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Im Schnitt verbraucht ein Kunde heute 15 bis 20 Gigabyte (GB). Das geringste integrierte Datenvolumen wird 75 GB betragen.

Es ist noch gar nicht so lange her, da hat die Deutsche Telekom beschlossen, den Wenigsurfern in Deutschland das Märchen von den bösen Dauersaugern zu erzählen, die der Grund dafür sein sollen, wieso das Internet bei uns so teuer, und wieso YouTube oft so langsam ist. Die Wenigsurfer begannen zu schimpfen und zu toben, wie die Poweruser es sich nur erlauben konnten, die jahrelang etablierten Flatrates auch nur im geringsten auszunutzen. Sie beschwerten sich darüber, dass die bösen Leecher sich auf ihre Kosten übermäßig am Internet bereicherten. Sie forderten den Rückschritt zu leistungsgestaffelten Tarifen, und entschieden, dass eine Flatrate doch eigentlich nur solange gut sei, wie sie keiner nutze.

Dass die Argumentation der Telekom mit dem teuren Traffic eigentlich ziemlicher Käse ist, kann man inzwischen vielerorts im Netz nachlesen, dennoch wäre es ihr beinahe gelungen, uns netzpolitisch um viele Jahre zurückzuwerfen, indem man Volumenobergrenzen für alle Kunden durchsetzen wollte. Und das nur weil der durchschnittliche Telekom-Kunde, an dem alles gemessen wird, selbst im Jahr 2014 kaum mehr macht als E-Mails abzurufen und zweimal täglich Facebook zu besuchen. Zum Glück gelang es den noch nicht gänzlich politisch komatösen, zumindest ein bisschen netzaffinen Menschen, der Telekom rechtzeitig auf die Finger zu klopfen. Die Drosselung lässt sich umgehen, indem man auf eine wiederum teurere aber wenigstens echte Flatrate ausweicht, die entgegen erster Aussagen jetzt doch geplant ist, und falls sich jemand gern freiwillig drosseln lässt, der wird nach dem aufgebrauchten Inklusivvolumen „nur“ auf 2 MBit gedrosselt, also tatsächlich noch halbwegs genießbares Breitband.

Ich bin froh, dass ich die erste Gelegenheit nutzen konnte, diesem, entschuldigt bitte, miesen Abzocker-Verein zu entsagen und der Kabel-Konkurrenz eine Chance zu geben. Ich wäre pünktlich zu meinem Umzug für die Telekom eigentlich ein wirklich sicherer Neukunde geworden, hätte man nicht einen solch intensivnutzerfeindlichen Kurs eingeschlagen. Da forciert die Telekom innerhalb weniger Jahre eine drastische Erhöhung der Bandbreiten, von erstmals 768 KBit, über 2 MBit, dann 6 MBit, 16 und 32 MBit, heute wird alles ab 50 bis hin zu 400 MBit angeboten, obwohl die meisten Menschen offensichtlich noch nicht einmal ansatzweise eine solch schnelle Anbindung bräuchten, und nun da es im Netz endlich genügend leitungsintensive Angebote gibt, missfällt es der Telekom, wenn manche davon Gebrauch machen.

Worauf ich nun eigentlich hinaus wollte: Ich möchte mit einem Auszug meiner Fritzbox-Statistiken des vergangenen Jahres ein kleines Statement gegen eine Volumenobergrenze setzen. Niemand soll sich für seinen Traffic rechtfertigen müssen. Dass 75 GB ein ziemlich schlechter Scherz sind, wird jeder begeisterte Steam-Nutzer wissen, der einmal sein System neu aufsetzen musste, jeder Filmfan, der gerne 1080p-Inhalte konsumiert, jeder Fotograf und jeder Amateurfilmer, der seine Mediendateien in der Cloud speichert. Die Datenmengen werden nicht kleiner. Lasst euch keine Mogel-Flatrates von der Drosselkom bieten. Am Ende des Volumens kann noch viel Monat übrig sein.

Internetnutzung 2013
Monat Online-Zeit (hh:mm) Daten gesamt (GB) gesendet (GB) empfangen (GB) Verbindungen
Februar 671:59 741,17 46,68 694,48 30
März 742:20 715,82 30,09 685,72 61
April 720:00 600,88 33,41 567,46 31
Mai 742:56 785,53 63,65 721,87 36
Juni 710:11 407,94 26,85 381,08 36
Juli 742:30 511,54 22,75 488,79 38
August 743:46 533,30 31,01 502,28 35
September 627:07 529,68 26,90 502,78 26

Fairerhalber sollte ich erwähnen, dass die Tabelle nicht die Internetnutzung einer einzelnen Person abbildet, sondern mehrerer. Dafür ist die Tendenz klar: Einer Familie (womöglich mit Teenagern im Haus, die viel Zeit haben) wird 75 GB erst recht nicht ausreichen. Das ebnet den Weg für Schuldzuweisungen, wenn das Volumen weg ist. In den schwächsten Monaten liegt der „Verbrauch“ in meiner Statistik deutlich über dem fünffachen von dem was mir die Telekom gönnen würde, in den stärksten Monaten knapp über dem zehnfachen. Die Telekom steht inzwischen auf meiner persönlichen Schwarzen Liste der unbedingt zu vermeidenden Internetprovider, schon allein weil ich implizit auf ihrer Schwarzen Liste der unbedingt zu vermeidenden Kunden stehe.

