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deepspacenine2Ich musste gerade einmal nachsehen, wann ich Star Trek: TNG kommentiert habe. Das war Ende August im vergangenen Jahr. Für die sieben Staffeln von Star Trek: Deep Space Nine habe ich mir nun also ganze fünf Monate Zeit gelassen. Und damit wäre ich auch gleichzeitig am Ende meiner Reise durch das Universum von Gene Roddenberry. ST:VOY werde ich vorerst unkommentiert lassen, weil ich diesen Serienableger erst vor zwei Jahren gesehen habe und eine Wiederholung brauche ich erst einmal noch nicht.

Ich weiß schon, warum mir Deep Space Nine am wenigsten gefallen hat. Wenn ich so zurückblicke, kannte ich vielleicht gerade Mal 20 bis 30 Folgen der Serie, und das bedauerte ich eigentlich nicht. Die Serie gab mir zuwenig Star „TREK“, zuviel langweilige Raumstation. Es gab eindeutig zuviel Religionsgeschwurbel und zuviel uninteressanten politischen Hickhack. Es war nicht spannend genug, irgendwie zu abstrakt. Womöglich hilft es aber ein bisschen, wenn man alles in der richtigen Reihenfolge und im Zusammenhang anschaut. Nun beim kompletten Durchsehen der Serie sind mir wieder seine alten Schwächen deutlich aufgefallen – aber auch erstmals viele seiner Stärken. Mein Serienerlebnis halte ich nun in einem kurzen Kommentar fest.

Die Seriencrew steht da so auf der OPS der bajoranischen Raumstation Deep Space Nine (die übrigens noch kurz zuvor unter dem Regime der fiesen Cardassianer „Terok Nor“ hieß) und trinkt dabei Raktajino oder normalen Kaffee um sich wachzuhalten. Das erinnert mich daran, dass es mir bei vielen Folgen ähnlich ging wie den Darstellern. Die Station direkt am Wurmloch, das in den Gamma-Quadranten führt, wird geführt von den Damen und Herren Sisko, Kira, Worf, Dax, Odo, O’Brien und Bashir. Ihre Aufgabe ist es, die Station gegen die Cardassianer zu verteidigen, die Bajoraner zu beschützen, sowie Kontakt mit Bewohnern des Gamma-Quadranten aufzunehmen. Dabei geht eigentlich alles schief, was überhaupt schiefgehen kann.

Das fängt schon damit an, dass Commander Sisko von den Wurmlochwesen (die gottähnlichen „Propheten“) gegen seinen Willen zu ihrem Abgesandten erklärt wird und für die Bajoraner künftig eine religiöse Ikone darstellt. Gleich in der ersten Folge werden die „Drehkörper“ vorgestellt – spirituelle Artefakte, die irgendwas mit den Propheten zu tun haben. Die Propheten haben noch ein böses Gegenstück: Die Pah-Geister. Die Bajoraner sind zudem ein extrem gläubiges Bauernvolk. Ständig wird Sisko von irgendwelchen „Vedeks“ und „Kais“ besucht, also hochrangige geistliche Führer, die den Propheten dienen wollen. Manche von ihnen wollen aber eigentlich nur politische Macht mit Hilfe ihrer Rolle ausüben und Sisko irgendetwas aufschwatzen oder ihm in seine Entscheidungen reinreden. Die Serie hätte für mich mit ihrem ekligen Religionsblabla eigentlich kaum schlechter beginnen können. Ich bereitete mich auf endlos langweilige sieben Staffeln vor.

deepspacenine1Da ich aber natürlich kein Hater, sondern ein Trekkie bin, muss ich auch mal die vielen tollen Aspekte der Serie erwähnen. Deep Space Nine dümpelt zwar einige Staffeln vor sich hin, zwischen den üblichen Worfs-Ehre-Klingonen-Folgen, Gul-Dukat-Cardassianer-Folgen, Großer-Nagus-Ferengi-Folgen, Dax-Symbionten-Folgen, und was weiß ich noch alles. Allesamt mal mehr und mal weniger interessant. Es wird aber in der zweiten Hälfte tatsächlich deutlich besser, wenn es endlich einen ordentlichen Krieg zwischen der Föderation, den Cardassianern, dem Dominion, den Romulanern und den Klingonen gibt. Endlich geht es richtig zur Sache, so mit Weltraumschlachten und allem. Das Dominion, das ist sozusagen ein Zusammenschluss von rücksichtslosen Rassen aus dem Gamma-Quadranten, die den Alpha-Quadranten erobern und die Föderation vernichten wollen. Es besteht aus den Wechselbälgern (die „Gründer“, wie Odo), den Vorta und den Jem Hadar, wenn ich das richtig verstanden habe. Wer sich nun mit wem verbündet und gegen wen intrigiert, das werde ich nicht hier erwähnen, dafür reicht mir auch der Platz nicht.

