Schlagwort-Archive: CGI

Mein Fernsehseriengeschmack beispielhaft in einem kurzen, völlig typischen Dialog ausgedrückt, so wie ich ihn in den letzten Wochen mehrfach führte:

Jemand: „Was guckst du denn aktuell so an Serien?
Ich: „Ich schaue zur Zeit noch Kampfstern Galactica.
Jemand: „Achja, cool, Battlestar Galactica! Die Serie ist super! Bei welcher Staffel bist du grad?
Ich: „Nein, nicht die! Kampfstern Galactica! Das Original. Aus den 70ern.
Jemand: „Oh…
Ich: „War mir klar, dass du das nicht kennst.

Vor kurzem habe ich in einem Video (versehentlich) jemandem zugehört, der mir erklären wollte, wie die Filmemacher in den 50er Jahren beispielsweise noch sehr primitive Tricktechnik nutzen mussten, und daher auch nicht in der Lage waren, gute Filme zu produzieren. Und nur weil das Publikum damals noch nichts anderes gewohnt war, wurden alle diese schlechten Filme als gut empfunden. Richtig, heute wissen wir es besser. Und genau aus diesem Grund gibt es überhaupt keine guten Filme aus den 50ern. Oder aus den 60ern. Oder aus den 80ern.

Eigentlich gibt es gute Filme erst seit Matrix Reloaded, Catwoman, Hulk und Green Lantern, denn davor waren die Computereffekte noch zu schlecht. Ok, ernsthaft, das lächerliche Video habe ich kurz darauf lachend weggeklickt, den Rest der peinlichen, ignoranten Argumentation habe ich mir gar nicht erst angehört. Traurigerweise kenne ich tatsächlich einige solcher Personen verschiedenster Altersgruppen, die wirklich der Meinung sind, alles aus den 80ern (und logischerweise davor) sei Trash. Unabhängig von der Produktionsqualität oder der filmischen Qualität, unabhängig von der Handlung oder von der schauspielerischen Leistung. Es ist alt, es ist Trash. Einfach Trash. Umgekehrt sagen sie dann natürlich, wenn der Film brauchbares CGI hat, dann gehen sie in jedem Fall ins Kino. Jeder weitere billige Star Wars-Ableger, jeder x-beliebige Superhelden-Film, die drölfte Remake/Sequel-Vergewaltigung eines Klassikers – egal, sie sitzen immer rechtzeitig wie auf Befehl mit Popcorn im Kino. Unkritisch, anspruchslos, debil grinsend, glücklich über ihre geliebten CGI-Effekte. Mit solchen Leuten kann man gar nicht diskutieren. Will ich auch nicht.

Ich mag Kampfstern Galactica mit seinem 70er Jahre Sci-Fi-Charme. Für andere ist es nichts als Trash. Besonders wo es längst eine Remake-Serie gibt, fragen sich viele Netflix-Amazon-Spotify-Opfer als allererstes, wieso man sich da freiwillig noch das primitive Original anschauen wollen würde. Jede Existenzberechtigung wird da der älteren Serie sofort abgesprochen. Ich bin ein Fan von Originalen. Ich mochte die Serie schon als Kind, als mein Vater sie im Fernsehen verfolgte, und ich dann manchmal ebenfalls gebannt zusah. Ich mochte damals besonders Muffit, den kleinen Roboterhund von Boxey, und ich wollte damals selbst einen solchen als Haustier. Wer natürlich auf moderne Computereffekte großen Wert legt, wird mit der TV-Serie von 1978 nicht glücklich, das ist mir klar. Aber das Äußere ist nicht das, was zählt. Jedenfalls nicht nur.

