Hatemail von Linux-Fan

Ach wie süß, ich habe tatsächlich gerade meine allererste Hatemail zu meiner Linux-Artikelserie bekommen! Und mit ganz schön viel Text! In doppelter Ausführung! Scheinbar war ich jemandem wirklich wichtig, ich spüre schon den Fame. Es klingt so, als wären meine kleinen Linux-Erfahrungsberichte ihm sogar eine Klage wegen Rufschädigung und übler Nachrede Wert. Welchen tollen Ruf sollte Linux denn eigentlich haben, den ich mit meinen Beiträgen schädigen könnte? Darüber hinaus schreibe ich natürlich Schwachsinn und habe keine Ahnung von Technik. Ich mache mich lächerlich, werde von ihm der Lüge bezichtigt, und ich diffamiere ihm zufolge Linux auf dumme Art und Weise auf meinem „Diffamierungsblock“. Na wenn’s weiter nichts ist.

Er hält mir allen Ernstes vor, dass ich wissenschaftliche Standards bei meinem „Experiment“ missachte, und dass ich meiner journalistischen Sorgfaltspflicht als Blogger nicht nachkomme, weil ich zu einseitig berichte. Aha. Er scheint wohl geistig verwirrt zu sein, da er mich für einen Wissenschaftler und einen Journalisten hält. Dass das hier ein komplett unjournalistischer Meinungsblog ist, und mein privates Experiment gar keinen wissenschaftlichen Anspruch hat, scheint ihm zwischen all seinen persönlichen Anfeindungen entgangen zu sein. Ebenso dass man meine Linux-Artikel gerne auch mit einem Augenzwinkern sehen darf, weil von vornherein klar ist, dass es nur ein persönlicher Erfahrungsbericht sein würde. Aber da war der Beißreflex wohl doch zu stark bei ihm.

Der militante, unfreundliche Autor der Hatemail, der sich ganz eindeutig ziemlich auf den Schwanz getreten fühlt, hat offensichtlich die Absicht meiner Artikelreihe überhaupt nicht verstanden. Natürlich hätte ich jedes einzelne Problem vollständig durchanalysieren und mir jedes Mal kompetente Hilfe in einem Forum suchen können. Natürlich hätte ich ein Linux-Handbuch lesen, und jemanden die Installation vornehmen lassen können, der genau weiß was zu tun ist. Natürlich hätte ich erst einen Doktortitel in Linuxologie machen können … aber GENAU DAS wollte ich eben NICHT, weil ich einen Erfahrungsbericht schreiben wollte, aus der Sicht eines Laien, der aus der Windows-Welt kommt, nicht viel Ahnung von Technik hat, und es mal selbst (und ohne Hilfe) mit Linux versuchen will. Die Naivität und Ahnungslosigkeit, die mir jetzt vorgeworfen wird, GEHÖRT ZUM KONZEPT.

Mal davon abgesehen: Jeder kann Windows bedienen ohne je ein Windows-Handbuch gelesen zu haben. Ich habe Leute mit Windows arbeiten gesehen, denen ich sonst nicht zugetraut hätte, alleine den Ein/Aus-Schalter zu finden. Der Hatemail-Verfasser ist der festen Überzeugung, dass sich jeder mit seinem Betriebssystem beschäftigen wollen sollte. Da habe ich aber leider eine traurige Nachricht für ihn: Die meisten Menschen wollen über ihr Betriebssystem genauso wenig wissen, wie die meisten Autofahrer über die Funktionsweise ihres Motors. Linux (Mint) wird keine ernstzunehmende Windows-Alternative werden, wenn von den Nutzern wirklich erwartet wird, dass sie sich immer alle Zeit der Welt nehmen, um die Macken ihres neuen Betriebssystems in ihrer Gänze zu verstehen. DAS ist utopisch. „It just works“ ist keine Utopie. Es ist das Ziel.

Schön zu sehen, dass meine Artikel Leute zum Nachdenken anregen, aber mir wären Zuschriften lieber die weniger hirnlos, ausfallend und aggressiv formuliert sind. Konstruktive Kritik – ja, gerne. Und ich danke natürlich jedem, der sich die Zeit nimmt, ein paar Zeilen zu den Problemen zu schreiben, die mir aufgefallen sind, aber wer stattdessen lieber zeigt, was für eine arme, beleidigte Leberwurst er ist, indem er mich per E-Mail beschimpft, der möge bitte einfach davon absehen mir zu schreiben. So spart derjenige uns beiden viel Zeit. Lieber wäre es mir sogar, solche Menschen würden meinen Blog einfach meiden und sich über ihre Probleme auf einem eigenen Blog ausheulen.

5 Gedanken zu „Hatemail von Linux-Fan

  1. AndiBerlin

    Schade das Dein Umstieg zu Linux nicht so geglückt ist.
    Bei mir lief es ja, zu Ubuntu, wirklich gut. Und ich kann mir eine Rückkehr zu Windows nicht mehr vorstellen.
    Wahrscheinlich habe ich nur wirklich Glück gehabt, das meine Hardwarekonfiguration so sauber mitgespielt hat, und das ich eigentlich kaum Ansprüche an ein laufendes System habe.

    Wagst Du noch einen Versuch… irgendwann? Oder war es das für Dich jetzt?

    Antworten
    1. Vince Beitragsautor

      Hallo Andi, ich beneide dich immer noch sehr, dass es bei dir wirklich so reibungslos verlief. Ich fand es selbst äußerst schade, dass das Experiment so einen Verlauf bei mir nahm. Am Anfang sah alles noch ganz gut aus, aber dann wurden die Dinge immer unsauberer.

      Der Umstieg zu Linux bleibt das Ziel, nur der Zeitplan verschiebt sich. Ich werde definitiv irgendwann einen neuen Versuch wagen, aber dann nicht mehr mit Linux Mint, sondern wahrscheinlich eher mit Ubuntu oder vielleicht doch einer ganz anderen Distribution. Das werde ich dann sehen. Für den Augenblick hatte ich aber genug Linux, so dass ich mein gutgehendes Windows 7 doch wieder mehr zu schätzen weiß.

      Antworten
  2. Rami

    Was ist los?
    Sitzt Du inzwischen wegen Linux Diffamierung im Knast, oder wieso kommt hier nix mehr? ;-)
    Oder wurdest gar von einer Horde Linux Nazis in einen Hinterhalt gelockt und krankenhausreif gekitzelt?

    Antworten
    1. Vince Beitragsautor

      Hallo Rami,

      ja genau, die Linux-Polizei hat eines nachts meine Wohnung gestürmt, und mich in Handschellen abgeführt. Sie mussten mich aber wegen Treiberproblemen wieder freilassen.

      Eigentlich hat meine derzeitige Abwesenheit nichts mit Linux zu tun. Ich habe seit Januar wieder gesundheitliche Probleme und verbringe inzwischen viel Zeit in völlig überfüllten Wartezimmern, hauptsächlich um in abgegriffenen Illustrierten und Motorsportzeitschriften zu blättern. Ob und wann sich das ändert, steht in den Sternen.

      Aber ich bin noch nicht aus der Welt. Ich halte es da genau wie ein berühmter Philosoph des 20. Jahrhunderts, der einst sagte: „I’ll be back!“

      Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert