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Getreu dem Motto: Solange ich noch keine Weltsensation präsentieren kann, präsentiere ich wenigstens das bisschen an belanglosen Neuigkeiten, das ich habe. Denn ich wurde wieder einmal zertifiziert. Vor knapp siebeneinhalb Jahren, als ich im Berufsleben gerade mal so halb angekommen war, bot sich mir die Gelegenheit, eine ITIL v3 Foundation Zertifizierung (Edition 2011) – oder einfach “ITIL” – zu machen. Die mehrtägige Schulung mit anschließender Prüfung bescheinigt dem Zertifizierten nach Bestehen jedenfalls grundlegende Kenntnisse über die wichtigen Bausteine moderner IT-Dienstleister. Dieses Grundwissen ist im Berufsalltag eines ITlers enorm hilfreich, sobald man beginnt, sich für die Terminologie, die Prozesse und Workflows im Unternehmen zu interessieren, und warum die Fachbereiche genau so aufgebaut sind, wie sie sind.

Die Welt bleibt natürlich nicht stehen, alles verändert sich, und so müssen sich auch die Menschen und ihr Wissen verändern. Seit 2019 gibt es nun ITIL 4, und dieses wurde fast vollständig neu strukturiert und viele Tatsachen angepasst. Die Begrifflichkeiten sind durchweg dieselben, aber oftmals in einer neuen Konstellation. Mein Wissen aus ITIL v3 lässt sich nur noch teilweise auf die heutige IT-Welt anwenden, sofern es nicht ohnehin längst eingerostet ist. Und so entschied ich mich, als ich zufällig wieder die Chance bekam, zu einer Auffrischung und Aktualisierung mit Hilfe der ITIL 4 Foundation Zertifizierung. Diesmal aus naheliegenden Gründen nicht im Klassenzimmer, sondern im Homeoffice-Modus. Und das stellte sich für mich nicht so einfach dar, wie es klingt, denn Technik ist tückisch.

Jedenfalls kann ich stolz verkünden, dass ich am 22. Juli erfolgreich das “ITIL® Foundation Certificate in IT Service Management” erlangt habe. Eine ITIL-Anstecknadel oder ein gedrucktes Zertifikat wie zuletzt gab es diesmal nicht (oder wahrscheinlich nur gegen Aufpreis, denn bei der spottbilligen Prüfung für 250 Euro müssen die ja noch von irgendwas leben), daher muss mir das PDF als Beweis wohl reichen. Für deutsche Umlaute (Unicode!) sind die Anbieter selbst im Jahr 2021 noch zu blöd, darum musste mein Nachname in korrekter Schreibweise auf dem Zertifikat total stumpf zusätzlich ergänzt werden. Aber IT verstehen sie angeblich. Jedenfalls nehmen sie sich heraus, beurteilen zu können, ob andere IT verstanden haben.

Die Prüfung war ebenso unprofessionell, peinlich, unflexibel und technisch miserabel organisiert. Um daran teilnehmen zu dürfen, kann man nicht einfach ganz naheliegend eine Prüfungs-Webseite besuchen. Man ist stattdessen gezwungen, sich ein Programm namens ExamShield auf dem Rechner zu installieren. Dieses gibt es nur für Windows und für MacOS. Die Software mit Onlinezwang hat die Aufgabe, den PC während der Prüfung komplett zu sperren und zu überwachen. Hierzu muss es eine ganze Reihe von verdächtigen Prozessen beenden, über 20 an der Zahl, um etwaige Betrugsversuche zu verhindern. Zuvor darf man den PC einem Techniktest unterziehen, bei dem das Mikrofon, die Webcam und die Internetleitung auf ihre Funktionsfähigkeit und Konfiguration hin getestet werden. Der Test scheiterte mit VPN-Verbindung ohnehin bei mir, aber das war das kleinste Problem.

