Archiv der Kategorie: Musik

Nunja, was soll ich sagen. Ich weiß leider nicht worüber ich schreiben soll. Ein deutscher Pilot, der zum Massenmörder wurde, miese deutsche Internetprovider und ihre hässliche Arroganz, die weiterhin absurde Netzpolitik unserer Regierung – nichts davon eignet sich für mich, mal in einem Beitrag in Textform auf den Tisch zu hauen. Und wenn ich dann doch mal eine Idee habe, habe ich keine Zeit, diese umzusetzen. So geht das jetzt schon wieder seit Wochen. Ich schätze, um mich endlich mal wieder zu fangen und den Teufelskreis zu beenden, bräuchte ich mindestens drei Wochen Urlaub. Besser gleich vier. Damit es hier nicht länger so ausgestorben aussieht, vertrödele ich die Zeit mit einem kleinen musikalischen YouTube-Einschub von dem deutschen Demoscene-Chipmusiker Big Alec von Delta Force, weil ich ihn kürzlich erst in einem Kommentar erwähnte.

Chiptune-Hasser sollten natürlich erst gar nicht auf Play drücken. Allen anderen wünsche ich ein gar chippiges Vergnügen und allen Lesern ein paar schöne Feiertage. Achja, Tod dem Tanzverbot. Verdammte Christen.

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pinkfloydendlessriver

Was für ein denkwürdiger Augenblick für mich. „The Endless River“ heißt das gestern veröffentlichte neueste Album der legendären Kultband Pink Floyd. Vor 20 Jahren erschien das letzte Studioprodukt „The Division Bell“, das ich persönlich als den absoluten Höhepunkt der musikalischen Qualität der Band betrachte, aber mit dieser Meinung mache ich mich leider bei vielen selbsternannten „echten“ Fans unbeliebt, die Gründe dazu weiter unten. Jedenfalls habe ich mir heute das neue Album gekauft, und die Gelegenheit gleich genutzt, um auch das fantastische Album von 1994 in einer Remastered-Version zu ergattern.

The Division Bell von Pink Floyd gehört zusammen mit Fate of Nations von Robert Plant und Brothers in Arms von den Dire Straits quasi zum „Scheidungs-Soundtrack“ meiner Eltern. 1993 und 1994 habe ich diese Musik beinahe in Endlosschleife gehört, als mein Vater sich mit den CDs durch diese schwere Zeit gekämpft hat. Alleine durch diesen Umstand, der an uns Kindern natürlich nicht spurlos vorüberging, verbinde ich die Musik mit einer wirklich sehr emotionalen Phase meines Lebens. Ganz besonders der äußerst melancholische und nostalgische Titel „High Hopes“ wird für mich untrennbar mit dieser Zeit verbunden bleiben. Was bringt das neue Album mit? Ein paar ungeordnete Gedanken dazu.

Fans von David Gilmour werden natürlich nicht enttäuscht. Das ist die gute Nachricht. Das Album entstand zu Ehren des 2008 verstorbenen Keyboarders Richard Wright, von dem viele alte Aufnahmen eingeflochten wurden, daher kommt einem schon sehr früh vieles bekannt vor. Man hört das Vorgänger-Album an etlichen Stellen heraus. The Endless River besinnt sich dennoch teilweise wieder auf seine Wurzeln, auf die experimentelle Pink Floyd-Musik der 70er Jahre. Reine Instrumentalmusik wird hier in langen zusammenhängenden Tracks zelebriert, Gesang findet man deutlich weniger. Nicht alles gefällt mir, aber dafür doch noch eine ganze Menge, darunter das verträumte „Surfacing“, das mit einem ganz ähnlichen Glockengeläut endet, wie das womit „High Hopes“ beginnt. Oder „Louder Than Words“, in dem Gilmour zum Abschluss des Werkes noch einmal selbst singt und das mich dadurch stark an das wunderschöne „Shine On You Crazy Diamond“ erinnert. Aber die durchdringende Note von David Gilmour werden die Bewunderer des Pink Floyd Urgesteins Roger Waters auch hier wieder verteufeln und davon sprechen, dass das kein richtiges Pink Floyd-Album ist.

Man möge mir das nachsehen, aber ich bin wahrscheinlich einfach ein paar Jahrzehnte zu spät geboren, daher war ich von Anfang an im „Team Gilmour“. Mein Vater hatte damals etliche Pink Floyd-Scheiben in seiner Plattensammlung. Die spannenden Cover waren für mich als Kind ein großer Spaß. Durch meinen Vater kam ich früh mit Pink Floyds The Wall in Kontakt und war wirklich sehr begeistert, sowohl von dem Spielfilm mit Bob Geldof als auch und vor allem von der Musik. Das Pink Floyd der späten 60er und frühen 70er Jahre war mir immer ein bisschen zu abgedreht, zu psychedelisch, zu ziellos, vielleicht habe ich einfach nicht die richtigen Drogen genommen. Aber die 80er und 90er waren dafür voll mein Ding, also leider ausgerechnet die Phase, in der sich die Band spaltete. Wahre Fans geben David Gilmour die Schuld. Für mich ist sein Einfluss auf die neuen Alben ein wahrer Segen.

