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spacolaalpha039

Uff, ganz schön staubig hier auf meiner Webseite. In drei Wochen keinen einzigen Beitrag geschrieben, nicht einmal einen ganz kleinen. Und wer hat Schuld? Die Politik selbstverständlich! Solange in Deutschland der Konsens ist, dass 55 Stunden als Wochenende ausreichen, werde ich immer an Zeitnot leiden. Ich finde, zwischen Freitag und Samstag und zwischen Samstag und Sonntag müsste jeweils ein Entkaterungstag eingefügt werden, denn sonst verbringt man mitunter das halbe Wochenende ungenutzt mit einem Eimer neben dem Bett und hofft, dass sich das Zimmer endlich aufhört zu drehen.

Ich weiß, ich müsste viel mehr daran arbeiten, praktisch den ganzen November habe ich es komplett ruhen lassen. Es gibt endlich wieder Neuigkeiten von meinem kleinen Spaßprojekt SPACOLA Eclipse: Ein paar Stunden meines Wochenendes hat es gekostet, und mit Version 0.39 wird das Spiel endlich multilingual. Nun hat man im Menü die Wahl zwischen Deutsch und Englisch, und die Sprache lässt sich (fast) jederzeit ändern. Die Ingame-Texte werden dabei ausgetauscht und sogar die Swing-GUI ändert sämtliche ihrer Beschriftungen ganz fix per Mausklick. Damit habe ich doch tatsächlich einen der ersten Feature Requests von zwei nicht-deutschsprachigen Dongleware-Fans erfüllt, die die Originaltexte leider kaum verstehen können und sich zumindest eine englische Version gewünscht hatten.

Nun ist es dank vieler kleiner und einiger großer Änderungen sehr leicht möglich, mit einem einfachen Texteditor zusätzliche weitere Übersetzungen für das Spiel zu schreiben, vorausgesetzt jedoch, sie kommen mit dem lateinischen Alphabet aus oder können in dieses überführt werden. Der Dongleware- sowie der GEM-Font, der in meinem Remake verwendet wird, kennt leider nur diese Zeichen. Viele weitere Stunden Pixelei in GIMP wären nötig, um weitere Buchstaben hinzuzufügen, was ich mir vorerst sparen möchte. Wer will, darf sich diese Arbeit natürlich gerne auch selbst machen. Freiwillige vor, die Rohmaterialien zum Basteln gibts auf Anfrage.

Es gibt jetzt ein kleines „Module“-Menü, in dem man vorerst nur den GEM-Texteditor starten kann. Dieser wird neuerdings in der Spiel-Engine ausgeführt und muss nicht mehr umständlich per Debug-Einstellung gestartet werden. Damit lassen sich später einmal zusätzliche Module wie einen Leveleditor, eine Gesamt-Levelkarte oder einen Skript-Editor während des Spiels aufrufen um in Echtzeit Änderungen vorzunehmen. Auch für den geplanten Multiplayer-Modus böte sich hier Platz für interessante Extras.

Wird bald eine downloadbare Testversion veröffentlicht? Noch nicht. Nur Geduld. Leider kann ich hier keinen „Early Access“ anbieten, wie das bei Indie-Spielen ja neuerdings üblich ist, außer jemand bezahlt mich fürs Entwickeln. Oder möchte doch jemand spenden? Bevor es zum ersten Beta-Release kommt, will ich noch den LevelConfig-Parser und den Levelgenerator fertigstellen, die die Originalkonfiguration der Atari ST-Vorlage einlesen und interpretieren können. Wenn das mal steht, werden die Levels endlich nicht mehr vollständig per Zufallsgenerator erstellt, sondern nach den Bauplänen der 64 Ur-Levels. Im Moment bin ich bei knapp 17000 Zeilen bzw. 810 Kbyte Quellcode angelangt, verteilt auf 143 Klassen.

In den kommenden Tagen wird es eine neue Video-Preview geben, die den aktuellen Entwicklungsstand demonstriert. In diesem werde ich auch die vielen kleinen Gameplay-Änderungen zeigen, die ich hier nicht extra erwähnt habe. Der Weihnachtsurlaub ist nicht mehr weit, dann kann ich mich mal wieder mehr um das ganze Thema kümmern.

Kürzlich in einem Gespräch im Fitnessstudio ging es darum, jemandem im Zug bei einem Telefonat bewusst zuzuhören, um das als Aufhänger für ein Gespräch zu nutzen (blödes Thema, aber darum geht es hier gar nicht). Jürgen M. (Name von der Redaktion geändert) fragte hierzu: „Und wie würdest du die Person dann ansprechen? Entschuldigen Sie bitte, ich habe eben ganz zufällig Ihr Gespräch überhört…?„. Nur wenige Sekunden später fiel mir auf, dass der anglizismenliebende Jürgen auf einen False Friend hereingefallen war. Das englische „(to) overhear“ heißt „jemanden belauschen“. Im Deutschen heißt „etwas überhören“ aber genau das Gegenteil, nämlich dass man etwas NICHT gehört hat.