Zur Prüfung wollte das Programm schließlich die kritischen Prozesse beenden um den PC pflichtversessen sperren zu können. Aber ein einzelner Prozess zur Fernwartung ließ sich eben nicht beenden, und so weigerte sich ExamShield beharrlich, mich an der Prüfung teilnehmen zu lassen. Meine eigenen Versuche, den Prozess abzuschießen, schlugen ebenfalls fehl, da Administratorrechte benötigt wurden. Ergo hatte ich keine andere Wahl als mich bei einem Support-Mitarbeiter zu melden. Eine englischsprechende Inderin, die genau wie ich um Höflichkeit bemüht war, befragte mich zu meiner Teilnehmernummer, die ich ihr zunächst nicht nennen konnte, da ExamShield alle meine Programme geschlossen hatte, und auch keine VPN-Verbindung bestand. Ich musste also den Prüfungsversuch unterbrechen und alles neu starten um ihr die dämliche Nummer durchgeben zu können, die für die Lösung des Problems eh keine Rolle spielte. Nach dieser Hürde versuchte sie mich anzuleiten, den Prozess über den Task-Manager zu beenden, was ich aber bereits versucht hatte. Als sie selbst bemerkte, dass ich ohne Admin-Rechte nicht weiterkam, kapitulierte sie bereits, und verwies mich darauf, ich sollte statt meines Firmen-Notebooks doch den Privat-PC für die Prüfung nutzen, oder alternativ mich an den User Help Desk meiner eigenen Firma wenden, um das Problem dort lösen zu lassen.

Dass es von ihrer Schundsoftware überhaupt keine Linux-Version gab und der Privat-PC schon deswegen keine Option war, wollte ich ihr nicht umständlich erklären müssen, daher bedankte ich mich für ihre nutzlose, hilflose Hilfe und beendete die Konversation. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon überhaupt keinen Nerv mehr für ihre blödsinnige Prüfung und dachte ernsthaft daran, es hinzuschmeißen. Die Prüfungsbedingungen sind ein großes Ärgernis und für mich so nicht mehr tragbar. Schließĺich setzte ich mich mit dem Help Desk in Kontakt und bat darum, den problematischen Prozess für mich zu beenden. Dies ließ sich zum Glück überraschend schnell und problemlos umsetzen, und so war ExamShield endlich mit meinem Setup zufrieden und die Schikanen konnten weitergehen.

Der Prüfungsmodus beinhaltet, dass man sich über seine Webcam von einem “Proctor” während der gesamten Prüfung beobachten lässt. Einen deutschen Proctor bekommt man hier sowieso nicht angeboten, daher muss man mit dem englischen vorlieb nehmen. Nachdem sich in meinem Fall eine weitere englischsprachige Inderin zugeschaltet hatte, musste ich ihr mit der Webcam eine Führung durch mein Wohnzimmer anbieten, ihr jeden einzelnen Winkel, mein Privat-Handy und auch den Schreibtisch zeigen, damit sie sich versichern konnte, dass ich alleine bin und nicht betrügen könnte. Zuletzt sollte ich ihr die beiden Türen zeigen und berichten, welche davon sich von außen öffnen ließe. Daraufhin verlangte sie von mir, den Schreibtisch so hinzudrehen, dass sie gleichzeitig mich und die Küchentür im Auge behalten konnte. Eigentlich eine lächerliche Forderung, die ich nur erfüllen konnte, weil ich an einem provisorischen, kleinen und leichten Schreibtisch saß. Nach dem peinlichen Möbelrücken zu ihrer Zufriedenheit saß ich dann relativ unbequem im richtigen Winkel vor der Kamera, aber immerhin durfte ich so mit einer knappen Stunde Verspätung an der Prüfung teilnehmen.

Die Prüfung ging knapp eine Stunde und beinhaltete 40 Multiple-Choice-Fragen. Es war leider nicht so einfach, wie ich gehofft hatte, und so musste ich bei einigen Fragen raten, deren Fragestellung und Wortlaut mir aus den Übungen zur Vorbereitung nicht bekannt war. Mein Bestehen hing davon glücklicherweise nicht ab, denn dafür war ich ausreichend gut vorbereitet. Schlappe 65% der Punkte benötigte man zum Bestehen, 85% erreichte ich. Zwar etwas weniger als bei der letzten ITIL-Prüfung, aber das war schon ok. Für das trockene Thema ein durchaus vorzeigbares Ergebnis.

Bis dann die nächste Iteration von ITIL in zehn Jahren erscheint, bin ich damit also vorerst mal sicher. Eine weitere Online-Prüfung von dieser Sorte will ich mir möglichst nicht mehr antun, dafür sind mir meine Nerven zu schade. Bis dahin sollten die Verantwortlichen für diesen Mist ihre Software bitteschön verbessert haben. Und jetzt entschuldigt mich, ich bin ITIL! Und zwar sowas von!

