft hatte, und so musste ich bei einigen Fragen raten, deren Fragestellung und Wortlaut mir aus den Übungen zur Vorbereitung nicht bekannt war. Mein Bestehen hing davon glücklicherweise nicht ab, denn dafür war ich ausreichend gut vorbereitet. Schlappe 65% der Punkte benötigte man zum Bestehen, 85% erreichte ich. Zwar etwas weniger als bei der letzten ITIL-Prüfung, aber das war schon ok. Für das trockene Thema ein durchaus vorzeigbares Ergebnis.

Bis dann die nächste Iteration von ITIL in zehn Jahren erscheint, bin ich damit also vorerst mal sicher. Eine weitere Online-Prüfung von dieser Sorte will ich mir möglichst nicht mehr antun, dafür sind mir meine Nerven zu schade. Bis dahin sollten die Verantwortlichen für diesen Mist ihre Software bitteschön verbessert haben. Und jetzt entschuldigt mich, ich bin ITIL! Und zwar sowas von!

Eine gesunde Portion Selbstbeweihräucherung ist wohl nötig, nach dem Lern-Martyrium der vergangenen Wochen: Seit Donnerstag bin ich offiziell ein von Oracle zertifizierter professioneller(!) Java-Programmierer – endlich! Die hierzu nötige zweieinhalbstündige, umgerechnet 215 Euro teure Prüfung habe ich mit sagenhaften 91% glorreich bestanden. Zum Bestehen waren 65% richtige Antworten unter den insgesamt 65 Fragen nötig. Seit geschlagenen vier Jahren schon prokrastiniere ich dieses Thema vor mir her, weil ich genau wusste, was für ein Kraftakt das werden würde. Doch nun habe ich Nägel mit objektorientierten Köpfen gemacht. Ab jetzt bin ich nachweislich ein echter Java-Profi.

Wo die Vorgängerzertifizierung zum OCAJP meist noch ganz essentielle Sprachmechanismen, Konstruktoren, Operatoren, primitive Datentypen und Objekte und ihre Relationen zueinander, Vererbungshierarchien uvm. behandelt, besteht der OCPJP schon zum größten Teil daraus, dass man die halbe Java API auswendig kennen muss. Man sollte wissen welche Klassen und Methoden es gibt, in welchen Packages sie liegen, die dazugehörigen Parameterlisten, Rückgabetypen, welche Checked Exceptions diese werfen können, und das alles zu solch umfangreichen Themengebieten wie Collections/Generics, JDBC, Threads/Concurrency, Input-/OutputStreams, File IO/NIO.2, String-Verarbeitung und diverse andere. Außerdem werden einige Basis-Entwurfsmuster, Abstraktion und professionelles Klassendesign mit allen Fallen und Schikanen thematisiert, was alleine schon Stoff für eine ganze Prüfung gewesen wäre.

Bei allem Stolz auf das tolle Ergebnis, kam es für mich doch eher unerwartet, denn die schiere Menge an Themen, die man für die Prüfung vollständig verinnerlicht haben sollte, konnte einen schon sehr leicht erschlagen. Mein Prüfungsvorbereitungsbuch umfasst knapp 800 Seiten, dazu habe ich gleich zwei offizielle Online-Trainings von Oracle mitgemacht. Insgesamt fand ich den Lernaufwand mit grob geschätzt etwa 90 Nettostunden für meine Verhältnisse bereits enorm – und das obwohl laut Buch 200 Stunden empfohlen werden. Die offiziellen Oracle-Trainings grenzen meiner Meinung nach an Betrug, so behandeln sie nur einen Bruchteil des abgefragten Wissens, und selbst das auch nur oberflächlich, und kosten dazu noch unverschämt viel Geld. Hätte ich mich direkt nach dem Online-Training gutgläubig in die Prüfung gesetzt, wäre ich chancenlos durchgefallen.

Das Buch war schon deutlich hilfreicher, aber dazu musste man den fetten Wälzer erst einmal komplett gelesen haben, was mir schwerfiel. Das Werk scheint zwar bekannt und anerkannt zu sein, jedoch ist es – besonders in der zweiten Hälfte – voller Fehler. Offenbar hatte die Autorin keine Lust mehr, oder hat die Themen selbst nur noch so halb verstanden, über die sie schreiben sollte. Jedenfalls sind nicht wenige ihrer Antworten auf ihre eigenen Übungsfragen schlichtweg falsch, die Aufgaben mitunter fahrlässig missverständlich formuliert, oder sie lässt wichtige Fakten aus den Kapiteln einfach raus, um den Leser dann gezielt bei den darauf folgenden Übungsfragen auf die Schnauze fallen zu lassen. Am Ende habe ich mich über das Buch nur noch geärgert. Trotzdem war es allemal eine passable Vorbereitungsgrundlage.

Schließlich habe ich noch vier unabhängige Mock Exams (mit Erklärungen) absolviert, und ich bin sicher, diese haben mein Prüfungsergebnis am stärksten beeinflusst. Zunächst war ich über den sehr hohen Schwierigkeitsgrad entsetzt, und gleich unter den ersten paar Fragen waren Themen, von denen ich bisher noch nie gehört hatte, wo ich eigentlich nur raten konnte. Allerdings bestätigte mir das Ergebnis am Ende doch, dass es zum Bestehen locker reichen sollte. Dadurch lernte ich, was denn so die typischen Fragestellungen sind, und konnte bei meinen falschen Antworten auch gleich sehen, wo der Fehler lag. Die eigentliche Prüfung kam mir schließlich sogar irgendwie einfacher vor als die Mock Exams – was aber auch daran liegen könnte, dass ich alle Aufgabentypen und die häufigsten Fehler schon kannte, und oft wusste, auf welche Details ich besonders achten musste.

Dummerweise habe ich mir ausgerechnet in der Prüfungswoche die für 2018 längst überfällige Herbst-Erkältung eingefangen, so dass ich, statt mich mit einer Wärmflasche ins Bett zu legen, leider mit Halsschmerzen, dröhnendem Schädel, Triefnase und Husten die Java API pauken und dann sogar die Prüfung mit Handicap ablegen musste. Hätte ich die Prüfung denn nicht kurzfristig verschieben können? Nur theoretisch. Leider war das keine praktikable Option, schon da mein Zertifizierungspfad von Oracle nach Ablauf des Jahres nicht mehr angeboten wird. Hätte ich im Dezember keinen Prüfungstermin mehr bekommen, auf Grund welcher Umstände auch immer, dann hätte ich den OCPJP nicht mehr machen können. Dann hätte ich mit dem OCA Java 8 wieder von vorne anfangen müssen. So gesehen habe ich das Zertifikat also quasi in letzter Minute erlangt.

Ich bin sehr froh, dass das Thema hiermit ein erfolgreiches Ende hat, und ich fürchte, ich kann jetzt erst einmal kein Java mehr sehen. Das war einfach zuviel des Guten. Ist ja zum Glück auch bald Weihnachten, Zeit, mich auf meinen Lorbeeren auszuruhen, und vor allem mich auszukurieren. Und so schnell folgt nun keine nächsthöhere Zertifizierung, was auch gut so ist. Obwohl … ich KÖNNTE natürlich irgendwann die Upgrade-Zertifizierung für Java 8 machen. Naja… nein. Lieber nicht.

Endlich kann ich ein weiteres stressiges Kapitel meines Lebens beruhigt abschließen. Ich habe die Prüfungen bestanden. Von September bis Oktober habe ich die sogenannte „Ausbildung der Ausbilder“ durchlaufen, also die Schulung der Berufs- und Arbeitspädagogik und die anschließende Prüfung der Ausbildereignung durch die Industrie- und Handelskammer abgelegt. Die Schulung ist offenbar auf zwei Wochen ausgelegt, wurde in meinem Fall auf eine einzelne Woche zusammengestaucht. Die Eignung ist Voraussetzung um Verantwortung für Auszubildende während ihrer Ausbildung übernehmen zu können. So dürfte ich nun praktisch Auszubildende im Ausbildungsberuf Fachinformatik ausbilden, und man weiß ja nie wann man es mal brauchen könnte.

