Es gibt nur wenige Pflichtfernsehserien für Menschen wie mich, die mit Begeisterung im IT-Bereich arbeiten. Eine davon ist „The IT Crowd“, habe ich mir sagen lassen. Die Serie wurde mir bereits 2008 im Original empfohlen, allerdings hatte ich damals zugegebenermaßen nur sehr wenig Ambitionen, mich in die hölzerne Welt der unterschiedlichen britischen Dialekte einzuhören. Im Jahr 2014 entschloss ich mich, der Serie zumindest in der deutschen Synchrofassung doch noch eine Chance zu geben. Originaltonnazis werden mich für diesen Satz nun auf dem Scheiterhaufen brennen sehen wollen, und auch im Freundeskreis wurde mir bereits versichert, dass ich mit dem deutschen Ton mindestens die Hälfte verpasse. Mindestens!
Diese Behauptung halte ich zwar für reichlich übertrieben, auch wenn ich ganz sicher bin, dass einige Gags in die Hose gehen müssen (daran lässt sich nichts ändern), aber zu meiner Verteidigung sei gesagt, dass sogar ich einige Folgen im O-Ton gesehen habe. Überrascht stellte ich fest, dass es tatsächlich nur wenige vernuschelte Stellen gab, die ich auch nach mehrmaligem Zurückspulen und Lautstärke Erhöhen absolut nicht verstehen konnte. Klar, Untertitel hätten die Sache vereinfacht, aber wenn ich wirklich Untertitel brauche, schaue ich doch lieber gleich mit deutschem Ton. Aber das soll ja nun kein Artikel über Synchros werden, denn meine Meinung hierzu habe ich in älteren Artikeln bereits klargestellt. Hören und hören lassen.
The IT Crowd ist mit seinen 24+1 Episoden eine ungewohnt kurze Britcom über drei Mitarbeiter in der IT-Abteilung im Keller der großen Firma Reynholm Industries. Roy und Moss sind die beiden frustrierten Tastaturakrobaten, die mit ihrem unfreiwillig nerdigen Image unterschiedlich gut umgehen können. Moss ist ein leicht gynophobes Computergenie, ein talentierter Tüftler und Programmierer. Roy dagegen versucht Arbeit zu vermeiden und sucht durchaus die Nähe zu Frauen, vor allem die der hübschen Mitarbeiterinnen im 5. oder 7. Stock. Die Hauptaufgabe des Duos ist der IT-Support, also der mit Abstand undankbarste Job von allen: Tagein, tagaus müssen sie genervten Userinnen und Usern erklären, wie sie ihren abgestürzten Computer wieder in Betrieb nehmen können („Hallo, IT. Haben Sie es schon mit Ein- und Ausschalten versucht?“). Als Verbindungsglied zur „Außenwelt“ bekommen sie vom Firmenchef die neue IT-Abteilungsleiterin Jen vor die Nase gesetzt, die sich zu deren Entsetzen als kompletter DAU erweist. Jen ist eine ehrgeizige Relationship-Managerin, die die Leitung der IT-Abteilung lediglich als Karrieresprungbrett betrachtet. Spannungen sind so vorprogrammiert.
Weitere erwähnenswerte Personen sind der klischeehafte aber freundliche Firmenchef Mr. Reynholm, der ungefähr zur Hälfte abgelöst wird durch seinen sexuell überdrehten Sohn Douglas, der ab da die Geschicke der Firma lenkt. Im dunklen Serverraum der IT-Abteilung haust der freundliche aber notorisch unglückliche Firmen-Goth und „Cradle of Filth“-Fan Richmond, der alleine durch sein Auftreten die Stimmung aller seiner Mitmenschen auf den Boden zieht, und daher die meiste Zeit in seinem kleinen Raum bleiben muss. Mit seiner wirklich überschaubaren Menge an Charakteren ist The IT Crowd ein schöner Kontrast zu Firefly. Den größten Wiedererkennungswert für die Serie wird Moss mit seinem einzigartigen Dreiviertel-Afro haben. Da verwundert es auch nicht, dass man für einen geplanten aber verworfenen US-Ableger der Serie alle Schauspieler ausgewechselt hat – bis auf Richard Ayoade.
