Wieder mal ein klarer Fall von „Das Internet kann man leider nicht verklagen, also verklagen wir einfach Google“: Gestohlene Nacktbilder von Stars: Promi-Anwalt droht Google mit 100-Millionen-Dollar-Klage. Der obligatorische Disclaimer: Ich bin KEIN Fan von Google, und der Diebstahl und die Veröffentlichung der Nacktbilder der betroffenen Personen sind sicherlich sehr schlimm. Aber DAS nervt.
Wieso wird eigentlich nicht Apple verklagt, also der blöde Verein, aus dessen hochsicherem Cloudspeicher die Fotos entwendet wurden? Wieso werden nicht die vielen Webseitenbetreiber verklagt, die die Nacktbilder hosten? Wieso werden die Datendiebe nicht verklagt, die ja eigentlich für die ganze Debatte verantwortlich sind? Was kann jetzt bitte Google dafür, dass, erstens, keine der prominenten iPhone-Besitzerinnen intelligent genug war, davon abzusehen, sich ein hippes iPhone zu kaufen und äußerst private Dinge wie die eigenen Nacktfotos in die iCloud (also im Prinzip ins Internet) hochzuladen – ein Ort, auf den unter anderem Apple, alle möglichen Geheimdienste und sicherlich eine ganze Menge andere Leute Zugriff haben, zweitens, Apple nicht in der Lage war, die Accounts gegen fremden Zugriff ausreichend abzusichern und/oder entsprechend sichere Passwörter/Authentifizierungsmethoden unbedingt vorauszusetzen, und drittens, so viele Menschen im Internet aus irgendeinem Grund glauben, es wäre absolut in Ordnung, die gestohlenen Fotos überall hochzuladen?
Antwort: Google kann überhaupt nichts dafür. Aber klar, Google ist natürlich ein leichteres Ziel, denn sie sind bekanntlich für ALLES verantwortlich, was irgendwo im Netz steht. Und wenn irgendwo im Netz etwas steht, das irgendjemandem auf der Welt nicht gefällt, dann muss Google dagegen was machen. Und zwar sofort, sonst gibt es 100 Millionen Dollar Strafe, weil Google ist ja schuld. Würde man etwa Apple die Schuld geben wollen, müsste man sich ja selbst eingestehen, dass man einen Fehler gemacht hat und seinem überteuerten Smartphone und dem Konzern mit dem angebissenen Obst lieber doch nicht alles anvertraut hätte.
Es kommt wirklich selten vor, dass ich das Gefühl habe, Google würde Unrecht geschehen, aber solche Nachrichten lassen mich manchmal ein wenig verzweifeln, sogar als Google-Kritiker. Es gibt wirklich wesentlich reifere und deutlich weniger naive Arten, auf einen Nacktfoto-Leak zu reagieren, als eine Suchmaschine zu verklagen, stellvertretend für die vielen Webseiten, die illegalerweise die Fotos veröffentlichen, und die zu belangen wohl doch zu mühsam wäre. Es ist die technische Aufgabe von Suchmaschinen, Inhalte zu finden, nach denen man sucht. Seit Google die ersten (zahlreichen) juristischen Rückschläge hinnehmen musste, wird immer öfter und von allen Seiten verlangt, Inhalte NICHT zu finden, was absolut nie im Sinne des Erfinders war. Zensur ist mittlerweile zum Trend geworden, und längst kein Schreckgespenst mehr, so dass die Leute absurderweise beginnen, Zensur für sich einzufordern. Ich hatte zuvor noch Hoffnung, dass „löschen statt sperren“ als Motto längst verstanden wurde.
„Jennifer Lawrence, Model Kate Upton, Sängerin Rihanna und Starlet Kim Kardashian“ gehören zu den Klägern. Meiner Meinung nach allesamt keine wichtigen Persönlichkeiten, sondern weitestgehend talentfreie Damen, die verdammt viel Geld bekommen, dafür dass sie ihr hübsches Gesicht in die Kamera halten. Filme mit „Jlaw“ mochte ich ohnehin noch nie, und jetzt habe ich sogar einen Grund, ihre Filme grundsätzlich zu meiden. Google für die eigenen Fehler verantwortlich zu machen, ist hoffentlich kein Lösungsansatz, der sich etablieren wird.