Star Trek -Stammgast Jeffrey Combs hat in Deep Space Nine wieder mehr Rollen, als man sich das vorstellen kann. Schon in ST:ENT war er ständig dabei. Auch hier spielt er wichtige Schlüsselfiguren wie den Vorta Weyoun und den Ferengi-Liquidator Brunt. Andere Nebencharaktere wie Quark, der Betreiber des gleichnamigen Etablissements auf der Station, und der cardassianische Exil-Schneider Garak sind in den allermeisten Fällen zwar nur Dialogfutter, hin und wieder bekommen sie aber auch einzelne Episoden gewidmet, in denen sie dann tragende oder sogar zentrale Rollen spielen. Nicht zu vergessen sind da außerdem Morn, der ständig plappernde Dauergast im Quark’s, und Sial, die reizende Tochter vom bösen Gul Dukat. Auch bemerkenswert sind die Einblicke in das erfolgreiche cardassianische Rechtssystem, in dem Beweise unzulässig sind und der Beklagte seinen Hinrichtungstermin schon erhält, bevor der Prozess überhaupt begonnen hat.

Wenn man den ganzen spirituellen Scheiß aus der Serie rausdenkt, dann erhält man eine schöne Unterhaltung im Stil von Star Trek, mit all ihren Trivialepisoden (z.B. wenn die Holosuite-Figur und Berater in Liebesfragen Vic Fontaine in holographischer Gefahr ist) und echte Episoden (z.B. im unerbittlichen Kampf gegen das Dominion). Wirklich spannend wurde es, als die „Defiant“ in der Serie präsentiert wurde, also sozusagen der erste Prototyp für ein Sternenflotten-Kriegsschiff, das noch im Zuge einer befürchteten Borg-Invasion geplant wurde, nun aber großartige Dienste im Kampf gegen die kampfstarken Jem Hadar-Schiffe leistet. Toll fand ich, dass mit Worf und O’Brien zwei Figuren aus TNG hier ebenfalls Platz fanden. Im Fall von Miles O’Brien lernen wir in Deep Space Nine sogar, dass er ein richtiger Offizier ist und nicht nur Transporterraum-Bedienhansel. Auch Julian Bashir ist ein Charakter mit sehr viel Tiefgang, den ich anfangs ein bisschen in die Wesley-Crusher-Gedenkschublade einordnen wollte, ich ihn aber offenbar deutlich unterschätzt habe. Wenn es da nur nicht immer wieder diese lahmen Propheten-Episoden dazwischen gegeben hätte, wo ich mich sogar dazu zwingen musste, weiter zuzuschauen und nicht währenddessen Wäsche zu waschen, aufzuräumen oder den Müll rauszubringen.

Nicht die Schönste im ganzen Land

snowwhitehuntsmanEs hätte eine so schöne Kindheit für Prinzessin Snow White (Kristen Stewart) werden können, wenn da nicht plötzlich ihre Mutter gestorben wäre. In der Folge heiratet ihr Vater, König Magnus, die geheimnisvolle Ravenna (Charlize Theron), die er zuvor aus den Fängen dunkler Krieger befreit hatte. Ein fataler Fehler, wie sich herausstellt, denn Ravenna – jetzt Königin – ermordet kurzerhand ihren frisch angetrauten Gemahl, lässt Snow White in einen Turm sperren und reißt die alleinige Gewalt über das gesamte Land an sich. Als die Prinzessin eines Tages volljährig wird, erkennt Ravenna, welche Gefahr das Mädchen für sie darstellt. Doch kurz bevor Ravenna sie töten kann, gelingt es Snow White zu fliehen. Der Huntsman (Chris Hemsworth), ein stadtbekannter Trinker, soll sie aufspüren und zurückbringen, doch stattdessen beschließt er, sie zu beschützen, da sie die einzige ist, die die Schreckensherrschaft ihrer grausamen Stiefmutter beenden kann. Glücklicherweise stehen ihr außerdem ihr Jugendfreund William und einige Zwerge tapfer zur Seite, während Ravennas bösartiger Bruder der Truppe schon dicht auf den Fersen ist.

