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Mit dieser Serie hat alles angefangen. Gene Roddenberry konnte 1964 gar nicht einschätzen, welche gigantische Marke das einmal werden würde, die er da gerade plante, während er mit Produktionsfirmen verhandelte. Er wollte etwas bisher nie dagewesenes erschaffen: Einen Western, der im Weltraum spielt, weit weit in der Zukunft. Dort sollte es unter den Menschen keine Diskriminierung mehr geben, keinen Rassenhass und keine Religionskonflikte. Also nur noch weltweite Harmonie? Mitnichten, denn der Weltraum bietet viel unerforschtes Konfliktpotenzial!

Nun habe ich mich über alle drei Staffeln durch das Original gekämpft. Entstehungsgeschichtlich eine völlig inkorrekte Reihenfolge, aber von der Handlung legitim, dass ich meine Odyssee durch das Serien-Universum mit ST:ENT begonnen habe und nun mit „Star Trek“ fortführe. Im deutschen Fernsehen wurde die Serie bekannt unter dem Namen „Raumschiff Enterprise“. Heute kennt man die Serie, die zwischen 1966 und 1969 produziert wurde, unter dem Titel „Star Trek: The Original Series“ (TOS). Interessanterweise wurde beinahe zeitgleich in Deutschland „Raumpatrouille Orion“ gedreht, praktisch das deutsche „Star Trek“.

Star Trek beginnt mit dem Pseudo-Pilotfilm „The Cage“ von 1965, der einige Jahre vor den eigentlichen Geschehnissen der ersten Folgen spielt. Die Enterprise steht noch unter dem Kommando des Captain Pike. Zur Seite gestellt wird ihm der Vulkanier Spock, gespielt von Leonard Nimoy. Eine zentrale Rolle spielt außerdem Majel Barrett, die Gattin von Gene Roddenberry. In der Folge geht es um übermächtige Wesen, die Captain Pike gefangen nehmen. Doch der Pilotfilm kam bei den Verantwortlichen nicht gut an. Zugegeben, er war teilweise unfreiwillig auch etwas komisch. Außerdem zuwenig Action, zuviel langatmiges Gelaber. Die Leute wollten lieber sowas wie Bonanza. Also ändert man das Konzept ein wenig und fängt an zu drehen. Nimoy und Barrett werden in die Serie übernommen. Captain Pike wird ersetzt durch Captain Kirk, den William Shatner spielt. Der Pilotfilm wird in der ersten Staffel praktisch als Doppelfolge noch einmal verwurstet.

Die Serie hat zwar einen aus heutiger Sicht leicht trashigen 60er-Jahre-Charme, aber das ist zum Glück kein Schwachpunkt. Es ist eben charakteristisch für die Zeit. Für echte Trekkies ist das Original absolutes Pflichtprogramm, denn es legte den Grundstein für alles, was anschließend folgte. Selbst Star Wars lag damals noch in weiter Ferne, weshalb ich mich auch immer gegen den dämlichen Star Wars vs. Star Trek -Vergleich wehre. So ein Vergleich kommt eigentlich immer nur aus dem Lager der Star Wars -Fanboys, die das Konzept hinter Star Trek nicht begreifen (wollen). Da ich in beiden Welten zuhause bin, kann mir aber echt egal sein, welches Universum das bessere sein mag.

Im Rückblick muss ich gestehen, dass ich mich ein wenig dafür schäme, dass ich den Produzenten von ENT Ideenlosigkeit vorwerfen wollte. Es ist ja beinahe erschreckend, wie oft es in ST:TOS um genau dasselbe Thema geht. Ganz besonders gerne wird irgendein gottähnliches Wesen thematisiert, oder ein beliebiger übermächtiger Computer der die Crew der Enterprise festhalten und/oder vernichten will. Oder wahlweise betet irgendeine unterentwickelte Zivilisation auf einem Planeten diese Entität (Außerirdischer oder Computer) an und verteidigt sie gegen die Crew. Kirk muss das Wesen überreden, die Enterprise freizulassen. Da das meist nicht funktioniert, findet sich irgendwann eine Schwachstelle, so dass die falsche Gottheit unschädlich gemacht werden kann. Oft hat Kirk damit auch gleichzeitig die Diktatur auf dem Planeten beendet und das Volk aus der Sklaverei der Religion befreit. Parallelen zur Weltpolizei USA sind hier erkennbar.