ausbilderschein

Die Ausbildereignung wird gemeinhin auch als „AdA-Schein“ oder als AEVO-Eignungsprüfung bezeichnet. Im Vorfeld durfte ich erfahren, dass dieser AdA-Schein den Bachelor-Informatikstudenten heutzutage im Rahmen ihres Studiums scheinbar überall für lau hinterhergeworfen wird, denn diese müssen dafür kaum einen Finger krumm machen. Die „Prüfung“ findet dort in einem deutlich weniger aufwändigen Rahmen statt, teilweise wird die Prüfung auch komplett weggelassen. Ernsthaft fragte ich mich außerdem, wie sinnvoll es denn sein kann, jemandem eine Eignung über Ausbildungsfähigkeiten zu bescheinigen, der noch nicht einmal seine eigene Ausbildung abgeschlossen hat. Der Lehrgang musste mir daher zwangsläufig als eine ziemliche Larifari-Veranstaltung erscheinen. Umso mehr ärgerte ich mich darüber, wie ernst man das Thema in meinem Fall dann tatsächlich nehmen musste.

Auf die einwöchige Prüfungsvorbereitung folgte in meinem Fall zwei Wochen später die dreistündige(!) schriftliche Prüfung. Weitere drei Wochen später musste man sich dann mit einem aufwändig vorbereiteten Konzept in die halbstündige mündliche Prüfung begeben. Mich drei Stunden lang unter Prüfungsdruck ohne Pause auf ein Blatt Papier zu konzentrieren und dabei noch sinnvolle Antworten zu geben, das bin ich schon seit Jahren nicht mehr gewohnt. Auch die mündliche Prüfung war eine große Belastung für mich. Äußerst selten in meinem Leben fand ich mich in einer derart sterilen, distanzierten und so gruselig-förmlichen Prüfungssituation vor drei nahezu emotionslosen Prüfern wieder. Der Fluchtreflex hätte kaum stärker sein können.

Erschwerend kommt hinzu, dass die IHK uns derart mit schwafeligem Lehrmaterial zugeschissen hat, dass ich große Schwierigkeiten hatte, die relevanten Informationen daraus zu extrahieren: Einen dicken Leitz-Ordner mit Papier, dazu ein daumendickes Übungsbuch und eine vielleicht 900 Seiten starke Gesetzessammlung. Die bloße Menge des Lehrmaterials erschlägt einen so sehr, dass man sich schon rein mental kaum noch in der Lage sieht, den Wälzer aufzuschlagen und „einfach mal anzufangen“. Ich hätte mir wirklich sehr gewünscht, dass man den Stoff kompakter verpacken und mehr auf den Punkt bringen, um ihn auch konzentrierter lernen zu können. Wer keine Lust hat, täglich nach Feierabend 40+ Seiten zu lesen, um sich guten Gewissens in die Prüfung zu setzen, der wird wohl doch wieder Mut zur Lücke aufbringen müssen.

Trotz meiner Klagen konnte ich das für mich beste Ergebnis aus der Situation herausholen: 84 Punkte (von 100) im schriftlichen, sowie 88 Punkte im praktischen Prüfungsteil, also jeweils die Schulnote „gut“. Jetzt kann ich offiziell die Jugend mit meinem verqueren Gedankengut verderben. Zur Belohnung gibts ein schickes Zeugnis und eine Urkunde per Post. Zum Glück dachte man bei der IHK daran, dem Briefumschlag (wie bei Zeugnissen üblich) ein dickes Stück Pappe beizulegen, damit die Unterlagen nicht zerknittert oder geknickt werden. Dumm nur, wenn das dem Briefträger scheißegal ist, und er den Briefumschlag mitsamt Pappe gnadenlos zusammenknautscht und zusammengefaltet in den Briefkasten stopft. Manche Menschen haben echt einen tollen Humor und Spaß an ihrem Beruf.