Wer kennt es nicht, das alte Märchen vom Schneewittchen und den sieben Zwergen von den Gebrüdern Grimm, das nicht zuletzt dank Disney wahrscheinlich eines der bekanntesten auf der Welt ist. Seine jüngste cineastische Inkarnation wurde erst vor wenigen Monaten in den deutschen Kinos zelebriert: in Form des zweistündigen Spielfilms „Snow White and the Huntsman“. Regie führte der unerfahrene Rupert Sanders. Als Zuschauer einer solchen Vorstellung erwartet man sicherlich keine handlungstechnischen Überraschungen, da die Geschichte ohnehin bekannt ist, aber vielleicht ist es dem Regisseur sogar gelungen, dem Märchen einige spannende Finessen, einen glänzenden neuen Anstrich, eine ganz andere Perspektive, soviel Tiefgang und so dermaßen vielschichtige Charaktere zu verpassen, dass man das Gefühl bekommt, man habe etwas völlig neues gesehen. Ist der Film am Ende sogar ein bisschen wie „Der Herr der Ringe“ von Peter Jackson?

Eigentlich nicht. Der Film bringt wirklich ein paar frische Ideen ein, so z.B. dass die Stiefmutter mit einem Fluch belegt ist, oder eine trollähnliche Kreatur, die am Rand eines dunklen Waldes haust. Snow White und der Huntsman landen in einem Dorf, in dem nur noch Frauen leben. Snow White begegnet dem Geist des Waldes im Reich der Feen. Fast nichts davon wird eingehend behandelt, immer nur kurz angerissen und dann sofort aus dem Fokus der Handlung verdrängt und nie wieder erwähnt. Man kann sich auch darüber streiten, ob es ein guter Schachzug war, dass Sanders Schneewittchen einen Hauch von Surrealismus verleihen wollte. Ich fand das meistens sehr interessant, wenn es nur nicht so halbherzig umgesetzt worden wäre. Womöglich liegt es an den Schauspielern, dass der Film so flach wirkt.

Da wäre zunächst Kristen Stewart, das etwas an chronischer Ausdrucksschwäche leidende, aber allemal entzückende Twilight-Sternchen. Damit ist sie für diese Rolle bereits ausreichend qualifiziert und füllt diese auch gänzlich aus. Dass es bei Snow White eben nicht allzu sehr „menschelt“, verzeihe ich dem Film wahrscheinlich sogar leichter als wenn ich mich mit dem Gegenteil hätte abfinden müssen. Umso mehr Emotion liefert dafür eine erwartungsgemäß sehr professionelle Charlize Theron: Sie schreit, sie knurrt, sie hat beinahe Schaum vor dem Mund, und im Gegensatz zu Stewart kann sie sogar weinen, ohne dass es aussieht als wären ihre Augen nur ein bisschen undicht. Chris Hemsworth kopiert hier mehr oder weniger exakt seine Paraderolle aus „Thor“, nur eben ohne göttliche Superkräfte. Wohlmeinend unterstelle ich der Castingabteilung hier Absicht, sonst müsste ich mich darüber beklagen wie stumpf er den Huntsman darstellt. Seine Beteiligung garantiert jeder noch so sorgfältig choreografierten Kampfszene die Eleganz einer Kneipenschlägerei. Die anderen Darsteller hinterlassen kaum genug Eindruck, damit es sich lohnen würde, noch genauer darauf einzugehen. Einzig Bob Hoskins als blinder Zwerg war mir sofort sympathisch.

Etwas befremdlich wirkt, wenn es auch kein Problem des Films sondern der Synchronisation ist, die Verwendung des englischen Namens „Snow White“ für Schneewittchen (daran gewöhnt man sich), und (irgendwie konsequenterweise) „Huntsman“. Für deutsche Ohren ist letzteres vielleicht doch ein bisschen ungeschickt, hätte man doch mit Leichtigkeit etwas aus unserer Sprache einsetzen können. Zumindest meine Wenigkeit versteht in komplett deutschen Dialogen, in denen plötzlich vom „Huntsman“ die Rede ist, schon weil der Begriff im gesamten Film pseudonym verwendet wird, gerne mal so etwas wie „Hansmann“ und musste entfernt an einen Hanswurst denken, aber nicht an einen Jäger. Das kann störend sein, muss es aber natürlich nicht.