Auffällig ist, dass so mancher Nebendarsteller mehrere Rollen in der Serie einnimmt. Fällt aber wohl nur auf, wenn man die Serie in so kurzer Zeit abarbeitet wie ich. Die Darstellerin der Dr. Pulaski aus TNG spielt hier in zwei Folgen als junge Frau mit. Dass Nebendarsteller in roten Uniformen keine besonders große Lebenserwartung haben, dürfte bekannt sein. Das Phänomen der „Red Shirts“ ist mir aber aus einem Grund aufgefallen: Hin und wieder werden Crewmitglieder von Unholden auf Planet XY getötet, was dann den zentralen Konflikt der Folge entstehen lässt. Am Ende der Folge klärt sich die Sache dann, entweder weil man sich einigt, weil der Feind besiegt ist, oder weil es sowieso nur ein Missverständnis war. Schließlich lachen alle und man fliegt mit Sol-Geschwindigkeit ins nächste Abenteuer. Moment, war da nicht was mit ermordeten Crewmitgliedern? Wie wärs mit einer Gedenkminute, Trauerfeier oder irgendwas in der Art? Nein, Crewmitglieder wachsen doch in der Sternenflottenakademie nach, warum also teure Emotionen vergeuden.

Ich habe festgestellt, dass der Anfang von „Star Trek II: Der Zorn des Khan“ (der gemeinhin als der beste Star Trek -Film betrachtet wird) ziemlich Banane ist. Wir erinnern uns: Chekov entdeckt die Botany Bay auf Ceti Alpha 5, wo Khan mit seiner Crew ausgesetzt wurde, nachdem er die Enterprise übernehmen wollte. Dabei scheint er sich langsam an das Schiff zu erinnern, bis es ihm schließlich wieder einfällt. Pavel Chekov kam aber eigentlich erst in der zweiten Staffel in die Serie, da war die Sache mit Khan schon erledigt. Wenn er sich nicht nachträglich irgendwelche Logs angehört hat, dann kann er das eigentlich gar nicht aus eigener Erinnerung wissen, weil er nicht dabei war.

Schön gemacht fand ich die respektvolle Rivalität zwischen Spock und Pille McCoy, wobei Spock Pille immer vorwirft, unlogisch zu denken, und Pille an Spock seinerseits kritisiert, er sei eine gefühllose Maschine. Kirk meißelt sich in der Serie seinen Ruf als Frauenheld in Stein. Viele Male kann er von den hübschen Damen nicht die Finger lassen. Majel Barrett, die im Pilotfilm noch Brückenoffizier war und in der Serie nur noch Krankenschwester, spielte in TNG die Mutter von Deanna Troi. Generelle Bekanntheit erlangte sie im englischen Original als Computerstimme über alle späteren Star Trek -Serien hinweg.

Auf die Frage, ob sich ein durchschnittlicher Star Trek -Fan lieber als „Trekkie“ oder als „Trekker“ bezeichnet, möchte ich mich der Argumentation eines Kollegen anschließen. „Trekkie“ mag für manche Gruppen schon eine Art Beleidigung darstellen, für mich jedoch ist es die richtige Bezeichnung, da ich den Begriff „Trekker“ erst sehr viel später hörte – schon alleine deshalb betrachte ich mich nicht als einen solchen. Zum anderen klingt der Begriff zu sehr nach „Trucker“. Wenn ich also etwas davon bin, dann nur ein Trekkie.