Aktuell kann man auf Spiegel Online übrigens ein wirklich lesenswertes Interview mit dem Drummer Nick Mason über The Endless River lesen.

Kennt jemand das Gefühl, wenn man in einem staubigen Karton auf dem Dachboden seine alten Musikkassetten mit Radiomitschnitten aus seiner Kindheit und Jugend findet? Wer noch ein funktionierendes Kassettendeck oder einen Walkman findet und sich die Mühe macht, die Bänder einzulegen, der wird mitunter geflasht von sehr seltsamen, aber bewegenden Eindrücken aus längst vergangenen Tagen. Ich bin süchtig nach diesem Gefühl.

Wer Anfang der 90er Jahre zumindest hin und wieder mal das Radio eingeschaltet hat, dem ist die Musik von Torsten Fenslau sicher nicht unbekannt. Fenslau war unter anderem das kreative Genie hinter der erfolgreichen Gruppe Culture Beat. Seine Musik komponierte er auf einem Atari ST. Kaum war ihm mit dem überraschenden Megahit „Mr. Vain“ der große Durchbruch gelungen, da verunglückte Fenslau bei einem Autounfall leider tödlich. Sein musikalisches Erbe verblasst inzwischen ein wenig, begleitet uns aber grundsätzlich noch bis heute.

Neben seinem Engagement mit Chartbreakern für besagte Danceformation war Torsten Fenslau ab der zweiten Hälfte der 80er bis zu seinem plötzlichen Tod 1993 in Deutschland ein sehr gefragter DJ, der regelmäßig im „Dorian Gray“, der legendären Discothek im Frankfurter Flughafen, auflegte. Seine besten Sets, die teilweise auch im Radio gesendet wurden, werden von echten Fans erhalten und zum Beispiel bei Soundcloud und YouTube hochgeladen, um sie für die Nachwelt zu bewahren. Sie sind wie ein Querschnitt durch die spannende Welt der Clubmusik der späten 80er und frühen 90er Jahre, als elektronische Musik noch nicht ganz so durchkommerzialisiert und wesentlich experimenteller war.

Um diese Musik eingehender und vor allem treffender zu beschreiben, hätte ich vermutlich mindestens zehn Jahre älter sein müssen, denn wenn ich solche Dinge damals zufällig im Radio gehört hatte, dann ohne richtig hinzuhören, ganz zu schweigen von einem echten Erlebnis in einem Tanzlokal. Aber aus heutiger Sicht ist es für mich sehr angenehm, diese discothekale Zeitreise im Internet machen zu können, und ich möchte all den Sammlern und Uploadern für die Mitschnitte der vielen wundervollen Fenslau-Sets danken. Als Filmfan finde ich es faszinierend, wie in nicht wenige der damaligen Tracks einzelne Samples etwa aus SciFi-Blockbustern wie Alien oder Blade Runner eingebaut wurden.

Um interessierten Lesern ohne Abneigung gegen elektronische Tanzmusik ebenfalls die Möglichkeit zu geben, sich die konzentrierte Frankfurter Nightlife-Atmosphäre vom April 1990 reinzuziehen, binde ich hier eine kleine Kostprobe aus den vielen tollen Sets des unvergessenen Musikers und DJs an. Auf YouTube gibt es übrigens sogar noch bessere Einblicke in seine Musik.

Beachtet mich gar nicht, ich bastle hier nur ein wenig herum. Noch vor zwei Jahren hatte ich auf meinem Blog schätzungsweise einmal im Monat einen kleinen musikalischen Beitrag veröffentlicht, bestehend aus einem eingebetteten YouTube-Video mit einem Song, den ich zu dem Zeitpunkt gerade gerne gehört habe. Das hat ganz gut funktioniert eigentlich, bis auf die Tatsache, dass der YouTube-Code ziemlich langsam war, und bis YouTube schließlich mehr oder weniger verhindert hat, dass man den Player in der Höhe so weit verkleinern konnte, bis nur noch die Bedienelemente zu sehen waren – denn das praktisch nicht vorhandene Video interessierte ja gar nicht, und nahm nur Platz weg. Jedenfalls ging es von einem Tag auf den anderen nicht mehr so wie ich das wollte, dann habe ich die YouTube-Artikel allesamt von der Seite genommen.

