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Das ist genau der Auftakt, den ich für meinen Urlaub so überhaupt nicht gebraucht habe: die Todesmeldung von einem meiner absoluten Lieblingsschauspieler. Nein, hier folgt jetzt kein beliebiges, noch so bedeutungsschwangeres Zitat aus einem seiner besten Filme. Das ist auch nicht der Versuch, einen Nachruf zu verfassen auf einen Menschen, der viel größer war als sein fantastisches Lebenswerk erahnen ließe. Das ist einfach meine persönliche Art, Abschied zu nehmen. Abschied von Robin Williams.

robinwilliams

Wieso können sie denn nicht ewig leben, die Stars aus Film und Fernsehen, die wir schon seit unserer Kindheit, und fast wie gute Freunde kennen. Große Schauspieler sind eben doch nur Menschen, an denen die Zeit leider auch nicht spurlos vorübergeht. Die Filme von Robin Williams begleiten mich praktisch seit es mich gibt. „Good Morning, Vietnam“ sah ich zum ersten Mal, als ich den Film noch gar nicht zu verstehen in der Lage war. Als ich eingeschult wurde, war Steven Spielbergs „Hook“ der Renner auf VHS. Als meine Eltern sich wenig später scheiden ließen, war „Mrs. Doubtfire“ im Kino – ein Film, in dem es um einen Sorgerechtsstreit geht. Robin Williams verkörperte den liebenden Vater, der im Kampf um seine Kinder alles gibt, und trotz aller Komik um die Maskerade als überdrehtes Kindermädchen, basiert der Film auf einer äußerst schwierigen, traurigen familiären Situation, und keiner verstand es so gut wie er, diese Traurigkeit in den Augen subtil hinter seinem bekannten unendlich gütigen Grinsen durchblicken zu lassen.

Seine späteren Kinder- und Abenteuerfilme habe ich ebenso genossen, etwa „Jumanji“ und „Flubber“. Im krassen Gegensatz dazu gab es da noch seine an ein reiferes Publikum gerichteten, schwermütigen, wirklich genialen Filme, wie „Good Will Hunting“ (für den er seinen einzigen Oscar bekam) und „Hinter dem Horizont“. In „One Hour Photo“ oder „Insomnia“ versuchte er sich sogar noch an spannenderen Filmen, und das mag ihm wirklich sehr gut gelungen sein. Doch schließlich, als das Interesse an seiner Person schon spürbar abflaute, musste er sich mit Rollen in mäßigen Popcorn-Filmen wie „Lizenz zum Heiraten“ oder „Nachts im Museum“ zufrieden geben. Vielleicht war das ein Teil des Problems.

Gestern starb Robin Williams im Alter von 63 Jahren. Hollywood verlor damit einen seiner größten Schauspieler und Komiker – ein Komiker, dem offenbar privat nicht so oft zum Lachen zumute war. Seine wiederkehrende Alkohol- und Kokainsucht waren nur Symptome seines stillen Leidens. Ich trauere selten um Menschen, die ich nicht kenne. Heute ist für mich ein sehr trauriger, schwarzer Tag.

Ruhe in Frieden.

breakingbad1Vielleicht nicht DIE beste Serie, die ich mir je angesehen habe, aber es reicht locker für meine persönliche Top 3, würde ich sagen: Breaking Bad. Wen man auch fragt, jeder, der die Serie gesehen hat, spricht nur in den höchsten Tönen davon. Nachdem ich zuletzt mit Captain Future eine Reise in die Vergangenheit der Fernsehgeschichte gemacht habe, wollte ich wieder einen Blick in die Gegenwart wagen. Es hat sich nicht einfach nur gelohnt, es hat mich umgehauen. Es folgt ein kurzer Überblick über die Handlung und meine persönlichen Eindrücke, bei dem ich – wie immer – nur soviel über die Handlung vorwegnehme wie nötig, und so vage bleibe wie möglich. Aber die Spoilerwarnung möchte ich dennoch als ernstgemeint betrachtet wissen.

