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Ich beim täglichen Bad in meinem Datenschatz

Zeit meines Lebens habe ich als selbsternannter Datenmessie beinahe schon leidenschaftlich Datenhamsterei betrieben, aber gleichzeitig nie ausreichend viele Gedanken an Backups verschwendet. Wenn man das weiß, erkennt man, dass ich in der großen Datenverlust-Lotterie unverschämt viel Glück gehabt habe. Schlimmer noch, die sogenannten Single Points of Failure sind mit den Jahren immer größer geworden, angesichts immer umfassenderer Datengräber, besonders in den letzten paar Jahren. Von meinen ersten 3,5 Zoll 720 Kbyte DD-Disketten in den 80er Jahren, über 700 MB CDRs in den 90ern, den 4,7 GB DVDRs in den 00er Jahren, bis zu den heutigen 16 TB HDDs, habe ich alle verfügbaren Datenträger immer sehr gerne mit meiner Sammlung vollgeschrieben. Sammlung deshalb, weil ich in weiser Voraussicht und in schöner Regelmäßigkeit die Inhalte auf den schwächelnden, alternden Datenträgern der vergangenen Generationen auf neuere übertragen habe, und die Datenmenge so kontinuierlich anstieg, die ich als meinen ganz eigenen Schatz betrachtet habe. Zuletzt lag der gesamte Krempel von unzähligen Disketten, einer vierstelligen Anzahl von CDs, einer dreistelligen Anzahl von DVDs, und einem ganzen Stapel älterer Festplatten auf nur noch drei zentralen Datenträgern. Also Daten aus über 30 Jahren Computernutzung – und für diese hatte ich keine (echten) Backups.

Selbstverständlich wusste ich als computeraffiner Mensch schon immer um die große Bedeutung von Backups. Früh brachte mein Vater mir bei, dass man von wichtigen Original-Disketten erst einmal (mindestens) eine Sicherheitskopie macht, und dann ausschließlich diese verwendet. Beim Verstehen half mir auch die Tatsache, dass Disketten oftmals relativ schnell die Grätsche machten. Datenverlust erlebte ich daher häufig, aber es war eben immer nur eine einzelne Diskette betroffen und nicht etwa ein gigantisches Archiv, das Jahrzehnte umfasste. Im Jahr 1995 unternahmen wir gemeinsam eine große Archivierungsaktion, bei der wir hunderte unserer Atari ST-Disketten in tagelanger Kleinarbeit auf DAT-Bändern sicherten. Die Aktion war ein voller Erfolg, die Backups benötigten wir jedoch nie. Bald darauf dominierte der PC unseren Alltag und der Siegeszug der optischen Datenträger begann. Selbstgebrannte CDs, selbstgebrannte DVDs, randvolle Festplatten, bald lag das Zeug kreuz und quer im Kinderzimmer herum. Die ISDN-Flatrate und die darauf folgende heimische DSL-Leitung machten es leicht, immer verrücktere, noch unnötigere Dinge herunterzuladen und “wegzubrennen”. Mit Hilfe von Tools wie GetRight, Go!Zilla oder FlashGet musste ich mir nicht einmal Mühe geben. Nur wenige Mausklicks und komplette Seitenarchive fanden auf mysteriöse Weise den Weg auf meine Festplatte – der Download lief dann über Nacht. Ob ich diese Dateien jemals anschauen würde? Wahrscheinlich nicht, aber das war zweitrangig.

Disketten wurden auf CDs übertragen, CDs auf DVDs, DVDs auf kleine Festplatten, und kleinere Festplatten auf immer größere Festplatten. Und heute sitze ich auf einem schätzungsweise 12 TB großen Berg an Daten, wie Dagobert in seinem Geldspeicher. Der Ausfall nur einer einzelnen meiner drei zentralen HDDs würde den Verlust von mindestens 15 Jahren an gesammelten Daten bedeuten. Für mich ein Katastrophenszenario, um das ich mich wirklich kümmern musste. Im Jahr 2012, als ich endlich die nötigen finanziellen Mittel besaß, besorgte ich mir einen 15 TB Netzwerkspeicher. Mit Hilfe von Robocopy und einem Batchskript synchronisierte ich sporadisch eine Auswahl der wichtigsten Ordner auf das verschlüsselte Netzwerkverzeichnis. Dies funktionierte gut, doch der Katastrophenfall trat auch in den folgenden Jahren nie ein, weshalb ich zu selbstsicher und faul wurde und meine Bemühungen reduzierte. Endlich im Jahr 2018 konnte ich mich dazu überwinden, alle meine Festplatten vollständig mit VeraCrypt zu verschlüsseln. Nun wurden Backups jedoch sogar noch viel wichtiger, denn wenn die Live-Entschlüsselung mit VeraCrypt plötzlich nicht mehr funktionierte, wäre das gleichbedeutend mit einem Festplattenausfall.

Doch die Technik gab mir erstaunlicherweise keinen Grund zur Sorge. Nach vier Jahren täglichen Gebrauchs arbeitet die Verschlüsselung immer noch einwandfrei. Im Jahr 2020 sattelte ich auf Linux um, und so lösten “rsync” und “Grsync” das bewährte Robocopy ab, und Ext4 löste NTFS ab. Erneut überraschte mich die ausgereifte Technik positiv, denn rsync konnte mühelos die mit Robocopy erstellten Backups aufgreifen und erneuern. Seit dem Sommer 2022 habe ich radikal damit begonnen, eine vernünftige Ordnung in meinem Archiv zu etablieren, habe dazu alte Strukturen aufgebrochen. Dies schuf erneut ungewohnte Herausforderungen, denn trotz meiner schlimmen Unordnung in meinem Dateisystem wusste ich bisher von den meisten Dingen nach all den Jahren wo sie lagen. Nun habe ich zwar Ordnung ins Chaos gebracht, doch muss ich paradoxerweise vieles nun tatsächlich erst suchen. Mit Hilfe von Grsync habe ich mir außerdem Jobs erstellt, die zwei komplette Festplatten auf das NAS spiegeln. Erstmals in meinem Leben bin ich nun in der Situation, dass meine wichtigsten Datengräber vollständig ausfallen könnten, ohne dass ich spürbaren Datenverlust befürchten müsste.