Ich mochte auch die coolen Zylonen, die damals wirklich einschüchternd waren, obwohl sie aus heutiger Sicht in den meisten Episoden nur Kanonenfutter waren, so wie die imperialen Sturmtruppler aus „Krieg der Sterne“ (Ja, zu meiner Zeit hieß das in echt noch so!). Aber mit ihrer voll verchromten Roboterrüstung sind sie natürlich viel stylischer. Ich mochte es, die spannenden Abenteuer von Apollo, Starbuck und Boomer zu verfolgen, und den weisen Worten von Ben Cartwright, äh, Commander Adama zu lauschen. Wenn sie in ihren kolonialen Vipers mit dem Turbo durch das weite Weltall schossen, war ich hin und weg. Und es ist mir nicht peinlich, zuzugeben, dass die Serie für mich heute nicht viel von ihrer alten Faszination verloren hat. Klar, es sieht alt aus, aber das tue ich heute auch. Das macht mich nicht schlechter, warum sollte es bei einem schöpferischen Werk anders sein?

Da ich damals sicherlich nicht alle Folgen gesehen habe, wollte ich erneut ein altes Kapitel meiner Kindheit abschließen, indem ich nun die komplette Serie auf Blu-ray konsumierte. Enthalten waren in der Box die (leider sehr wenigen) Episoden der eigentlichen Serie, sowie die noch deutlich weniger Episoden umfassende Nachfolgeserie „Galactica 1980“, von der ich bis dahin überhaupt nichts wusste. Allerdings muss ich zugeben, dass letztere wirklich nicht besonders gut ist. Selbst die Super-8-Fassungen der Kinofilme waren auf den Scheiben enthalten, die ich mir ebenfalls gönnen durfte. Ich bin froh, dieses Relikt seiner Zeit nun endlich vollständig zu kennen. Einige kleinere Aspekte fallen einem erst mit deutlichem zeitlichen Abstand und mit wesentlich mehr Film-Erfahrung auf, so zum Beispiel, dass der kleine Boxey von Noah Hathaway gespielt wird, also Atreyu aus „Die unendliche Geschichte“. Außerdem, dass der Vater von Starbuck von einem gealterten Fred Astaire gespielt wurde. Auch Lloyd Bridges‘ Darstellung des draufgängerischen Commander Cain mit der deutschen Stimme von Darth Vader ist für Fans von Hot Shots! definitiv ein Genuss.

Kampfstern Galactica ist eine Serie von Serienschöpfer Glen A. Larson, mit dem Soundtrack von Stu Phillips. Fans der 80er kennen dieses Erfolgs-Duo noch von einer anderen, noch bekannteren Serie. Die Idee für Knight Rider wurde in Kampfstern Galactica bereits ganz offensichtlich angelegt: So gibt es eine Episode, in der Starbuck in einer umgebauten Viper mit einer KI-Autopilotin namens CORA fliegt. Die intelligente weibliche Computerstimme, die ganz stilecht mit einem Audio-Spektrometer visualisiert wird, kann automatisch in die Flugmanöver eingreifen, und ist darauf programmiert, einen freundschaftlichen, kooperativen Umgang mit dem Piloten zu pflegen. Ganz so wie KITT, aber im Gegensatz zu diesem schießt CORA ein wenig übers Ziel hinaus, nervt Starbuck mit allzu emotionalen Episoden und gibt ihm sogar Kosenamen. Aber die Gemeinsamkeiten hören da noch lange nicht auf, denn das rote Lauflicht in den Augen der Zylonen erkennt man natürlich sofort als das exakt gleiche rote Scanner-Lauflicht an der Front des schwarzen Trans Am. Und selbst der Augenglüh-Soundeffekt, den die Zylonen machen, ist praktisch derselbe. Daneben teilen beide Serien sich viele Stock-Soundeffekte wie die von Explosionen und Raketenstarts, die man immer wieder hört.

Wem kann ich die Serie empfehlen? Naja, wen bei „Raumschiff Enterprise“ (TOS) aus den 60ern sofort das blanke Entsetzen erfasst, und wer die Ur-Trilogie von Star Wars nur in der allerneuesten, digital hochgepimpten und kaputtgepatchten (Disney-)Neuauflage kennt, der wird Kampfstern Galactica nicht einmal mit der Kneifzange anfassen wollen. Im Gegensatz dazu, wer Raumpatrouille Orion kennt, und wer 2001: Odyssee im Weltraum gesehen hat, der wird sicherlich auch diese Serie hier sehr vergnüglich finden. Man wird mit jeder Menge 70er Jahre Ambiente, Schlaghosen, Fönfrisuren und Discomusik belohnt.