Breaking Bad ist die Geschichte über den (je nach Sichtweise) rasanten Aufstieg oder Absturz des Walter White, bzw. eigentlich mehr seinen Weg vom Regen in die Traufe, wobei Traufe vielleicht doch mehr so eine Art Sumpf ist, ein Drogensumpf vielleicht. Genau, also sein Weg vom Regen in den schlimmsten Drogensumpf, den man sich vorstellen kann. Der relativ erfolglose aber hochintelligente Chemielehrer Walter White lebt das Leben eines langweiligen, durchschnittlichen Amerikaners, mit einem kleinen Haus mit Pool, seiner schwangeren Ehefrau Skyler, seinem behinderten Sohn Walter jr. und einem Job, der irgendwie nie genug Geld einbringt, so dass er sein Gehalt mit einem Nebenjob aufstocken muss. Das wäre wohl alles noch zu ertragen gewesen, aber das Schicksal meint es nicht so gut mit ihm: Man diagnostiziert fortgeschrittenen Lungenkrebs bei ihm – inoperabel. Da hat sich das Nichtrauchen doch absolut gelohnt.

Walter hält seine Krankheit vor seiner Familie geheim, und beginnt gleichzeitig damit, sich Gedanken darüber zu machen, was nach seinem Tod aus seiner Familie wird, vor allem aus finanzieller Sicht. Als sein Schwager Hank Schrader, Agent bei der DEA (Drogenvollzugsbehörde), ihn zu einem kleinen Einsatz mitnimmt bei dem ein Drogenlabor ausgehoben werden soll, beobachtet Walter wie eine Person heimlich fliehen kann: sein ehemaliger Problemschüler Jesse Pinkman. Da er seiner Frau und seinen Kindern mit dem Waschen von Autos kaum rechtzeitig eine nennenswerte Menge Geld hinterlassen wird, beschließt er, seine Chemiekenntnisse einzusetzen, um in die Drogenherstellung einzusteigen. Er weiß was er riskiert, aber angesichts seiner äußerst schlechten Situation erscheint ihm seine Entscheidung als vertretbar. Er drängt Pinkman zu einer geschäftlichen Partnerschaft beim Kochen und Verkaufen der Designerdroge „Crystal Meth“.

breakingbad2Womöglich hat er unterschätzt, WIE schmutzig das Drogengeschäft eigentlich ist, denn sein Traum vom gemütlichen Doppelleben als der begnadete Methamphetamin-Koch „Heisenberg“ zerplatzt relativ früh, schließlich müssen da Zeugen, Konkurrenten und unkooperative ehemalige Geschäftspartner beseitigt werden, bevor man selbst beseitigt wird. Walter muss sein Leben täglich ein bisschen mehr aufs Spiel setzen, seine selbstgesetzten moralischen Grenzen immer ein bisschen weiter überschreiten, damit seine zweifelhafte Karriere nicht auffliegt. Den Schein des spießigen, ahnungslosen Familienvaters zu wahren, fällt schon bald immer schwerer, und dadurch bekommt sein Lügengebilde die ersten großen Risse. Dass sein eigener Schwager bei der DEA auch noch ohne es zu ahnen dicht auf seiner Spur ist, macht Walters Alltag zwischen Chemotherapie, Auftragskillern, Familie und Drogendealern umso verzwickter.

Breaking Bad ist extrem spannend und komplex, in der Hinsicht kann die Serie absolut etwa mit „24“ mithalten, die ich ebenfalls für außergewöhnlich halte. Wer aber allergisch gegen keifende Ehefrauen ist, wird so manche Episode nur schwer verdauen können. Nichts fand ich in der Serie so ekelhaft wie Skyler White. Kinder beschützen hier, Kinder in Gefahr da, sie will um jeden Preis die Löwenmutter spielen, scheitert aber kläglich daran. Stattdessen wirkt sie wie der letzte Hausdrache, eine herumbrüllende Geisteskranke, und noch dazu wie eine untreue, herzlose Furie. Zwischen all den schmierigen Drogenbossen und skrupellosen Killern ist Skyler die unsympathischste Figur in der Serie. Das hat sie sich wirklich verdient, und das musste mal gesagt werden.