Fazit: „Snow White and the Huntsman“ ist kein schlechter Film, und es ist auch kein guter Film. Es ist wohl einfach nur ein Film, und er hat sogar seine Momente, z.B. wenn Snow White ihre „Johanna von Orléans“-Phase hat und beritten und in voller Montur ihre heimatliche Burg stürmt. Optisch gibt es an dem Film nichts zu kritisieren und auch der Soundtrack ist unauffällig aber gut. Fans von Charlize Theron werden sämtliche ihrer Szenen lieben. Darüber hinaus, fürchte ich, kann ich mit Lob im Besonderen nicht dienen. Es ist nicht richtig spannend, es gibt keine echte Liebesgeschichte, auch mit allzuviel Humor darf man nicht rechnen, und überhaupt. Andererseits, wer gerade sonst keinen Film und auch nichts wichtigeres zu tun hat, der wird sich ganz passabel unterhalten fühlen, sofern er denn wenigstens die Hauptdarsteller interessant findet.

Von Sternen, Hexen und Piraten

sternwandererIm England des 19. Jahrhunderts lebt der 18-jährige Tristan (Charlie Cox) in einem kleinen Dorf namens Wall. Dieses verdankt seinen Namen einer Steinmauer, die es von dem angrenzenden Königreich Stormhold abschirmen soll. Um die schöne Victoria (Sienna Miller) zu beeindrucken, beschließt Tristan einen gefallenen Stern zu finden und ihr als Geschenk zu bringen. Als er die Grenze zu Stormhold überquert und feststellt, dass der Stern eine junge Frau – Yvaine (Claire Danes) – ist, markiert das den Beginn einer fantastischen Reise voller Magie, auf der Suche nach Tristans Mutter und auf der Flucht vor der bösen Hexe Lamia (Michelle Pfeiffer), die Yvaine im Gegenzug für ewige Jugend töten will. Unterwegs geraten die beiden in die Fänge des berüchtigten Captain Shakespeare (Robert De Niro) und seiner Piratencrew. Und nicht zuletzt sind da noch die machtgierigen Thronfolger des Königreichs von Stormhold, die den Stern suchen um einen rechtmäßigen Erben bestimmen zu können.

Zugegeben, wie das Ende von „Der Sternwanderer“ aussehen wird, steht bereits nach den ersten zehn Minuten fest. Wie das bei sowohl klassischen als auch modernen Märchen meistens der Fall ist, ist auch diese Romanverfilmung nach Neil Gaiman sehr leicht vorhersehbar. Doch was die Handlung an Überraschungen einbüßt, das macht der Film durch seine Atmosphäre, seine Figuren, und seine Liebe zum Detail wieder wett. Den jungen Tristan bekümmert es, dass er so gewöhnlich ist und über keinerlei besondere Fähigkeiten verfügt, und das wo er doch so gerne das Herz der Dorfschönheit Victoria erobern würde, die allerdings besseres gewohnt ist. Was Tristan nicht ahnt, ist, dass er der Sohn einer Prinzessin aus dem Königreich Stormhold ist, also ganz und gar nicht gewöhnlich. Zusammen mit Yvaine, dem Stern in Menschengestalt, findet er seine wahre Bestimmung auf der Suche nach seiner Herkunft, und lernt nebenbei die Bedeutung von wahrer Liebe, die – im Gegensatz zu jener, die er bisher kannte – auf Gegenseitigkeit basiert und bedingungslos ist.

„Der Sternwanderer“ unter der Regie von Matthew Vaughn aus dem Jahr 2007 ist ein spannender Fantasy-Abenteuerfilm, dem ich eine leicht hektische und überladene Handlung bescheinigen muss, was aber im Großen und Ganzen kein Problem darstellt. Aus wirtschaftlicher Sicht war der Film allerdings ein Reinfall und daher tatsächlich ein recht mächtiges Problem. Vom audiovisuellen Standpunkt kann der Film sich absolut sehen lassen, schließlich wurde auch ein nicht unerhebliches Budget aufgewendet. Die Musik hat mich nicht überrollt und war auch sonst nie übermäßig begeisternd, aber dafür wirkt sie andererseits auch nicht schlecht gemacht, sondern dient in jeder Hinsicht als solide Begleitung.