Die Telekom ist ohnehin eine Gefahr für die Netzneutralität, und sie wird alles dafür tun, künftig an jedem einzelnen Byte der Nutzer zusätzlich zu verdienen. Dass die Telekom seit einigen Jahren gleichzeitig als Carrier und als Inhalteanbieter fungiert, bringt den Konzern in einen deutlichen Interessenskonflikt auf Kosten konkurrierender Inhalteanbieter.

75 GB sollten eigentlich genug für jeden sein.“ – Nein, nicht Bill Gates hat das gesagt, auch nicht Telekom-Chef René Obermann. Aber irgendjemand wird es wohl gesagt haben, sonst würden wir jetzt nicht darüber diskutieren.

retrodsl

Retro ist schon toll – aber natürlich auch nicht immer. Ich erlaube mir, mal wieder einen kleinen Aufruf zu starten. Es gibt wieder eine Petition, die ich als sehr unterstützenswert erachte. Wer nicht hilflos dabei zuschauen will, wie die Telekom unsere Internetzugänge kastriert, Eintrittsgeld für Webseiten einführt, und damit die Netzneutralität zerstört, der möge doch bitte unterzeichnen. Zum Zeitpunkt meiner Unterzeichnung waren es bereits über 90.000.

Petition: An: Deutsche Telekom AG: Drosselung der Surfgeschwindigkeit stoppen

Die Telekom verteidigt ihre Drosselungspläne schon sehr geschickt in der Öffentlichkeit. Das effektivste Mittel von dem sie Gebrauch macht, ist, die Wenigsurfer auf ihre Seite zu ziehen: „Es betrifft euch doch gar nicht! Ihr seid die 97%! Ihr bezahlt das teure Internet für die rücksichtslosen Vieldownloader mit! Jemand der soviele Daten runterlädt, ist doch sowieso ein böser Raubkopierer und ein krimineller Tauschbörsennutzer, und damit habt ihr doch nichts zu tun! Euer Internet wird viel billiger, wenn wir die kranken Vielsurfer endlich stoppen, die das ganze Internet blockieren. Naja ok… das wohl nicht… aber es wird zumindest NICHT TEURER für euch! Jedenfalls jetzt noch nicht! Denkt mal darüber nach! Eure Telekom.“

Diese Propaganda kommt bei der Zielgruppe ziemlich gut an, wie es aussieht. Kein Forum, wo nicht jemand voller Stolz verkündet, dass er die Pläne der Telekom ja eigentlich total gut findet, weil es doch nicht angehen kann, dass das Internet von einigen Wenigen so intensiv ausgenutzt wird, und die Wenignutzer bekämen dann kaum noch was davon ab. Aber eigentlich geht es gar nicht darum, dass man selbst Vorteile aus den Tarifänderungen ziehen würde (was nämlich nicht der Fall ist), sondern nur darum, die anderen damit zu benachteiligen. Trotzdem streiten deutsche Internetnutzer absurderweise darüber, ob die Abschaffung der Flatrate gut für sie sei. „Die arme Telekom kann diese Last nicht mehr tragen, wir dürfen nicht mehr soviel downloaden. Weg mit der Flatrate, her mit der Internetmaut!“. Selten konnte jemand mehr Begeisterung für die Beschneidung unserer Freiheiten entfachen, Rückschritt besser als Fortschritt tarnen, als die Telekom. Die Telekomiker können sich eigentlich zurücklehnen, Tee trinken, und abwarten, bis der Shitstorm sich gelegt hat. Dann geht es an die Umsetzung der Pläne.

Nunja, zu dem Thema wurde ja bereits in den Medien alles gesagt. Mich hat die Drosselkom als potentiellen Kunden endgültig verloren.

snesboxDie Unity-Engine kann es längst. Die Unreal-Engine kann es seit einigen Monaten auf zwei verschiedene Arten. Demnächst wird auch die CryEngine den Sprung schaffen. Und jetzt? Na, jetzt läuft sogar Super Mario World im Browser!

Alles im Browser, alles braucht Internet, alles muss vernetzt sein, alles wird verlegt in die Cloud! Diesen Leitspruch hat die Telekom sich dieser Tage offensichtlich zu Herzen genommen und kurzerhand die DSL-Flatrates abgeschafft. Ja richtig, die Telekom verfrachtet uns guten Gewissens zurück ins Internet-Mittelalter. Mit uns dämlichen Deutschen kann man es ja machen, wir wählen ja schließlich auch noch christliche Fortschrittsbremsen in die Regierung. Künftig schauen wir also erst wieder auf die Uhr, wenn wir surfen und downloaden wollen. Ob mein monatliches Datenvolumen noch für dieses oder jenes YouTube-Video reicht, muss ich dann erst am Zähler ablesen. Und wenn wir schon dabei sind, wird auch gleich noch die Netzneutralität beerdigt. Wer die „guten“ Telekom-Dienste nutzt, darf surfen bis die Leitung glüht, wer aber die doofe Konkurrenz bevorzugt, der wird irgendwann gnadenlos gedrosselt. Und wir stehen ja jetzt noch ganz am Anfang dieser Entwicklung. Ich bin schon so gespannt, was als nächstes kommt: Endlich wieder Internet-Minutentarife? Günstigeres Internet von 18-24 Uhr? Spezielle Gaming-Tarife, ein YouTube-Tarif, ein Facebook-Tarif? P2P-Traffic ist täglich teuer hinzubuchbar? Die Telekom hat so viele Möglichkeiten, ihre Kunden zu begeistern, plötzlich gibt es soviele neue Einnahmequellen. Ich kann eigentlich gar nicht aufhören, mich über dieses Thema auszukotzen. Aber ich versuche es für einen kurzen Moment.

So, man möge mir diese Entgleisung verzeihen. Zurück zum Thema. Werden in Zukunft alle PC-Spiele nur noch im Browser laufen? Im Moment deuten einige Zeichen darauf hin. Selbst wenn Cloud-Gaming noch nicht abhebt, JavaScript und Flash sind bereits so leistungsfähig und effizient, dass sie selbst die aufwändigsten Grafik-Engines problemlos schultern. Crysis 3 im Browser zocken? Bald vielleicht möglich. Aber mich als sogenannter „Retrogamer“ interessiert eine andere Meldung, die ich dieser Tage vernahm: Es gibt jetzt einen SNES-Emulator, der komplett im Browser auf Basis von Flash läuft. Nicht nur das, auch bringt dieser ein riesiges Repertoir an Super Nintendo-Spielen gleich mit. Man muss nichts konfigurieren, man muss sich keine ROMs von zwielichtigen Seiten suchen, einfach die Seite snesbox.com ansurfen, Spiel aussuchen, und im Büro in der Mittagspause zwischendurch eine Runde Super Mario Kart, Zelda 3 oder Secret of Mana spielen.

Nicht unerwähnt bleiben sollte, dass das urheberrechtlich gesehen natürlich ein problematisches Projekt ist, denn die unzähligen ROMs, die dem Emulator bereits beiliegen, sind per Definition allesamt illegale Kopien. Durch die viele Werbung auf der Seite verdient der Entwickler Vadim Grigoruk sogar Geld an Nintendos Spielen, was die Sache juristisch noch relevanter macht. In der Praxis dürfte es aber relativ schwierig sein, den Entwickler abmahntechnisch zu torpedieren, da es sich um eine russische Seite handelt.

Inzwischen sind bereits 53.000 Benutzer für die SNES-Variante und knapp 20.000 für die NES-Variante registriert. Registrierte Nutzer können sogar Savestates auf dem Server abspeichern, und zudem gibt es die Möglichkeit, „Walkthroughs“ aufzuzeichnen und damit in einen Wettkampf mit anderen Retrogamern zu treten. Hierbei handelt es sich wohl um kleine Input-Logs, die zusammengenommen einen Komplettdurchlauf in einem Spiel bis zum Abspann ergeben. Auch an einen Zweispielermodus über die Webseite wurde gedacht. SNESbox wirbt damit, dass es mit 11.337 ROMs daherkommt (was einem kompletten Set entspricht), bestehend aus 1861 verschiedenen Spielen. Außerdem können eigene ROMs von der Festplatte hochgeladen und gestartet werden.

Mit NESbox gibt es dasselbe Rundum-sorglos-Paket für das Nintendo Entertainment System. Dem Flash-NES-Emulator liegen gar 16.373 ROMs (1810 Spiele) bei. Grundsätzlich finde ich die Idee hinter dem ganzen Projekt gut, nur eben nicht die Tatsache, dass hier wohl auch versucht wird, Geld mit der Arbeit anderer zu scheffeln. Mich würde außerdem interessieren, welche Emulatoren der Entwickler als Grundlage für seine Flash-Portierungen nahm, weil Eigenentwicklungen sind das ja in den wenigsten Fällen. Erwähnt wird es leider mit keinem Wort. Vermutlich wurde auch da die eine oder andere Lizenz verletzt.

Achja: Telekom boykottieren. Anbieter wechseln.