Hauptdarsteller Bryan Cranston dürfte den Deutschen noch am ehesten als Vater aus der Serie „Malcolm Mittendrin“ bekannt sein, aber zwischen beiden Serien liegen Welten. Wer Breaking Bad bis jetzt noch nicht gesehen hat, sollte das schleunigst nachholen. Es lohnt sich. Die Charakterentwicklung ist beispiellos und auch bis ins letzte Detail glaubhaft. Soviele spannende Wendungen erlebt man selten. Cliffhanger werden sparsam eingesetzt, aber wirkungsvoll. Über das Finale verliere ich hier besser kein Wort, auch wenn man da noch das eine oder andere hätte sagen können. Als Zuschauer hat man irgendwann keine Ahnung mehr, für welche Figur man eigentlich mehr Verständnis haben sollte, und bekommt ein Lehrstück in fünf Staffeln darüber, dass, wer sich mit dem Bösen einlässt, irgendwann selbst dazugehört.

Nicht die Schönste im ganzen Land

snowwhitehuntsmanEs hätte eine so schöne Kindheit für Prinzessin Snow White (Kristen Stewart) werden können, wenn da nicht plötzlich ihre Mutter gestorben wäre. In der Folge heiratet ihr Vater, König Magnus, die geheimnisvolle Ravenna (Charlize Theron), die er zuvor aus den Fängen dunkler Krieger befreit hatte. Ein fataler Fehler, wie sich herausstellt, denn Ravenna – jetzt Königin – ermordet kurzerhand ihren frisch angetrauten Gemahl, lässt Snow White in einen Turm sperren und reißt die alleinige Gewalt über das gesamte Land an sich. Als die Prinzessin eines Tages volljährig wird, erkennt Ravenna, welche Gefahr das Mädchen für sie darstellt. Doch kurz bevor Ravenna sie töten kann, gelingt es Snow White zu fliehen. Der Huntsman (Chris Hemsworth), ein stadtbekannter Trinker, soll sie aufspüren und zurückbringen, doch stattdessen beschließt er, sie zu beschützen, da sie die einzige ist, die die Schreckensherrschaft ihrer grausamen Stiefmutter beenden kann. Glücklicherweise stehen ihr außerdem ihr Jugendfreund William und einige Zwerge tapfer zur Seite, während Ravennas bösartiger Bruder der Truppe schon dicht auf den Fersen ist.

Wer kennt es nicht, das alte Märchen vom Schneewittchen und den sieben Zwergen von den Gebrüdern Grimm, das nicht zuletzt dank Disney wahrscheinlich eines der bekanntesten auf der Welt ist. Seine jüngste cineastische Inkarnation wurde erst vor wenigen Monaten in den deutschen Kinos zelebriert: in Form des zweistündigen Spielfilms „Snow White and the Huntsman“. Regie führte der unerfahrene Rupert Sanders. Als Zuschauer einer solchen Vorstellung erwartet man sicherlich keine handlungstechnischen Überraschungen, da die Geschichte ohnehin bekannt ist, aber vielleicht ist es dem Regisseur sogar gelungen, dem Märchen einige spannende Finessen, einen glänzenden neuen Anstrich, eine ganz andere Perspektive, soviel Tiefgang und so dermaßen vielschichtige Charaktere zu verpassen, dass man das Gefühl bekommt, man habe etwas völlig neues gesehen. Ist der Film am Ende sogar ein bisschen wie „Der Herr der Ringe“ von Peter Jackson?