Nicht nur, dass auf meinem NAS vollständige Kopien der Festplatten vorliegen, auch bieten die Paritätsinformationen des RAIDs eine weitere Stufe der Redundanz, denn selbst wenn im NAS eine der Festplatten ausfällt, können die Daten noch verlustfrei wiederhergestellt werden. Und hier hört die Geschichte noch nicht auf: Mir wurde klar, dass meine Wohnung der letzte verbliebene Single Point of Failure darstellte. Ein Wohnungsbrand, Diebstahl oder ähnliches könnte weiterhin alle meine Daten auf einen Schlag vernichten. Die Lösung hierfür ist ein sogenanntes Off-Site-Backup, also eine weitere Kopie an einem weiter entfernten Ort. Und so sicherte ich den vollständigen Inhalt des Netzwerkspeichers auf einer verschlüsselten externen Festplatte und gab sie in vertrauenswürdige Hände zwecks Lagerung für den Katastrophentag X, der hoffentlich nie kommen möge.

Endlich habe ich ausreichende Ausfallsicherheit um mich wirklich sicher zu fühlen. Wenn morgen eine Festplatte quietscht und klackert und nur noch Fehlermeldungen ausspuckt, dann muss mich das nicht mehr beunruhigen: Alles ist noch da. Und ich bin dankbar, dass ich von Ausfällen verschont geblieben bin, als meine Infrastruktur noch ziemlich fahrlässigen “Mut zur Lücke” bewies. Es hätte nämlich auch ganz anders ausgehen können. Da das Thema Backups nun für mich geklärt wäre, kann ich den nächsten offenen Punkt angehen: Das Datenarchiv systematisch durchsuchen, aufräumen und objektiv nutzlosen Müll löschen. Aber Löschen bzw. Wegwerfen ist bekanntlich etwas, das jeden Messie an seine absoluten Schmerzgrenzen bringt.

An und für sich ist es ja überhaupt keine Neuigkeit – nur eben für mich. Letzte Woche hatte ich wieder mal einen wahnsinnig intensiven Flashback, als ich entdeckte, dass es die Cartoon-Serie „C.O.P.S.“ auf DVD zu kaufen gibt. „ENDLICH!!!„, dachte ich mir, bis ich feststellte, dass es diese DVDs seit 2006 gibt. Erscheint mir unbegreiflich, dass ich davon tatsächlich nichts mitbekommen habe, dabei habe ich praktisch nur darauf gewartet und sogar zwischendurch öfter mal danach gesucht. Vielleicht ist das ja aber auch wirklich schon fünf Jahre her.

Die meisten werden die Serie gar nicht kennen, da sie in Deutschland kaum zu sehen war. Sie lief ganz zu Anfang der 90er Jahre auf RTLplus, am Sonntagvormittag irgendwann vor oder nach den Hero Turtles. Da bin ich mir eben nicht mehr ganz sicher. Ich weiß nur noch, dass da eben den halben Tag nur Zeichentrickserien liefen und das war damals genau meine Zeit. Danach lief die Serie soweit ich weiß fast gar nicht mehr im deutschen Fernsehen, vielleicht noch ein einziges weiteres Mal. Finde ich wahnsinnig schade, denn bei dem Mist, den man den Kindern heutzutage im Fernsehen andreht, da erscheinen mir die Serien meiner Kindheit beinahe wie Bildungsfernsehen.

Anderen ist die Serie vielleicht unter dem Namen „CyberCOPS“ bekannt, da sie später umbenannt werden musste. Ich werde jetzt keine Inhaltsangabe liefern, da ich die Serie leider auch nicht mehr so genau kenne (siehe unten: 20 Jahre her und so…). Aber ich weiß noch, dass in jeder Folge eine futuristische Polizeitruppe irgendeinen Fall gelöst hat und am Ende die Akte geschlossen wurde und ein dicker Stempel mit der Aufschrift „Case closed“ draufgehauen wurde. Bulletproof ist der Anführer der Polizisten und der Big Boss ist der Oberbösewicht. Die anderen Charaktere sind aber fast noch interessanter. Wer mehr wissen will, sollte vielleicht mal kurz das C.O.P.S. Wiki durchstöbern. Produziert wurden die 22 Folgen 65 Folgen von 1988 bis 1989. Wer mit der Serie nicht aufgewachsen ist, wird damit aber heute eher wenig anfangen können.

Ich freue mich wahnsinnig über diese Entdeckung und denke schon darüber nach, mir die DVDs zu bestellen. Allerdings hätte ich auch nichts gegen eine deutsche Tonspur einzuwenden, die es aber scheinbar noch nicht gibt. Das hätte in den letzten fünf Jahren echt mal passieren können.

Nachtrag vom 15.07.2013: Scheinbar ist diese DVD im Handel wieder eine ziemliche Mogelpackung. Enthalten sind 22 beliebige Episoden von den insgesamt 65 produzierten, und die wahrscheinlich noch nicht einmal in der richtigen Reihenfolge. Das alleine wäre ja nicht so schlimm, aber es gibt dort auch nirgends den Hinweis, dass die DVDs in irgendeiner Weise unvollständig sind. Warum produziert man denn bitteschön nicht einfach eine DVD-Kollektion mit ALLEN Episoden, statt diesen lieblos hingeworfenen Knochen?