Und nun, im nächsten Absatz, muss ich das wieder relativieren. Wie sehr Trekkie kann jemand sein, der zwar alle elf Kinofilme verehrt, aber von fünf Star Trek -Serien (nehmen wir den Zeichentrickquatsch mal raus, von dem ich nicht alle Folgen kenne) eine nicht gesehen hat, weil sie ihn bisher nicht interessiert hat? Bislang war ich da immer in Erklärungsnot geraten. Inzwischen wurde ich von mehreren Leuten dazu angehalten, Captain Archer mal eine Chance zu geben. Vier Staffeln später stelle ich beinahe traurig fest: Ich habe fertig. Wenn ich mich vorher eben nicht als Trekkie bezeichnen durfte, spätestens jetzt darf ich hoffentlich. Wer bei pseudotechnischen Begriffen wie „Trägheitsdämpfer“, „Deflektorphalanx“, und „Subraumanomalie“ hellhörig wird, der läuft Gefahr, sich für das Thema dieses Artikels erwärmen zu können. Wer allerdings seine eigene maßgeschneiderte Sternenflottenuniform besitzt und fließend klingonisch spricht, der wird sich eher darüber beklagen wollen, wie lächerlich mein Hintergrundwissen ist, da ich leider nicht sämtliche Schiffe und Schiffsklassen aufzählen kann.

Star Trek: Enterprise, abgekürzt ST:ENT, war der letzte Serienableger des Sci-Fi-Erbes von Gene Roddenberry. Die Serie lief von 2001 bis 2004 und hielt also gerade mal vier Staffeln durch, was seit dem Original die kürzeste Laufzeit ist. Die Einschaltquoten haben scheinbar einfach nicht gepasst. Zeitlich spielen die Abenteuer des ersten Raumschiffs mit dem Namen Enterprise (NX-01) lange vor der Enterprise NCC-1701, und ohne jetzt genau nachzurechnen, vermutlich noch einige Jahrzehnte vor Star Trek 11. Die Enterprise ist – neben ihrem Schwesterschiff Columbia (NX-02) – eines der beiden ersten Warp-5-Schiffe. Schnellere Antriebe hat die Sternenflotte damals noch nicht bauen können, was schon einen der Gründe für Probleme in der Serie zeigt: der mangelhafte technische Fortschritt. Der Traktorstrahl und das Holodeck wurden noch nicht erfunden, und der Transporter ist nicht besonders ausgereift. Die anderen Spezies sind fast alle mit besserer Technik ausgestattet, daher ist die Crew oft auf die Hilfe der Vulkanier angewiesen. Diese bilden sozusagen eine Schirmherrschaft über die Sternenflotte und werden in der Serie wiederholt dafür kritisiert, dass sie die Menschen absichtlich in ihrer technologischen Entwicklung bremsen.

Die Crew ist nach dem üblichen Schema aufgebaut: Captain Jonathan Archer, der coole aber durchsetzungsfähige Chef; Sub-Commander T’Pol, die Stimme der Vernunft und Logik in Form einer – wie sollte es auch anders sein – Vulkanierin; Commander „Trip“ Tucker, Chefingenieur und guter Freund von Archer; Lt. Malcolm Reed, taktischer Offizier und Chef der Sicherheit; Kommunikationsoffizierin Ensign Hoshi Sato, ein asiatisches Sprachenwunder; Ensign Travis Mayweather, Steuermann der Enterprise; zuletzt Neelix … äh … Phlox, ein denobulanischer Arzt. Alle wichtigen Nebencharaktere aufzuzählen würde einen eigenen Artikel nötig machen, darum werde ich es bei der Kernbesatzung der Enterprise belassen.