Sehr gerne sehe ich es, wenn Hollywood-Giganten kleine aber wichtige Rollen in Produktionen leicht abseits des Mainstream einnehmen, wie in diesem Fall Robert De Niro, der den (angeblich) gemeingefährlichen Piratenkapitän spielt, der mit seinem Schiff und seiner Crew in den regenbehangenen Wolken Blitze einfängt. Von einem De Niro erwarte ich, dass er in jeder noch so abgedrehten Rolle glaubwürdig ist, sogar bei einer Figur wie dem absurd gegensätzlichen, zwiegespaltenen Captain Shakespeare. Der Schauspieler weiß den beiden Polen seines Charakters jederzeit die nötige Substanz zu verleihen. Für mich eindeutig einer der Höhepunkte des Films. Ebenfalls hat Filmveteran Peter O’Toole eine kleine Rolle als dahinscheidender König von Stormhold. Auf der Seite der Damen spielen mit Sienna Miller, Claire Danes und Michelle Pfeiffer ebenfalls drei etablierte Stars mit. Daneben wirkt der unerfahrene Jungschauspieler Charlie Cox etwas unglücklich, aber sogar an ihm lässt sich nichts mäkeln. Das Make-up von Michelle Pfeiffer als ergraute Hexe (oder das der anderen Hexen) ist zwar alles andere als gelungen, aber ihre Rolle nimmt sie zumindest ernst und sie scheint auch nicht unterfordert.

Die Handlung stellt sich als eine ausgewogene Mischung vieler verschiedener Genres dar und funktioniert als Gesamtpaket wirklich gut. Einer meiner Kritikpunkte ist, dass die Geschichte vielleicht die eine oder andere Station der Reise zuviel behandelt, und dann dafür fast schon zu oberflächlich. So wie besagter Teil mit dem Piratenschiff, der zwar witzig ist, aber ein wenig eingeschoben wirkt, so als versuchte man eine Lücke zwischen zwei anderen Handlungsstationen zu füllen. Als zu oberflächlich nahm ich einige Aspekte des Films vielleicht auch deshalb wahr, weil für meinen Geschmack zuviele Dinge unerklärt geblieben sind. Was macht ein fremdes und vor allem magisches Königreich mitten in England und wieso interessiert es niemanden, was dort vor sich geht? Was hat der Stern mit dem Königshaus zu tun? Womöglich ist es aber genau diese teilweise absurde Vorstellung fliegender Piratenschiffe und lebendiger Sterne, die den Reiz der Geschichte und ihren Zauber ausmachen.

Fazit: Als Abenteuerfilm sollte „Der Sternwanderer“ gleichermaßen Familienfilm sein, doch mag er für Erwachsene ein wenig zu verspielt und mit Hexen und Prinzessinnen zu kitschig sein, für Kinder dagegen zu sehr auf Liebe und royale Machtverhältnisse konzentriert, und damit sitzt diese liebevoll inszenierte Fantasygeschichte leider ein wenig zwischen den Stühlen. Wer sich dennoch gerne dafür begeistern lässt, darf sich auf ein zauberhaftes Märchen mit toller Besetzung freuen, das im schlimmsten Fall an den üblichen Schwachpunkten vergleichbarer Werke leidet.

Amüsantes aus der Rubrik „Achterbahn des Lebens“

Manchmal trifft einen das Leben wie ein Schlag mitten ins Gesicht. So passiert es Nathalie (Audrey Tautou), die ihren Eltern und den Schwiegereltern in spe gerade erst Hoffnung auf Enkelkinder gemacht hat. Und dann stirbt ihr Verlobter François (Pio Marmaï) nach einem schweren Unfall. Nathalie bleibt alleine mit ihrer Trauer zurück, und um der unerträglichen Einsamkeit zu entgehen, flüchtet sie sich in ihre Arbeit. Drei Jahre vergehen, in denen Nathalie es zur Teamleiterin bringt, als der humorvolle aber nur wenig attraktive Schwede Markus (François Damiens) sie plötzlich aus ihrer Zurückgezogenheit reißt. Zum ersten Mal seit drei Jahren beginnt sie sich wieder zu öffnen und in Gesellschaft wohlzufühlen. Markus, der sich bis dahin sehr um Nathalie bemüht hat, traut in seiner Unsicherheit seinem eigenen Glück nicht mehr. Außerdem ist da noch Nathalies Chef, der ebenfalls ein Auge auf sie geworfen hat.