Eigentlich nicht. Der Film bringt wirklich ein paar frische Ideen ein, so z.B. dass die Stiefmutter mit einem Fluch belegt ist, oder eine trollähnliche Kreatur, die am Rand eines dunklen Waldes haust. Snow White und der Huntsman landen in einem Dorf, in dem nur noch Frauen leben. Snow White begegnet dem Geist des Waldes im Reich der Feen. Fast nichts davon wird eingehend behandelt, immer nur kurz angerissen und dann sofort aus dem Fokus der Handlung verdrängt und nie wieder erwähnt. Man kann sich auch darüber streiten, ob es ein guter Schachzug war, dass Sanders Schneewittchen einen Hauch von Surrealismus verleihen wollte. Ich fand das meistens sehr interessant, wenn es nur nicht so halbherzig umgesetzt worden wäre. Womöglich liegt es an den Schauspielern, dass der Film so flach wirkt.

Da wäre zunächst Kristen Stewart, das etwas an chronischer Ausdrucksschwäche leidende, aber allemal entzückende Twilight-Sternchen. Damit ist sie für diese Rolle bereits ausreichend qualifiziert und füllt diese auch gänzlich aus. Dass es bei Snow White eben nicht allzu sehr „menschelt“, verzeihe ich dem Film wahrscheinlich sogar leichter als wenn ich mich mit dem Gegenteil hätte abfinden müssen. Umso mehr Emotion liefert dafür eine erwartungsgemäß sehr professionelle Charlize Theron: Sie schreit, sie knurrt, sie hat beinahe Schaum vor dem Mund, und im Gegensatz zu Stewart kann sie sogar weinen, ohne dass es aussieht als wären ihre Augen nur ein bisschen undicht. Chris Hemsworth kopiert hier mehr oder weniger exakt seine Paraderolle aus „Thor“, nur eben ohne göttliche Superkräfte. Wohlmeinend unterstelle ich der Castingabteilung hier Absicht, sonst müsste ich mich darüber beklagen wie stumpf er den Huntsman darstellt. Seine Beteiligung garantiert jeder noch so sorgfältig choreografierten Kampfszene die Eleganz einer Kneipenschlägerei. Die anderen Darsteller hinterlassen kaum genug Eindruck, damit es sich lohnen würde, noch genauer darauf einzugehen. Einzig Bob Hoskins als blinder Zwerg war mir sofort sympathisch.

Etwas befremdlich wirkt, wenn es auch kein Problem des Films sondern der Synchronisation ist, die Verwendung des englischen Namens „Snow White“ für Schneewittchen (daran gewöhnt man sich), und (irgendwie konsequenterweise) „Huntsman“. Für deutsche Ohren ist letzteres vielleicht doch ein bisschen ungeschickt, hätte man doch mit Leichtigkeit etwas aus unserer Sprache einsetzen können. Zumindest meine Wenigkeit versteht in komplett deutschen Dialogen, in denen plötzlich vom „Huntsman“ die Rede ist, schon weil der Begriff im gesamten Film pseudonym verwendet wird, gerne mal so etwas wie „Hansmann“ und musste entfernt an einen Hanswurst denken, aber nicht an einen Jäger. Das kann störend sein, muss es aber natürlich nicht.

Fazit: „Snow White and the Huntsman“ ist kein schlechter Film, und es ist auch kein guter Film. Es ist wohl einfach nur ein Film, und er hat sogar seine Momente, z.B. wenn Snow White ihre „Johanna von Orléans“-Phase hat und beritten und in voller Montur ihre heimatliche Burg stürmt. Optisch gibt es an dem Film nichts zu kritisieren und auch der Soundtrack ist unauffällig aber gut. Fans von Charlize Theron werden sämtliche ihrer Szenen lieben. Darüber hinaus, fürchte ich, kann ich mit Lob im Besonderen nicht dienen. Es ist nicht richtig spannend, es gibt keine echte Liebesgeschichte, auch mit allzuviel Humor darf man nicht rechnen, und überhaupt. Andererseits, wer gerade sonst keinen Film und auch nichts wichtigeres zu tun hat, der wird sich ganz passabel unterhalten fühlen, sofern er denn wenigstens die Hauptdarsteller interessant findet.