Ich würde euch ja gerne ein fröhliches Halloween wünschen, aber wirklich fröhlich ist daran nichts, und eigentlich ist es auch bei weitem nicht allein dieser heutige Tag, der gruselig ist. Die Welt um uns herum verändert sich kontinuierlich, das spürt jeder selbst Tag für Tag, Jahr um Jahr. Doch was sich in diesem Moment, in genau diesem Jahr, quasi auf dem gesamten Globus abspielt, damit hatte niemand so wirklich rechnen können: Corona, besser gesagt COVID-19, hat die Menschheit fest im Würgegriff. Schon klar, aus Sicht der Wissenschaftler wächst die Gefahr einer gefährlichen Pandemie ganz logisch mit der Zeit und mit der Bevölkerungsdichte, ganz so unwahrscheinlich und unerwartet ist es also nicht. Dennoch kam die aktuelle Pandemie wie ein Faustschlag mitten ins Gesicht unserer Zivilisation, und wonach wir nun unser Leben, unsere Arbeit, unseren Alltag immer häufiger richten müssen, hat im Grunde etwas Historisches. Einen nahezu weltweiten Lockdown bzw. lockdown-ähnlichen Zustand wegen einer grassierenden, lebensbedrohlichen Krankheit haben wir, unsere Eltern und auch unsere Großeltern bisher nicht erlebt. Und ich will schwer hoffen, dass es sich rückblickend um ein einmaliges Ereignis in unserer Geschichte handeln wird.

Seit Anfang März befinde ich mich beruflich vollständig im Homeoffice, bleibe privat weitestgehend in freiwilliger Quarantäne, sprich Selbstisolation, und reduziere sämtliche Ansteckungsrisiken auf das mögliche Minimum. Als jemand mit diagnostizierter Autoimmunerkrankung und mit einer nachweislich überempfindlichen Lunge muss ich das leider auch fast kompromisslos einhalten, denn es bedeutet, dass ich zur Risikogruppe gehöre. Das sind die Menschen, die im Falle einer Infektion mit COVID-19 ein deutlich erhöhtes Risiko haben, unter schweren Komplikationen zu leiden oder sogar daran zu sterben. Möglicherweise ist schon mein nächster Kontakt mit einer unwissentlich infizierten Person in meinem Umfeld meine Eintrittskarte für die Intensivstation des Krankenhauses, mit künstlicher Beatmung und allem was dazugehört. Diese Aussicht ist nicht unbedingt verlockend, und wenn ich ehrlich bin, eine konkrete und spürbare Angst davor, an Corona zu sterben habe ich durchaus.

Dennoch will man natürlich nicht völlig ohne jeglichen Kontakt zu anderen Menschen und zur Außenwelt leben, auch nicht eher introvertierte Menschen wie ich, schon gar nicht monate- oder jahrelang, und so macht auch meine gesundheitlich-fragile Person Ausnahmen für Familie und enge Freunde, aber das ungute Gefühl lässt sich nie ganz abschalten. Vertrauen ist in dieser Sache unerlässlich und gleichzeitig doch gefährlich, denn kontrollieren lassen sich die Kontakte anderer Personen natürlich nicht. Ansonsten mache ich jeden Freitag mit Mund-Nasen-Schutz die abenteuerliche Reise zum lokalen Supermarkt um den lebensnotwendigen Wocheneinkauf zu erledigen. Dann und wann ein kleiner Spaziergang, bei dem ich Abstand zu anderen Menschen halte, und das wäre es im Grunde schon, was meine Aktivitäten außer Haus angeht.

Das öffentliche Leben war bei uns vermutlich seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr so massiv eingeschränkt wie jetzt. Discotheken, Konzerte, Sportveranstaltungen, Kinos, Theater, Bäder, Restaurants, Biergärten, der gesamte Einzelhandel und unzählige andere Etablissements und Lokationen leiden seit Monaten unter den staatlichen Einschränkungen, und da habe ich Fluglinien und andere Bereiche noch gar nicht mit eingerechnet. Und das schlimmste daran ist sicherlich, dass niemand so genau weiß, wie lange es noch so weitergehen soll, und wie die Welt nach der Pandemie aussehen wird. Es gibt bereits Befürchtungen, dass es womöglich gar kein „Danach“ mehr geben wird, dass Corona – ähnlich wie die Grippe – sich zu einer permanenten Krankheit entwickeln könnte, die uns jährlich wie eine Welle immer wieder erneut trifft. Selbst wenn früher oder später Impfungen vorhanden sind, könnten immer neue Mutationen der Krankheit zu unseren ständigen Begleitern werden. Dann sollten wir uns vielleicht schnellstmöglich mit dem Mindestabstand, dem Mundschutz, der Selbstisolation und dem kaum vorhandenen öffentlichen Leben anfreunden.

