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Hitze, Gesundheit, Diät und Sport

Symbolbild ‚freundliches Wetter‘

Während Deutschland gerade qualvoll dahinschmilzt, versuche ich gleichzeitig, meinen äußerst kurzen, aber dafür völlig sinnlosen Sommerurlaub irgendwie zu genießen. So sehr man es eben genießen kann, sich zuhause mit heruntergelassenen Jalousien einzuschließen, und bei 31°C in der Wohnung zu hoffen, dass endlich mal jemand dem globalen Backofen den Stecker zieht. Ich finde es beinahe witzig, wie die Wettermenschen dabei immer vom positiv konnotierten „freundlichen Wetter“ sprechen, wenn die Sonne runterknallt und alles gnadenlos verbrutzelt. Nein, das Wetter ist NICHT freundlich, es ist eine verdammte Scheißhitze. Jeden Regenschauer fände ich jetzt wesentlich freundlicher als das. Aber ich sollte nicht undankbar sein. Ich habe schließlich acht Jahre lang in einer schlecht isolierten Dachgeschosswohnung gelebt, das Elend jeden Sommer hautnah erlebt. Im Vergleich dazu ist alles gleich viel angenehmer.

Wo habe ich mich eigentlich die letzten Wochen versteckt? Wieder einmal habe ich mir eine ausgedehnte Auszeit genommen. Geplant war das zwar nicht, aber passiert ist es trotzdem irgendwie. Aus Tagen wurden Wochen, aus Wochen wurden Monate. Aber im Urlaub gibt es natürlich keine Ausreden, daher haue ich nun umso energetischer in die Tasten. Meine letzte Krankheitsphase ging im Februar zuende, und ich klopfe auf Holz, dass mir noch ein paar Wochen bleiben, bis die nun folgende, obligatorische Sommererkältung mich erwischt. Erfahrungsgemäß schlägt die meistens im August oder September zu. Jedenfalls wollte ich meine neugewonnene, und doch zeitlich begrenzte Gesundheit nutzen so lange es geht, und so habe ich seit Februar diszipliniert diätiert und mein Sportpensum deutlich erhöht. Entweder habe ich nach einem langen Tag im Büro noch eine Runde auf dem Ergometer gedreht, oder eine hochintensive Kraftsportübung gemacht, an guten Tagen sogar beides. An Wochenenden auch gerne mal die doppelte Dosis. Die Tage, an denen ich überhaupt nichts gemacht habe, sind seltener geworden.

Das Ergebnis ist schon nicht so schlecht: In 5 Monaten knapp 11 kg abgenommen, bei gleichzeitig moderater Zunahme von Muskelmasse. Ich schätze, ich kann problemlos noch weitere 4-5 kg abnehmen, aber inzwischen geht es wesentlich schleppender voran. Jedes einzelne Kilogramm ist ein schier endlos währender Kampf. Aber natürlich hat das alles auch seine Kehrseiten. Zum Beispiel konnte ich nach Feierabend nicht mehr wie üblich einfach vor dem Rechner versumpfen (und Artikel schreiben!), sondern musste erst mal meinen inneren Schweinehund besiegen, um mein Sportprogramm zu absolvieren. Wenn ich mich erstmal gemütlich auf dem Chefsessel zur Ruhe kommen ließ, war es zu später Stunde kaum noch möglich, mich wieder aufzuraffen. Meine Netzaktivitäten wurden also zwangsläufig auf’s Nötigste reduziert, damit ich täglich dem Körperkult frönen kann. Achja, Kraftsport bei über 30°C macht leider keinen Spaß.

Am meisten ärgert mich die Tatsache, dass man ständig zum Essen im Geschäftsumfeld eingeladen wird, bisweilen dreimal pro Woche findet irgendein Teamgrillen, irgendeine Einstandsfeier eines Kollegen, irgendein Abschiedsessen statt. Besonders dann, wenn ich mir gerade eine Diät vorgenommen habe, scheinen die Leute am laufenden Band Kuchen, Kekse, selbstgebackene Muffins, oder Butterbrezel, Berliner und Gummibärchen oder Schokoriegel mitzubringen. Und wenn nichts mitgebracht wird, macht halt jemand wieder mal eine Sammelbestellung für Pizza oder Burger. Man könnte meinen, es geht im Büro nur noch ums Spachteln. Nicht schlimm genug, dass man durch die Diät den ganzen Tag Hunger leidet, man muss auch noch damit klarkommen, dass sich alle Mitmenschen praktisch den ganzen Tag irgendwas zu Essen reinpfeifen. Die blöden Kommentare der Anderen, wenn man sich als einziger dem Gruppenfraß entzieht, noch gar nicht eingerechnet.