Als nächstes brachte ich einen False Friend ins Gespräch, auf den ich früher selbst oft hereingefallen war: „(to) realize“ heißt primär „etwas feststellen/bemerken“. Das deutsche Wort „realisieren“ heißt eigentlich „etwas verwirklichen“, „etwas in die Tat umsetzen“ – in der Bedeutung „etwas feststellen“ existiert das Wort bei uns nicht, so jedenfalls meine Behauptung. Da ich inzwischen schon desöfteren davon gelesen habe, dass die beiden Worte sehr bekannte False Friends sind, war ich mir meiner Sache sehr sicher, auch wenn Jürgen wieder einmal meine Sprachkenntnisse in Frage gestellt und mich damit schwer beleidigt hat. Niemand in meinem Freundeskreis befasst sich auch nur halb so viel mit der deutschen Sprache und ihrer Rechtschreibung wie ich, aber ich soll derjenige sein, der falsch liegt. Pah! Ich musste der Sache auf den Grund gehen.

Ein wenig erschrocken war ich, als meine Behauptung allerdings sogar vom Duden widerlegt wurde. Dort steht nämlich:

1. a. (bildungssprachlich) etwas, einen Plan, eine Idee o. Ä. in die Tat umsetzen
b. (bildungssprachlich) realisiert werden
2. (in einem Prozess der Bewusstmachung) erkennen, einsehen, begreifen
3. (Wirtschaft) in Geld umsetzen, umwandeln
4. (Sprachwissenschaft) eine Realisation vornehmen

Bei der Wikipedia bin ich aber endlich fündig geworden, dort wird unter der Überschrift „ehemalige falsche Freunde“ immerhin auf den ursprünglichen Fehler hingewiesen: (Hervorhebung von mir)

Bei häufiger und dauerhaft falscher Verwendung kann ein Wort aber auch die ursprüngliche Bedeutung aus der anderen Sprache übernehmen, und die Falscher-Freund-Übersetzung wird so zum Standard: Zum Beispiel wird „realisieren“, was im Deutschen bis vor einiger Zeit nur die Bedeutung „verwirklichen, umsetzen“ hatte, heute mindestens ebenso häufig im Sinne von „wahrnehmen, bemerken, erkennen“ (engl. to realize/realise) verwendet. Diese Bedeutung ist nunmehr auch vom Wörterbuch des Verlags Duden anerkannt.

Das ist wieder ein grausames Beispiel, woran man bestens erkennt, dass die Mehrheit – also die Ungebildeten bzw. diejenigen, die die deutsche Sprache gerade mal insoweit beherrschen, als sie sich halbwegs verständlich ausdrücken können – alleine entscheidet, wohin die Sprache sich entwickelt. Wenn also ein offensichtlicher Fehler vom größten Teil der Bevölkerung immer wieder gemacht wird, und es auch nach längerer Zeit nicht danach aussieht als würde sich das mal herumsprechen, dann akzeptiert leider sogar der Duden irgendwann, dass es sinnlos ist. Der Fehler hat sich in den Köpfen bereits so sehr festgesetzt, dass er überall als richtig wahrgenommen wird, sogar bei Leuten, die es besser wissen KÖNNTEN. Die Folge ist, dass der Fehler früher oder später keiner mehr ist. Wenn die Leute also zu dumm sind, die Sprache richtig zu lernen, dann müssen wir eben regelmäßig die Sprache ändern, um sie den Leuten anzupassen. Kann ja nicht angehen, dass überall nur noch Analphabeten herumlaufen.

Ich würde wahnsinnig gerne sehen, dass man dieses Verhalten endlich auf die Mathematik und viele andere Bereiche ausweitet. Wenn der Großteil der Bevölkerung denkt, dass 2 + 2 x 2 = 8 ergibt, wäre es dann nicht konsequent, wenn man irgendwann einfach auf die Rechenregeln scheißt und jedem erlaubt, so zu rechnen wie er es für richtig hält – also ungefähr so wie es momentan mit der deutschen Sprache gehandhabt wird? Wie sieht es mit den berühmten HIV-Viren und dem IP-Protokoll aus? Ich bin dafür, dass wir die Dinger der Einfachheit halber künftig Internet Protocol-Protokoll nennen und Humanes Immundefizienz-Virus-Virus. Aber ich wette, dann fangen die Leute damit an, wieder IPP-Protokoll und HIVV-Viren zu sagen. Und der Duden macht brav mit und segnet den Fehler auch noch ab.