ocajpKönnen Klassen in Java „protected“ oder sogar „private“ sein? Welchen Case springt ein Switch mit einem null-String an? Ist ein statischer Konstruktor ein Konstruktor mit „static“-Modifier? Werden Methoden oder Variablen dynamisch oder statisch gebunden? Können Interfaces von mehreren anderen Interfaces erben? Kompiliert eine Klasse mit der Methode „private static void main“ und ist diese startfähig? Wer solche Details nicht weiß, braucht sich über das Thema Zertifizierung noch keine Gedanken machen. Ich mache mir bereits seit Monaten Gedanken.

Seit Anfang der Woche bin ich offiziell ein von Oracle zertifizierter Java-Programmierer – endlich! Die hierzu nötige Prüfung habe ich mit 85% bestanden. Zum Bestehen brauchte man 63% der richtigen Antworten, dieser Wert variiert je nach Schwierigkeitsgrad des Aufgabenkatalogs. In meinem Fall handelte es sich um ziemlich schwere Aufgaben. Zum Vergleich: Nur wenige Jahre zuvor waren zum Bestehen stolze 77% nötig, die Aufgaben also wesentlich einfacher. Zweieinhalb Stunden hat man Zeit, sich beinahe 90 hirnverknotende Codebeispiele durchzulesen, im Kopf zu interpretieren und dann via Multiple-Choice die richtige Antwort anzuklicken – weniger als zwei Minuten pro Aufgabe. Ansatzpunkte gibt es natürlich keine. Ein paar kümmerliche Alibi-Wissensfragen zwischen den endlosen Zeilen voller Quellcode sollen wohl beruhigend wirken. Am Ende hat mir die Zeit gerade so gereicht.

Die fast 200 Euro teure Zertifizierung (Schulungsmaßnahmen nicht eingerechnet) zum sogenannten „Oracle Certified Associate, Java SE 7 Programmer“ (kurz OCAJP) ist die erste, die man als Java-Programmierer absolvieren kann, sie ist mittlerweile Voraussetzung für sämtliche weiteren. Jetzt habe ich die Möglichkeit, mich irgendwann sogar als professioneller Java-Programmierer (OCPJP) zertifizieren zu lassen, was ich definitiv plane, aber bis dahin wartet noch sehr viel mehr an Vorbereitung und Training auf mich. Das gedruckte Zertifikat sollte in den nächsten sieben Wochen bei mir eintreffen, bis dahin kann ich mich an der PDF-Version ergötzen.

Wer sich mit dem Thema noch nie befasst hat, aber neugierig auf die Prüfung ist, sollte gewarnt sein. Die Fragen sind wirklich knallhart. Es wird nie nach den allgemeinen Dingen gefragt, die jeder Java-Programmierer beantworten kann. Es werden gezielt die Schwachstellen abgeklopft, all jene Aspekte und Grenzfälle abgeprüft, die viele eben nicht kennen. Die Prüfung spekuliert darauf, dass viele etwa den einfachen Unterschied zwischen String s = „Hallo“; und String s = new String(„Hallo“); nicht kennen, und fragt dann gerne ganz genau nach, wieviele Objekte der Garbage Collector der JVM aufräumen darf.

Ich bin voller Stolz, diese Hürde erfolgreich genommen zu haben. Der OCAJP war der nächste große Schritt, mich im Bereich Softwareentwicklung bzw. Java-Programmierung zu beweisen und zu etablieren. So ein Zertifikat kann eines Tages den Unterschied zwischen Arbeitslosengeld und Gehalt ausmachen. Oder zwischen Gehalt und Gehalt++. Das muss sich alles noch herausstellen. Bis dahin werde ich weiterhin Erfahrung sammeln und Bücher wälzen.