Von Sternen, Hexen und Piraten

sternwandererIm England des 19. Jahrhunderts lebt der 18-jährige Tristan (Charlie Cox) in einem kleinen Dorf namens Wall. Dieses verdankt seinen Namen einer Steinmauer, die es von dem angrenzenden Königreich Stormhold abschirmen soll. Um die schöne Victoria (Sienna Miller) zu beeindrucken, beschließt Tristan einen gefallenen Stern zu finden und ihr als Geschenk zu bringen. Als er die Grenze zu Stormhold überquert und feststellt, dass der Stern eine junge Frau – Yvaine (Claire Danes) – ist, markiert das den Beginn einer fantastischen Reise voller Magie, auf der Suche nach Tristans Mutter und auf der Flucht vor der bösen Hexe Lamia (Michelle Pfeiffer), die Yvaine im Gegenzug für ewige Jugend töten will. Unterwegs geraten die beiden in die Fänge des berüchtigten Captain Shakespeare (Robert De Niro) und seiner Piratencrew. Und nicht zuletzt sind da noch die machtgierigen Thronfolger des Königreichs von Stormhold, die den Stern suchen um einen rechtmäßigen Erben bestimmen zu können.

Zugegeben, wie das Ende von „Der Sternwanderer“ aussehen wird, steht bereits nach den ersten zehn Minuten fest. Wie das bei sowohl klassischen als auch modernen Märchen meistens der Fall ist, ist auch diese Romanverfilmung nach Neil Gaiman sehr leicht vorhersehbar. Doch was die Handlung an Überraschungen einbüßt, das macht der Film durch seine Atmosphäre, seine Figuren, und seine Liebe zum Detail wieder wett. Den jungen Tristan bekümmert es, dass er so gewöhnlich ist und über keinerlei besondere Fähigkeiten verfügt, und das wo er doch so gerne das Herz der Dorfschönheit Victoria erobern würde, die allerdings besseres gewohnt ist. Was Tristan nicht ahnt, ist, dass er der Sohn einer Prinzessin aus dem Königreich Stormhold ist, also ganz und gar nicht gewöhnlich. Zusammen mit Yvaine, dem Stern in Menschengestalt, findet er seine wahre Bestimmung auf der Suche nach seiner Herkunft, und lernt nebenbei die Bedeutung von wahrer Liebe, die – im Gegensatz zu jener, die er bisher kannte – auf Gegenseitigkeit basiert und bedingungslos ist.

„Der Sternwanderer“ unter der Regie von Matthew Vaughn aus dem Jahr 2007 ist ein spannender Fantasy-Abenteuerfilm, dem ich eine leicht hektische und überladene Handlung bescheinigen muss, was aber im Großen und Ganzen kein Problem darstellt. Aus wirtschaftlicher Sicht war der Film allerdings ein Reinfall und daher tatsächlich ein recht mächtiges Problem. Vom audiovisuellen Standpunkt kann der Film sich absolut sehen lassen, schließlich wurde auch ein nicht unerhebliches Budget aufgewendet. Die Musik hat mich nicht überrollt und war auch sonst nie übermäßig begeisternd, aber dafür wirkt sie andererseits auch nicht schlecht gemacht, sondern dient in jeder Hinsicht als solide Begleitung.