Mein Chef hat mir vor Monaten schon „Büroverbot“ erteilt, nachdem er von meinen Vorerkrankungen und meinem Risiko erfahren hatte. Bis mindestens Anfang nächsten Jahres, aber vermutlich sogar noch weit darüber hinaus, bin ich quasi im Homeoffice-Arrest, daher baue ich mir Schritt für Schritt ein kleines Ersatz-Büro zuhause auf. Allerdings scheint man nun auch ganz generell von der Rückkehr der Mitarbeiter in die vorhandenen Büroräume Abstand zu nehmen, denn eigentlich will niemand krank werden, auch nicht die aus der Nicht-Risikogruppe. Eine konsequente, flächendeckende Durchimpfung der Bevölkerung wird wahrscheinlich nicht einmal vor Ende 2022 abgeschlossen sein, bis mindestens dahin bleibt dieser Zustand also erhalten, in dem wir uns seit inzwischen acht Monaten befinden. Vielleicht ist es eine gute Nachricht, dass vielen Menschen dieser Zeitraum als überraschend kurz erschien, vielleicht heißt es aber auch nur, dass wir im Moment alle älter werden ohne etwas zu erleben.

Die vorherrschende Atmosphäre im Land ist vollkommen seltsam, gespenstisch, beinahe bedrückend, sogar ein kleines bisschen wie endzeitlich, und doch sieht auf den ersten Blick irgendwie alles wie immer aus, wenn man so durch die Stadt läuft, was die ganze Situation noch unwirklicher erscheinen lässt. Einzig an den vielen Gesichtsmasken, die einem überall entgegenkommen, könnte man einen Unterschied feststellen. Zumindest ist es keine Zombie-Apokalypse, und es sieht auch nicht ganz so wild aus wie in „The Last Of Us“ oder „I Am Legend“. Auf der anderen Seite beobachtet man mit einer deftigen Portion Fremdscham und Kopfschütteln die Demonstrationen und Äußerungen der „Corona-Leugner“, die sich wohl aus Impfgegnern weiterentwickelt, und damit bereits eine völlig neue Disziplin im Bereich der angesagtesten Weltverschwörungen etabliert haben. Die Herrschenden hätten Corona natürlich nur erfunden, um die Bürger zu knechten und uns mit Angst zu kontrollieren. Und überhaupt wissen die etwas, was wir Unaufgeklärten leider nicht wissen: Krankheiten gibt es nämlich gar nicht, denn das sind alles Erfindungen der Pharmaindustrie um Geld an uns zu verdienen. Und am Ende soll das erfundene Corona ohnehin nur davon ablenken, dass die Reichen und Mächtigen in riesigen unterirdischen Katakomben das Blut von entführten Kindern trinken.

Ja, das ist der ganz normale Wahnsinn im Jahr 2020. Aber vielleicht muss man wahnsinnig werden, um das alles auf Dauer zu ertragen. Es war bislang ein wahrlich denkwürdiges Jahr, eines das wohl leider mindestens ein Sequel erhalten wird. Und wie wir wissen, werden die Nachfolger meistens immer schlechter. Jedenfalls wird das von mir sehnlichst erwartete Jahresende leider auch nicht für Ablenkung oder gar für Entspannung sorgen können, weil auch dann die Auswirkungen der Corona-Krise und wahrscheinlich auch die allumfassende Berichterstattung bei vielen Gelegenheiten sichtbar und spürbar sein werden. Angesichts unkontrolliert anwachsender Fallzahlen auf täglich neue Rekordwerte, nicht nur in Deutschland sondern in den meisten Ländern, bleibt mir eigentlich nur die wesentlich sinnvollere Alternative, euch eine gute, dauerhafte Gesundheit zu wünschen, und nicht etwa Happy Halloween, denn Bedarf an Grusel habe ich augenblicklich eher nicht.