itilfoundationSeit Anfang Dezember bin ich ITIL-Foundation-zertifiziert, seit kurzem habe ich das sogar schriftlich. Für wen das wie eine Krankheit klingt und wer damit überhaupt nichts anfangen kann, der braucht sich keine Vorwürfe machen: ITIL-Zertifikate sind nur im IT-Business von Relevanz, und selbst dort kommt man frühestens mit dem Eintritt in die freie Wirtschaft gelegentlich damit in Berührung. So kam es dann auch, dass ich nach einem kompletten Informatikstudium keinen Ton von ITIL gehört hatte (wie von so vielem, wie sich herausgestellt hat), aber dann sofort am ersten Arbeitstag wurde es mir rücksichtslos um die Ohren gehauen. Man lernt mit den wichtigsten Teilen der Terminologie nach einer Weile halbwegs umzugehen, aber um eine Schulung kommt man früher oder später doch nicht herum.

Zweieinhalb Jahre später habe ich mich tatsächlich durch die mehrtägige Foundation-Zertifizierung der IT Infrastructure Library gekämpft, wie sich ITIL ausschreibt, und das in der aktuellsten Version 3 Edition 2011. ITIL ist vereinfacht gesagt eine (von der britischen Regierung initiierte) mittlerweile recht mächtige und dennoch kompakte Sammlung von bewährten Vorgehensweisen, um jedes beliebige IT-Business erfolgreich zu betreiben. Dazu gehören auch eine ganze Reihe an Begrifflichkeiten, die man lernen, verstehen, unterscheiden und anwenden können muss. Die abschließende (Multiple-Choice-)Prüfung enthält teilweise ziemlich knifflige Fragen, die den Prüfling verwirren sollen. Dennoch habe ich mit 87.5% der Punkte eindeutig bestanden.

Jeder Zertifizierte bekommt ein schönes Zertifikat und außerdem die edle (grüne) ITIL-Foundation-Anstecknadel fürs Ego, mit der man dann abends in der Kneipe oder Disco wahrscheinlich der absolute King ist. Trotz allem muss ich gestehen, dass ich gemerkt habe, wie lange ich eigentlich schon aus dem Studium raus bin. Meine letzte schriftliche Prüfung war im Januar oder Februar 2010, also vor vier Jahren. Sich nun tatsächlich ein paar Tage konzentriert hinzusetzen und Skripte durchzubüffeln, sowie Begriffe auswendig zu lernen, ist mir gar nicht mehr so leicht gefallen. Vor allem ist es hart, von morgens bis spätnachmittags die Schulung zu besuchen, und wenn man abends nachhause kommt, sich die Lernlektüre nochmals vorzunehmen. Aber mir hat die ganze Aktion wirklich gut getan. Es war eine interessante Erfahrung, die sich gelohnt hat.

Nach der Foundation-Stufe gibt es z.B. noch den ITIL-Expert, sowie den ITIL-Master. Diese Stufen sind allerdings nicht für die kleinen Rädchen im Getriebe gedacht, sondern für die Lenker im Business – die wichtigen Entscheidungsträger. Insoweit ist hier an dieser Stelle für mich vorerst Endstation. Aber die ITIL-Foundation ist mit Sicherheit nicht gänzlich unbedeutend, wenn man sie irgendwann mal den Bewerbungsunterlagen beilegen kann.

Bereits im letzten September bekam ich ein kleines Zertifikat für den erfolgreichen Besuch (ja, das ist wie mit den „Siegerurkunden“ in der Schule, ich weiß!) einer vier Tage dauernden Schulung zu den Grundlagen der Unix-/Linux-Shellprogrammierung. Geschadet hat es mir nicht, auch wenn ich nicht behaupten kann, dass davon noch allzu viele Details hängengeblieben sind, mal abgesehen von den Pipes und dem inzwischen spürbar sichereren Umgang mit dem „vi“-Editor. Unix-Befehle sind mir nach wie vor zu kryptisch. Was mich im Besonderen daran so nervt, ist, dass egal wie oft man den einen oder anderen Befehl schon gebraucht hat, man dessen Syntax trotzdem immer wieder abspicken muss.