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Die CryEngine 3 ist fertig und Crytek hat sogleich mal ein Spiel zur Demonstration ihrer Fähigkeiten veröffentlicht: Crysis 2. Der First Person Shooter ist der direkte Nachfolger des 2007 erschienenen (oft als Tech-Demo verschrienen) Crysis mitsamt seines Addons Crysis Warhead. Das Spiel steckt den Spieler in einen völlig neuen Nanosuit und zum ersten Mal darf er mitten in die Stadt und muss nicht mehr durch endlose Dschungels schleichen. Im Folgenden ein kleiner Kommentar von mir.

Schon das recht lange Intro des Spiels lässt Großes vermuten: „Directed by Cevat Yerli“. In Spiderman- oder Batman-Manier wird der Nanosuit in allen Details aus sämtlichen Perspektiven gezeigt, und man erkennt, dass Crytek dem Spieler ein vollständiges Unterhaltungspaket bieten will und ihn als Superheld mitten in ein interaktives Actionspektakel steckt. Der Soundtrack wurde von keinem Geringeren als dem Hollywood-Komponisten Hans Zimmer geliefert, was den Eindruck noch verstärkt.

Die Story hat sich mir persönlich als recht wirr präsentiert, so dass ich selbst nach Abschluss des Spiels die genaue Handlung auf der Wikipedia nachlesen wollte. Offenbar hat es die New Yorker Bevölkerung ziemlich schwer getroffen: Ein gruseliges Virus treibt sein Unwesen – und zu allem Überfluss greifen jetzt auch noch die Ceph an, also die Aliens aus dem ersten Teil – stärker und mit mehr Tücke. Der Spieler, genannt Alcatraz, bekommt von Prophet seinen überarbeiteten Nanosuit. Nun beginnt das übliche Schema. Soldaten greifen Spieler an, Aliens greifen Soldaten an, Aliens greifen Spieler an, Spieler besiegt Aliens, die Welt ist gerettet. Naja, so ungefähr jedenfalls. Was sich im Spielverlauf an Plot-Twists ansammelt, möchte ich nicht verraten.

Ich bin ja bekanntlich kein Originalton-Nazi und hatte durchaus meinen Spaß mit dem deutschen Ton, allerdings wäre eine freie Sprachenwahl im Optionsmenü kein Aufwand für die Entwickler gewesen. So muss man erst eine Textdatei editieren, um z.B. auf Englisch umzustellen. Viele Sprecher sind dem Film- und Serienfan bekannt, und passen meistens ganz gut zu den Charakteren. Colonel Barclay wird z.B. von Manfred Lehmann gesprochen, der deutschen Stimme von Bruce Willis, und ich finde daran gibt es nichts zu meckern. Auch der Nanosuit klingt angenehm synthetisch, glaubwürdig und geht einem nicht auf die Nerven. Alles in allem eine gelungene deutsche Lokalisierung.

Gespielt habe ich in der Auflösung 1920×1200, wobei es deutlich flotter läuft als der Vorgänger. Die Vermutung liegt nahe, dass das viele Gestrüpp aus dem ersten Teil die Performance doch sehr gedrückt hat. Nach einigen Stunden Spielzeit gab es aber leider einige böse Slowdowns, was mich dazu gebracht hat, die Auflösung doch ein wenig runterzuschrauben. Danach war wieder alles in Ordnung. Das Spiel habe ich in etwa 12 Stunden und 30 Minuten durchgespielt, also schätzungsweise 5 Stunden mehr Handlung als im ersten Teil.

Der neue Nanosuit ist eine tolle Sache. Es macht irrsinnigen Spaß irgendwelche Autos durch die Gegend zu treten und sich unsichtbar an Horden von Gegnern vorbeizuschleichen. Wenn der Spieler dann aber im Maximalen-Panzerungs-Modus durch die Straßen marschiert und unbeeindruckt jede Menge Gegner über den Haufen schießt, erinnert das an Robocop. Sogar der Sound beim Gehen ist fast derselbe. Nur die passende Filmmusik hat zum perfekten Glück noch gefehlt. Auch die Thermalsicht bringt dem Spieler viele Vorteile.

Die Grafik ist durch und durch beeindruckend. Der Wind wirbelt Zeitungspapier und Blätter durch die verlassenen Straßen. Vögel fliegen davon, sobald man sich ihnen nähert. Trotz Fake-Textur (Pfützen spiegeln nicht die tatsächliche Umgebung wider) sehen die Spiegelungen fantastisch aus. Sogar die Lens Flares machen einen wirklich realistischen Eindruck. Einstürzende Wolkenkratzer, die blendende Sonne, das Meer, der Flug im Helikopter, alles lädt zum Staunen ein.

Der Nanosuit bekommt in Crysis 2 eine zentrale Rolle. Dieser Teil der Handlung erinnert mich irgendwie ein wenig an Metroid Fusion auf dem GBA: Der Protagonist ist eigentlich so gut wie tot und wird nur noch durch den Nanosuit zusammengehalten. Als er mit Alien-Sporen in Kontakt kommt, entwickelt der Anzug ein merkwürdiges Eigenleben und integriert die Alien-DNA irgendwie in seine eigene Struktur, was ihn widerstandsfähiger macht. Schließlich verwandelt er sich in das ultimative Heilmittel, sowohl gegen das Virus als auch gegen die Aliens. Nanosuit-Upgrades kann man sich dazukaufen, indem man Alien-Nanotechnologie einsammelt, die tote Aliens fallenlassen.

Natürlich gibt es bei einem umfangreichen 3D-Spiel auch wieder jede Menge Bugs, die mir beim Spielen aufgefallen sind. Ein erschossener Gegner hat es irgendwie geschafft, beim Umfallen unter einen geparkten Lastwagen zu geraten, welcher dadurch angehoben wurde und dann eine Weile auf der Leiche herumruckelte. Ein anderer Gegner flog ohne ersichtlichen Grund zehn Meter steil nach oben und krachte auf ein Haltestellenhäuschen. Diverse Waffen, die durch Wände gefallen sind und nicht mehr aufzufinden waren, haben mir außerdem desöfteren das Leben schwer gemacht.

Eindeutig zu bemängeln ist die faule Konsolenumsetzung. Ein paar mehr Einstellungsmöglichkeiten hätte ich doch gerne gesehen. Auch ist die Gegnervielfalt nicht unbedingt erdrückend. Normale Aliens, rote Aliens, Kolosse und Pinger, daneben die Soldaten. Das wars im Prinzip schon, außer mir ist irgendwas entfallen. Fahrzeuge gibts auch ein paar, aber die spielen fast keine Rolle. Das Ende hat mich mit mehr Fragen zurückgelassen als es beantwortet hat, auch habe ich vergeblich auf imposante Closing Credits gewartet. Auf jeden Fall hat Crytek meiner Ansicht nach wieder einmal die Messlatte ein wenig höhergelegt. Wenn nicht spieltechnisch, dann auf jeden Fall grafisch.