Sich nach einer schmerzhaften Trennung neu zu verlieben ist oft eine hochkomplizierte Angelegenheit. Sich nach dem Tod des Partners, mit dem man bereits sein gesamtes künftiges Leben geplant hat, neu zu verlieben, ist noch weit mehr als das. Eine Szene des Films, in der Nathalie die Nummer ihres verstorbenen Verlobten aus dem Adressbuch ihres Handys löschen will, steht sinnbildlich für die Kernfrage: Wie kann man eine nie beendete und doch für immer abgeschlossene Beziehung „löschen“? Die Romanverfilmung „Nathalie küsst“ von David und Stéphane Foenkinos behandelt ein Thema, mit dem von vornherein eine tiefe Traurigkeit einhergeht, und zeigt dem Zuschauer die Chancen, die eine solche Situation bieten kann, wenn man die Phase des emotionalen Ausblutens während der Trauer einmal überwunden hat. Es ist ein Film, der beispielhaft demonstriert, dass Liebe auch und womöglich vor allem dann passiert, wenn man für sich selbst eigentlich damit abgeschlossen hat.

Angelpunkt der Handlung ist ein leidenschaftlicher Kuss zwischen Nathalie und Markus, für den es nicht den geringsten Anlass gibt, und an den sie sich anschließend nicht erinnert. Dem Zuschauer wird die Begegnung zur Interpretation überlassen. Der unerklärliche Kuss dient als Katalysator für die folgende Beziehung der beiden Arbeitskollegen. Die französische Schauspielerin Audrey Tautou ist in Deutschland besonders für ihre Hauptrolle in „Die fabelhafte Welt der Amélie“ bekannt, darüber hinaus allerdings nicht so präsent. In diesem Film liefert sie eine glaubwürdige, wenn auch in emotionalen Schlüsselszenen etwas ausdrucksschwache Darstellung ihrer Rolle ab. François Damiens, der den in Sachen sozialer Interaktion ein wenig unbeholfenen Schweden Markus spielt, tritt mit seinem gutherzigen aber beinahe verschrobenen Holzfällercharme dabei fast noch eine Spur deutlicher hervor.

Wie sich das für französische Filme gehört, ist der Soundtrack hier nicht einfach nur eine Begleiterscheinung der jeweiligen Stimmung in einer Szene, sondern oft ein eigenständiger Darsteller. So wie es zur Situation passt, wird ein Song eingespielt, der die Aufmerksamkeit auf sich lenkt und den Film dann nahezu wie ein Musikvideo wirken lässt. Diesen Stil liebt man oder man hasst ihn. Sehr gelungen fand ich die Titelmusik, die mich z.B. auf ihre verträumte Weise irgendwie an eine Spieldose erinnert und einen Hauch von Melancholie in mir entstehen lässt. Das ist etwas, das ich dem Film hoch anrechne, und das mich die teilweise schleppende Handlung und die mangelnde Abwechslung mit Leichtigkeit verzeihen lässt.

Über das Ende lässt sich streiten, und vermutlich werde ich mir vorwerfen lassen müssen, die abschließende Botschaft nicht verstanden zu haben, aber auf den Abspann war ich nicht so recht vorbereitet. Vielleicht kommt die Erleuchtung mit der Zeit. Da der Plot ohnehin nicht so umfangreich ist, hatte ich jedenfalls den Eindruck, dass die Geschichte nicht ganz zuende erzählt wurde.

Fazit: „Nathalie küsst“ ist außerordentlich sympathisch, hat aber leider seine Schwächen und entspricht lange keinem Ideal. Ein wenig so wie Markus in der Geschichte also. Der Film ist etwas für diejenigen, die eine traurige und gleichzeitig lustige Episode einer unkonventionellen Liebesgeschichte suchen, die einen sogar zum Nachdenken anregt, und natürlich für Genießer französischer Filme.