Was unsere (Ur-)Großeltern wohl von der Vorstellung halten müssten, dass wir Menschen uns heutzutage permanent und aktiv gegen das übermäßige Essen wehren müssen? Der Durchschnittsmensch heute hat kaum eine Vorstellung davon, mit wie wenigen Kalorien unser Körper eigentlich zurechtkommt. Aber wir sind längst wie besessen davon, morgens erstmal ausgiebig zu brunchen, mittags in der Kantine zu speisen, nachmittags gibts schon wieder was Warmes auf den Teller, und am Abend dann nochmal Brote, Snacks, oder was die Küche sonst noch hergibt. Manche kommen nicht einmal durch die Nacht, ohne erneut in den Kühlschrank zu schauen und sich einen Mitternachtssnack zuzubereiten. Bei vielen Menschen ist das Hungergefühl dermaßen aus dem Tritt, dass sie den ganzen Tag durchgehend essen können. Grob überschlagen, komme ich an den meisten Tagen wahrscheinlich kaum über 1000 kcal, und wenn ich mir meinen Bauchspeck so anschaue, sind es wahrscheinlich immer noch viel zu viele. Und das viele Geld, das ich alleine dadurch einspare, dass ich nicht im Wochenrhythmus einen kompletten Kühlschrank auffüllen muss, kann ich wiederum in andere Dinge investieren. Z.B. in Hardware.

4 Gedanken zu „Hitze, Gesundheit, Diät und Sport

  1. Gerry

    Das Ergebnis ist schon nicht so schlecht: In 5 Monaten knapp 11 kg abgenommen, bei gleichzeitig moderater Zunahme von Muskelmasse. Ich schätze, ich kann problemlos noch weitere 4-5 kg abnehmen

    Herzlichen Glückwunsch! Bleib standhaft!

    Sofern ich mal wieder einen Kontrollblick auf die Waage werfe und der Wert zu meiner Freude niedriger als beim letzten Mal ausfällt, liegt die Ursache bei mir – bei der derzeit herrschenden Hitze – leider eher an ausgeschwitzter Flüssigkeit als an tatsächlicher Gewichtsabnahme :-(.

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    1. Vince Beitragsautor

      Danke dir!

      Denk daran, bei diesem Wetter immer ausreichend zu trinken ;-)

      Ich halte mich definitiv nicht für einen überdurchschnittlich disziplinierten Menschen, aber zum Glück gelingt es mir immer wieder, rechtzeitig die Notbremse zu ziehen, wenn die Waage mir morgens die ersten schlechten Nachrichten des Tages überbringt. Es wäre nur schön, wenn ich endlich eine Möglichkeit finden würde, mein Level dauerhaft zu halten. Man sagt wohl nicht umsonst, dass eine Diät im Grunde nie endet. Nunja, vielleicht funktioniert es ja diesmal.

      Wehmütig denke ich an meine Jugendjahre zurück, als ich essen konnte was ich wollte und soviel ich wollte, und ich trotzdem alle meine Rippen am Brustkorb einzeln abzählen konnte. Und mit 16 war der Ofen plötzlich aus. Ab dann haben Cola und Chips nachdrücklich Spuren hinterlassen. Der Stoffwechsel kann schon echt fies sein.

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  2. Oli

    Also ich für meinen Teil fand (und finde) den Sommer dieses Jahr echt spitze. Allerdings mag ich auch hohe Temperaturen, alles ab 25°C aufwärts ist super. Dies nur als Info um die Regel zu bestätigen, dass die meisten Leute in Deutschland derartiges Wetter vermutlich hassen :-D

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    1. Vince Beitragsautor

      Du scheinst eine sehr leidensfähige bzw. masochistische Seele zu sein, wenn dir so eine lebensfeindliche Atmosphäre wirklich Spaß macht ;-)

      Kleiner Scherz. Mir persönlich liegen Temperaturen um 20-25°C näher, am liebsten bei einem kühlen Sommergewitter, bei dem man das Fenster aufmachen, die frische Regenluft atmen und dabei an einer Tasse Kaffee nippen kann. Bei großer Hitze, wenn alles klebt und trieft, und nicht einmal das Schlafen noch irgendwie funktioniert, während man wochenlang auf Erlösung hofft, da empfinde ich tatsächlich nur Hass auf das Wetter.

      Im Winter, wenn es kalt ist, kann ich die Heizung aufdrehen und mir jederzeit noch mehr Klamotten anziehen. Im Sommer dagegen steht man irgendwann nackt da und kann nicht noch mehr ausziehen. Das ist das prinzipielle Problem am Sommer.

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