Der Punkt, der mich an ENT am meisten irritiert: Ich als jemand der schon so einige Sternenflottenschiffe gesehen hat, angefangen beim Warpschiff von Zefram Cochrane, bis hin zur U.S.S. Voyager, würde die NX-01 rein optisch irgendwo im 24. Jahrhundert einordnen. Tatsächlich aber ist es das älteste Schiff, das je eine Hauptrolle im Star-Trek-Universum gespielt hat. Die deutlich jüngere Enterprise zur Ära Kirk sah sehr viel weniger modern und vergleichsweise schlicht aus, sowohl beim Interieur als auch von der Schiffskonstruktion her. Die Autoren versuchen zwar in der vierten Staffel den Übergang glaubwürdig zu machen und einige Dinge ansatzweise zu erklären, aber der Eindruck bleibt. Der zweite Punkt, der mich doch recht verwirrt hat: Die poppige Titelmusik stellt meines Erachtens einen gewaltigen Stilbruch zu den früheren Serien dar. Fängt schon damit an, dass wir nun Gesang haben, der mir viel zu gefühlsduselig daherkommt. Irgendeine Ansage wie bei TNG („to boldly go where no man has gone before“) wäre mir da viel lieber gewesen. Aber auch an das gewöhnt man sich. Drittens und letztens kritisiere ich das obligatorische Episodenrecycling. Nicht wenige komplette Folgen oder wichtige Elemente daraus wurden z.B. aus The Next Generation oder aus Voyager übernommen. Darunter die Folge mit dem Doktor, der als (mehr oder weniger) einzige Person auf dem Schiff wach ist während die Crew schläft, und natürlich darf auch eine Doppelfolge auf der Erde mit Nazis nicht fehlen. Bei soviel Ideenreichtum wundert es mich nicht, dass es seither keine weitere Serie gab.

Die Story werde ich nicht erzählen, da dies ebenfalls den Artikel unnötig ausdehnen würde, aber mein Urteil will ich dennoch formulieren. Die Serie ist recht gut durchdacht und macht gerade zu Anfang wirklich Spaß, weil die Macher ihrem Gesamtwerk treu geblieben sind. Das große Schwächeln fängt in Staffel drei an, zu Beginn dieser (m.M.n. mäßigen) Fortsetzungsgeschichte zur Xindi-Waffe, durch die die Menschheit in ihrer Existenz bedroht wird. Ab hier endet beinahe jede Folge mit einem Cliffhanger. Dieses Stilmittel ist sehr wirksam, wenn es behutsam eingesetzt wird. Wird es jedoch zur Regel, nervt es relativ schnell. Außerdem offenbart Archer hier einige gruselige Charakterzüge, die die fragwürdigsten Entscheidungen von Janeway noch übertreffen. Hätte nicht sein müssen. Die vierte Staffel ist wieder etwas besser. Für die Nerds hat man hier einige Gastauftritte und Anspielungen auf spätere Ereignisse eingebaut. Mit dabei sind Brent Spiner, Jonathan Frakes und Marina Sirtis. Die Interspezies-Liebesgeschichte wirkte mir zu sehr aufgeklebt und ging dermaßen schleppend voran, dass es mich nicht weniger hätte interessieren können. Tom Paris und B’Elanna haben das schonmal besser gemacht. Die Paralleluniversums-Doppelfolge war witzig, aber mir hat sich der Sinn nicht erschlossen. Der Zusammenhang zur Serie fehlt komplett, außerdem gab es sowas ähnliches in Voyager schon. Das Serienfinale hinterlässt einen etwas bitteren Geschmack und macht auf mich den Eindruck, dass man hier noch ganz dringend ein tragisches Ereignis einbauen wollte. Aber das gelingt ihnen nicht so richtig.

Davon abgesehen ist es ein würdiger Abgang für eine recht spannende Serie, mit einem kleinen Ausblick auf kommende Zeiten. Darsteller wie Robert Duncan McNeill und Roxann Dawson aus ST:VOY, die schon bei vielen Voyager-Episoden Regie führten, waren auch hier wieder kreativ am Werk. Auf meiner Liste der besten Star Trek -Serien würde ENT allerdings dann doch nur auf Platz vier landen.