Wie schon bei Seinfeld Jahre zuvor, fiel es mir auch bei The IT Crowd zu Beginn nicht ganz leicht, das irrsinnig hohe IMDb-Rating nachzuvollziehen. Im Gegensatz zu The Big Bang Theory sind die Gags hier weniger eng getaktet, was an sich selbstverständlich kein Nachteil ist. Wie erwartet zündet die Serie nach ein paar Episoden schließlich doch noch, sobald man sich an den Humor gewöhnt hat. Allerdings würde es mich ich ein wenig wundern, wenn sich sehr viele Nicht-Nerds für diese Serie begeistern können, denn sie macht auf mich doch einen recht speziellen Eindruck. Gerade The Big Bang Theory zeichnet sich beispielsweise dadurch aus, dass es sehr massenverträglich geschrieben ist, um den Durchschnittszuschauer einzuwickeln.
Geniales Timing, habe mir erst letzte Woche alle Staffeln (aber tatsächlich im Originalton) zum ersten Mal reingezogen und war begeistert. Einfach liebenswert. Du hast aber recht, TBBT ist deutlich mainstreamtauglicher geschrieben und imho ebenfalls sehr gut. Aber so eine geniale Figur wie Moss mit dem „Afro mit Seitenscheitel“ ist einfach per se schon irre komisch ;)
Ah, der Kommentarkanadier *fg*. Wir scheinen tatsächlich hin und wieder ein Auge auf dieselben Serien zur mehr oder weniger selben Zeit zu werfen. Schon interessant. Aber die nächste Serie, die ich gerade begonnen habe, wirst du unter Garantie nicht anschauen. Zumindest heute nicht mehr ;-)
Moss ist mein Lieblingscharakter der Serie, auch wenn er sich manchmal wirklich doof anstellt, wenn es um die einfachsten sozialen Gepflogenheit geht. Roy dagegen ist die Figur, die sich in der Serie am stärksten entwickelt, finde ich.
Roy ist eigentlich immer dann genial, wenn er anfängt, extrem piepsig zu sprechen („I’m disabled“, einer DER Momente der ganzen Serie). Mir liegt aber leider nur die komplett englische Version der Serie vor, ich weiß daher gar nicht, wie die deutsche Fassung überhaupt ist. Eins ist mir aber aufgefallen, die Reihenfolge in der Catchphrase ist im deutschen offenbar falsch: „Have you tried turning it off and on again?“ heißt es original. Erst an und dann aus macht auch nicht so viel Sinn ;) Naja, Unzulänglichkeiten.
Ach: Und welche neue Serie wäre das? ;)
Also ich bin der Meinung, dass die deutschen Stimmen sehr gut gewählt sind, bis auf die von Jen vielleicht, die klingt im Deutschen irgendwie als wäre sie dauerblau. Gerade der Sprecher von Moss ist fantastisch.
Stimmt, das mit der verdrehten Catchphrase ist kein Geheimnis. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass das Absicht ist. So blind kann niemand sein, dass das nicht auffällt: Vor allen Dingen weil der Spruch IMMER verdreht wird, und nicht versehentlich 1-2 Mal. Ich denke, die wollten damit einen zusätzlichen „Gag“ einbauen, der zeigt, wie sehr Roy dieser Spruch auf die Nerven geht, und dass die DAUs in der Firma ohnehin den Unterschied nicht kennen. Für einen Übersetzungsfehler ist mir das echt zu offensichtlich. Darum habe ich den Spruch auch als Überschrift für den Artikel gewählt.
Ich habe mich von einem Fan überreden lassen, mir doch einmal Captain Future komplett anzuschauen. Meine letzte Begegnung mit der Serie war etwa um 1992 :-)
Der ein/ausschalten Spruch wird im deutschen aber generell falschrum gesagt oder? Mir geht es jedenfalls immer so, dass ich es auch falschrum sage und erst während dessen oder danach bemerke, dass es falsch war. Ab und an schaff ich es vorher drüber nachzudenken und es richtig zu sagen was sich aber immer irgendwie komisch „anfühlt“ weils so ungewohnt klingt.
Ganz genau. Da war ich mit meinem Post geringfügig schneller, sonst hätte ich nicht dasselbe geschrieben wie du. Das mit dem „Ein- und Ausschalten“ ist in der Serie konsequent bis zum Ende, quasi als Running Gag. Und tatsächlich passiert mir das auch selbst hin und wieder.