Sehr gerne sehe ich es, wenn Hollywood-Giganten kleine aber wichtige Rollen in Produktionen leicht abseits des Mainstream einnehmen, wie in diesem Fall Robert De Niro, der den (angeblich) gemeingefährlichen Piratenkapitän spielt, der mit seinem Schiff und seiner Crew in den regenbehangenen Wolken Blitze einfängt. Von einem De Niro erwarte ich, dass er in jeder noch so abgedrehten Rolle glaubwürdig ist, sogar bei einer Figur wie dem absurd gegensätzlichen, zwiegespaltenen Captain Shakespeare. Der Schauspieler weiß den beiden Polen seines Charakters jederzeit die nötige Substanz zu verleihen. Für mich eindeutig einer der Höhepunkte des Films. Ebenfalls hat Filmveteran Peter O’Toole eine kleine Rolle als dahinscheidender König von Stormhold. Auf der Seite der Damen spielen mit Sienna Miller, Claire Danes und Michelle Pfeiffer ebenfalls drei etablierte Stars mit. Daneben wirkt der unerfahrene Jungschauspieler Charlie Cox etwas unglücklich, aber sogar an ihm lässt sich nichts mäkeln. Das Make-up von Michelle Pfeiffer als ergraute Hexe (oder das der anderen Hexen) ist zwar alles andere als gelungen, aber ihre Rolle nimmt sie zumindest ernst und sie scheint auch nicht unterfordert.

Die Handlung stellt sich als eine ausgewogene Mischung vieler verschiedener Genres dar und funktioniert als Gesamtpaket wirklich gut. Einer meiner Kritikpunkte ist, dass die Geschichte vielleicht die eine oder andere Station der Reise zuviel behandelt, und dann dafür fast schon zu oberflächlich. So wie besagter Teil mit dem Piratenschiff, der zwar witzig ist, aber ein wenig eingeschoben wirkt, so als versuchte man eine Lücke zwischen zwei anderen Handlungsstationen zu füllen. Als zu oberflächlich nahm ich einige Aspekte des Films vielleicht auch deshalb wahr, weil für meinen Geschmack zuviele Dinge unerklärt geblieben sind. Was macht ein fremdes und vor allem magisches Königreich mitten in England und wieso interessiert es niemanden, was dort vor sich geht? Was hat der Stern mit dem Königshaus zu tun? Womöglich ist es aber genau diese teilweise absurde Vorstellung fliegender Piratenschiffe und lebendiger Sterne, die den Reiz der Geschichte und ihren Zauber ausmachen.

Fazit: Als Abenteuerfilm sollte „Der Sternwanderer“ gleichermaßen Familienfilm sein, doch mag er für Erwachsene ein wenig zu verspielt und mit Hexen und Prinzessinnen zu kitschig sein, für Kinder dagegen zu sehr auf Liebe und royale Machtverhältnisse konzentriert, und damit sitzt diese liebevoll inszenierte Fantasygeschichte leider ein wenig zwischen den Stühlen. Wer sich dennoch gerne dafür begeistern lässt, darf sich auf ein zauberhaftes Märchen mit toller Besetzung freuen, das im schlimmsten Fall an den üblichen Schwachpunkten vergleichbarer Werke leidet.

Nur eine mäßig spannende Nacht

Mit der untreuen und promiskuitiven Tris hat sich der Highschool-Schüler und Musiker Nick offensichtlich die falsche Freundin ausgesucht. Um die kurz zuvor gescheiterte Beziehung zu retten, erstellt er dutzende Mix-CDs für Tris, die diese aber verächtlich wegwirft. Dafür begeistert sich die zunächst verschlossene Norah umso mehr für die CDs des unbekannten Musikkenners und schwärmt heimlich für ihn. Ein Zufall bringt die beiden auf einem Konzert zusammen, und was vielversprechend beginnt, stellt sich schnell als Reinfall heraus, weil Nick und Norah erkennen, dass sie sehr verschieden sind. Auf der ereignisreichen Suche nach Norahs verschollener betrunkener Freundin Caroline und nach einem Geheimkonzert der gemeinsamen Lieblingsband „Where’s Fluffy?“ scheint es mit etwas Verspätung doch noch zu funken. Und auf einmal will Tris sich wieder mit Nick versöhnen.