Nur eine mäßig spannende Nacht

Mit der untreuen und promiskuitiven Tris hat sich der Highschool-Schüler und Musiker Nick offensichtlich die falsche Freundin ausgesucht. Um die kurz zuvor gescheiterte Beziehung zu retten, erstellt er dutzende Mix-CDs für Tris, die diese aber verächtlich wegwirft. Dafür begeistert sich die zunächst verschlossene Norah umso mehr für die CDs des unbekannten Musikkenners und schwärmt heimlich für ihn. Ein Zufall bringt die beiden auf einem Konzert zusammen, und was vielversprechend beginnt, stellt sich schnell als Reinfall heraus, weil Nick und Norah erkennen, dass sie sehr verschieden sind. Auf der ereignisreichen Suche nach Norahs verschollener betrunkener Freundin Caroline und nach einem Geheimkonzert der gemeinsamen Lieblingsband „Where’s Fluffy?“ scheint es mit etwas Verspätung doch noch zu funken. Und auf einmal will Tris sich wieder mit Nick versöhnen.

„Nick und Norah – Soundtrack einer Nacht“ ist für mich ein Wunderwerk, und das meine ich nicht in erfreulicher Weise. Es ist nämlich ein Wunder, wie durchschnittlich dieser Film wirkt: Humor, Spannung, Romantik – das alles ist vorhanden, aber nichts davon richtig. Die Liebesgeschichte zwischen Nick und Norah will nicht richtig abheben, und berührt mich auch in der weiteren Entwicklung nur wenig. Die zentrale Frage, ob die Charaktere das angekündigte Konzert rechtzeitig finden (von dem sie nur wissen, dass es irgendwo in der Stadt sein soll) löste in mir auch keine nennenswerte Spannung aus. Es gelingt dem Film leider nicht, den Zuschauer auf dem Road Trip, den Nick, Norah, und ihre gemeinsamen Freunde erleben, einzusammeln und mitzunehmen.

Unglücklicherweise sah ich den auffallend ähnlichen Film „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“ (2010) lange vor dieser Romanverfilmung von Peter Sollett aus dem Jahr 2008, in dem ebenfalls Michael Cera die Hauptrolle, und – mal vom Namen abgesehen – so ziemlich den gleichen Charakter spielt. Alles was „Nick und Norah“ bietet, hat „Scott Pilgrim“ auch, nur in cooler, abgedrehter, witziger und sogar romantischer. Unnötige stilistische Fehlgriffe wie eine Überdosis homosexuell angehauchter Wortspiele, Witze die in der deutschen Synchronisation so überhaupt nicht funktionieren wollen, und eine der sinnlosesten Ekelszenen, die ich je gesehen habe, können dem Zuschauer mitunter recht früh den Spaß an diesem Film nehmen.

Der visuelle Aspekt hat mich ein wenig enttäuscht, weil der vom Regisseur vielleicht am meisten vernachlässigt wurde. Mir ist keine einzige besondere Kameraeinstellung oder eine sonstige bemerkenswerte Aufnahme im Gedächtnis geblieben. Für meinen Geschmack verhält sich die optische Präsentation der Handlung zu sehr pragmatisch, zu nüchtern. Musikalisch mag der Film sich vom Durchschnitt abheben, vorausgesetzt man hat ein Faible für amerikanischen Indie-Rock, der sich zwar meiner Ansicht nach äußerst gut für Highschool-Komödien eignet (weil ich mich dabei unweigerlich an Abi-Bands erinnert fühle, und die Kombination daher in diesem Kontext sehr stimmig ist), aber dem ich sonst nicht viel abgewinnen kann. Der eine oder andere mag das gänzlich anders sehen und mehr zum musikalischen Wert des Soundtracks sagen können.

Es gibt auch Positives: Michael Cera und Kat Dennings sind die einzigen bekannteren Stars im schauspielerischen Line-Up, machen als Nick und Norah aber einen guten Job. Wobei ich hoffe, dass Cera auch noch andere Rollen als den schüchternen unbeliebten Schuljungen mit musikalischer Ader spielen will. Eine unüberhörbare Message, die der Film sich außerdem mit „Scott Pilgrim“ zu teilen versucht: Schwule Freunde sind immer die besten Freunde, weil sie dir nie die Frau ausspannen. Oder so etwas in der Art. Und darüber hinaus: Geld und Ruhm machen nicht glücklich.

Fazit: Den größten Spaß werden wohl Fans des Musikgenres und der Hauptdarsteller haben. Wer eine einfache Liebesgeschichte mit jungen unerfahrenen Schauspielern ohne echte Überraschungen erwartet, kann bedenkenlos zugreifen. Auf seine Art war der Film für mich interessant und mitunter sogar spaßig und romantisch, aber präsentiert sich leider wirklich kunstlos und unmotiviert. Man hätte mit Sicherheit mehr aus der Thematik herausholen können.