So musste ich nun leider realisieren, dass ich mit meiner Behauptung absolut richtig lag und damit falsch liege. Klingt kompliziert, ist aber so.

Lieber Originalton-Nazi,

deine Meinung und Entscheidung, Filme lieber im englischen (bzw. entsprechenden) Originalton zu genießen, anstatt deine Ohren mit der deutschen und selbstverständlich furchtbar minderwertigen Synchronisation zu foltern, akzeptiere und respektiere ich voll und ganz.

Deine Angewohnheit, andersdenkenden Filmfans deine Meinung aufzuzwingen und deren Argumente als Dummheit und mangelhafte Englischkenntnisse auszulegen oder überhaupt nicht erst anzuhören, und dich dadurch als klar überlegen, elitär und als einzig _wahren_ Filmexperten hevorzuheben, verachte und verurteile ich.

Die Gründe, die du anführst, habe ich gehört und das sind im Prinzip immer dieselben:

  • Die deutsche Synchro ist scheiße.
  • Die Witze kann man nicht übersetzen.
  • Die echten Stimmen sind viel besser.
  • Wer kein Englisch kann, ist doof.
  • Wer das liest, ist auch ganz doof.

Diese Aussagen von dir sind wahrlich erdrückend. Offenbar bleibt mir als Filmfan nichts anderes, als mich ebenfalls der Originaltonsekte zu beugen, denn sonst bin ich einfach genauso scheiße wie die Synchronisation. Und kann kein Englisch. Das will ich auf keinen Fall riskieren, denn meine Englischkenntnisse sind mir zu wichtig um sie jetzt zu verlieren.

An dieser Stelle möchte ich dennoch verdeutlichen, warum ich mich anders entscheide als du. Deine Meinung in allen Ehren, lieber Originalton-Nazi, aber ich persönlich mag die deutsche Synchronisation sehr.

Praktisch seit der gymnasialen Mittelstufe schaue ich Filme mehr oder minder regelmäßig in Englisch an. Überwiegend zwar in Deutsch, aber jedesmal wenn du mir mit einem deiner Seitenhiebe mal wieder auf die Füße trittst, erwische ich mich dabei, wie ich mich erneut an Filmen und TV-Serien im Originalton versuche. Da bei Filmabenden bei dir die Sprache sowieso nicht zur Debatte steht, bleibt es mir spätestens dann kaum erspart. Mich wundert es, dass man seine Muttersprache bei dir nicht generell schon vorher an der Garderobe abgibt. Aber das nur nebenbei.

Was macht den Originalton also jetzt eigentlich so viel besser als die Synchronisation? Sind es die in derbstem Redneck-Amerikanisch genuschelten Sätze, die man selbst dann kaum versteht, wenn man der englischen Sprache mit all seinen grammatikalischen und orthographischen Facetten mächtig ist? Ist es die Tatsache, dass man in Actionsequenzen die Schauspieler entweder deshalb nicht versteht, weil sie beim Rennen mehr keuchen und husten als sprechen, oder weil die Explosionen immer viel lauter sind als die Darsteller? Wer sich mal den Spaß macht und in einem Film zwischen der deutschen und der englischen Tonspur hin- und herschaltet, wird feststellen, dass die deutschen Synchronsprecher lauter und die anderen Geräusche meistens im Hintergrund sind.

Du nimmst dir nicht die Zeit, dich mit der Synchronisationsarbeit näher zu befassen, daher fällt dir nicht auf, dass deutsche Synchronisationen zu den besten der ganzen Welt gehören. Und viele Studios nehmen sich die Zeit und machen sich viel Arbeit damit, sich passende neue Witze und Sprüche auszudenken, wenn ein Originalsatz sich nicht gut übersetzen lässt. Man denke nur an „Die Simpsons“, die eine hervorragende Synchronisation haben. Manche sagen sogar, sie sei besser als das Original.

Manchmal schlägst du auch vor, man könne den Film ja im Originalton mit englischen Untertiteln schauen, so dass man im Zweifelsfall immer nachlesen kann, was gesprochen wurde – quasi die Lösung für Weicheier. Im Prinzip ist das ein netter Kompromiss, aber er funktioniert für mich aus zwei Gründen nicht: Erstens, wenn es im Bild etwas zu lesen gibt, lese ich es. Zweitens, ich will den Film nicht lesen, ich will ihn sehen. Ich ziehe die Mimik der Darsteller dem Lesen der Untertitel vor.

Lieber Originalton-Nazi, ich hoffe du verschonst mich in Zukunft mit deiner Originalton-Propaganda, wenn ich mir einen Film in der synchronisierten Fassung anschauen will.

Mit freundlichen Grüßen.