Mir ist natürlich bewusst, dass die hiesige Gesetzeslage bezüglich eingebetteter urheberrechtlich geschützter Musik und Videos noch lange nicht geklärt ist, und dass es immer wieder geistig zurückgebliebene Richter gibt, für die eine Einbettung (also Verlinkung) dasselbe ist wie das Anbieten eines direkten Downloads auf dem eigenen Server. Dass es aber vielmehr der Blick durch eine Art Fensterscheibe auf eine andere Webseite ist, das versteht man bei den technophoben Damen und Herren schon nicht mehr. Aber das letzte Wort ist da ja noch nicht gesprochen.

Wie dem auch sei, no risk no fun. Ich möchte mal wieder ein paar entspannende Töne auf meine Webseite zaubern, ohne selbst Material hochladen zu müssen, zum einen aus oben genannten Gründen, zum anderen weil dieses Album bis heute zu meinen absoluten Favoriten und Geheimtipps zählt. Selten konnte ich so unbeschwert in Gedanken zu atmosphärischen Klängen abtauchen wie bei den Compilations der Angels Chill Trance Essentials, von denen es genau drei Stück mit jeweils zwei CDs gab. Neu zu erwerben gibt es die Teile scheinbar gar nicht mehr, jedenfalls nicht bei Amazon und anderen, daher halte ich die Verlinkung hier für in Ordnung. Wer anderer Meinung ist, darf mich gerne in jeder Form darauf hinweisen, dann verschwindet dieses Experiment auch schnell wieder.

Hier sind also beide CDs der zweiten Ausgabe der Angels Chill Trance Essentials. Laufzeit jeweils etwas länger als eine Stunde. Gefunden bei Soundcloud. Fantastische Zusammenstellung. Mein Dank geht an den Uploader.

deloreandynamiteMorgens gehört, abends gekauft: Auf dem Weg ins Büro wurde gestern auf Radio Sunshine Live (auf dem es genau wie bei allen anderen Radiosendern scheinbar nur genau zehn Titel gibt, die den ganzen Tag hoch- und runtergespielt werden, bis man sie irgendwann nicht mehr hören kann) überraschenderweise ein Song namens „Delorean Dynamite“ angekündigt, und der Titel ließ mich blitzartig aufhorchen. Was dann folgte, erfüllte meine äußerst großen Erwartungen, und der musikalische Geist der 80er erfüllte mein Auto für wenige Sekunden, zumindest nach klassisch-televisionärer Vorstellung der 80er.

Der norwegische Elektrokünstler Todd Terje, der mir bislang nicht bekannt war, hat erst vor wenigen Tagen sein Debütalbum veröffentlicht. Ein Album, das sich teilweise an den fantastischen Musikproduktionen von Giorgio Moroder und Jan Hammer orientiert. Es könnte sogar Spuren von Harold Faltermeyer und Jean Michel Jarre enthalten, da bin ich nicht ganz sicher. Der Name des eingangs erwähnten Songs ist Programm: Es ist eine Musik, bei der man sich am liebsten in seinen DeLorean, Lamborghini Countach oder wahlweise Ferrari Testarossa setzen, den Sunset Boulevard entlangfahren, und mit dem klobigen Autotelefon Axel Foley, Sonny Crockett oder Tony Montana anrufen möchte. Jedenfalls stelle ich mir das irgendwie so vor.

Auf dem Album mit dem pragmatischen Titel „It’s Album Time“ handelt es sich (bis auf „Johnny and Mary“) um reine Instrumentalmusik, bei einigen Titeln vielleicht mit dezentem italo-amerikanischem Einschlag, würde ich behaupten. Dafür ein konkretes Musikgenre zu nennen, fällt mir als Laie wirklich schwer. Elektro, Disco, Pop, wahrscheinlich liegt es irgendwo dazwischen. Zu meinen Favoriten gehören definitiv das coole, poppige „Delorean Dynamite“, außerdem „Inspector Norse“, „Oh Joy“ und „Strandbar“. Aber die anderen Songs mischen die Auswahl gehörig auf, und gehören auf keinen Fall minder dazu.

Die Illusion wird meistens dann durchbrochen, wenn ein Arpeggiator einsetzt bzw. allgemein Effekte, die man eher mit zeitgenössischer Elektromusik, etwa beim Beat, verbindet. Aber im positiven Sinne, denn es ist wirklich stimmig, dass die Gegenwart in Terjes Musik immer wieder kurz aufblitzt. Diesen Musiker werde ich wohl in Zukunft im Auge behalten. Kaum zu glauben, dass ich ab und an im Radio noch Musik zu hören bekomme, die ich sofort kaufen würde. Ich bin von mir selbst überrascht. Bitte mehr davon.