„Nick und Norah – Soundtrack einer Nacht“ ist für mich ein Wunderwerk, und das meine ich nicht in erfreulicher Weise. Es ist nämlich ein Wunder, wie durchschnittlich dieser Film wirkt: Humor, Spannung, Romantik – das alles ist vorhanden, aber nichts davon richtig. Die Liebesgeschichte zwischen Nick und Norah will nicht richtig abheben, und berührt mich auch in der weiteren Entwicklung nur wenig. Die zentrale Frage, ob die Charaktere das angekündigte Konzert rechtzeitig finden (von dem sie nur wissen, dass es irgendwo in der Stadt sein soll) löste in mir auch keine nennenswerte Spannung aus. Es gelingt dem Film leider nicht, den Zuschauer auf dem Road Trip, den Nick, Norah, und ihre gemeinsamen Freunde erleben, einzusammeln und mitzunehmen.

Unglücklicherweise sah ich den auffallend ähnlichen Film „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“ (2010) lange vor dieser Romanverfilmung von Peter Sollett aus dem Jahr 2008, in dem ebenfalls Michael Cera die Hauptrolle, und – mal vom Namen abgesehen – so ziemlich den gleichen Charakter spielt. Alles was „Nick und Norah“ bietet, hat „Scott Pilgrim“ auch, nur in cooler, abgedrehter, witziger und sogar romantischer. Unnötige stilistische Fehlgriffe wie eine Überdosis homosexuell angehauchter Wortspiele, Witze die in der deutschen Synchronisation so überhaupt nicht funktionieren wollen, und eine der sinnlosesten Ekelszenen, die ich je gesehen habe, können dem Zuschauer mitunter recht früh den Spaß an diesem Film nehmen.

Der visuelle Aspekt hat mich ein wenig enttäuscht, weil der vom Regisseur vielleicht am meisten vernachlässigt wurde. Mir ist keine einzige besondere Kameraeinstellung oder eine sonstige bemerkenswerte Aufnahme im Gedächtnis geblieben. Für meinen Geschmack verhält sich die optische Präsentation der Handlung zu sehr pragmatisch, zu nüchtern. Musikalisch mag der Film sich vom Durchschnitt abheben, vorausgesetzt man hat ein Faible für amerikanischen Indie-Rock, der sich zwar meiner Ansicht nach äußerst gut für Highschool-Komödien eignet (weil ich mich dabei unweigerlich an Abi-Bands erinnert fühle, und die Kombination daher in diesem Kontext sehr stimmig ist), aber dem ich sonst nicht viel abgewinnen kann. Der eine oder andere mag das gänzlich anders sehen und mehr zum musikalischen Wert des Soundtracks sagen können.

Es gibt auch Positives: Michael Cera und Kat Dennings sind die einzigen bekannteren Stars im schauspielerischen Line-Up, machen als Nick und Norah aber einen guten Job. Wobei ich hoffe, dass Cera auch noch andere Rollen als den schüchternen unbeliebten Schuljungen mit musikalischer Ader spielen will. Eine unüberhörbare Message, die der Film sich außerdem mit „Scott Pilgrim“ zu teilen versucht: Schwule Freunde sind immer die besten Freunde, weil sie dir nie die Frau ausspannen. Oder so etwas in der Art. Und darüber hinaus: Geld und Ruhm machen nicht glücklich.

Fazit: Den größten Spaß werden wohl Fans des Musikgenres und der Hauptdarsteller haben. Wer eine einfache Liebesgeschichte mit jungen unerfahrenen Schauspielern ohne echte Überraschungen erwartet, kann bedenkenlos zugreifen. Auf seine Art war der Film für mich interessant und mitunter sogar spaßig und romantisch, aber präsentiert sich leider wirklich kunstlos und unmotiviert. Man hätte mit Sicherheit mehr aus der Thematik herausholen können.