„The Amiga Works“ veröffentlicht

Vor fast genau einem Jahr habe ich in ein kleines Kickstarter-Projekt investiert, nun ist endlich die Erntezeit gekommen. Die Premiere war erfolgreich, mein erster Versuch als sogenannter „Backer“ (Kickstarter-„Spender“) ist geglückt, ich habe mein Geld nicht in den Sand gesetzt: Der erfolgreiche Spielekomponist Allister Brimble hat sein neues Album „The Amiga Works“ veröffentlicht. Den Downloadcode erhielt ich bereits vor wenigen Wochen (praktischerweise genau in meiner Offline-Phase), so dass ich den Inhalt der beiden CDs natürlich längst vorgehört habe. Selbige sind nun mit etwas Verspätung doch noch bei mir angekommen. Dass ich das Album schon in Form von FLAC- und MP3-Dateien auf der Festplatte habe, hat den angenehmen Nebeneffekt, dass ich die sorgfältig eingeschweißte CD nicht öffnen brauche.

amigaworks

Neben der CD gab es noch ein kleines separates Booklet mit einem Autogramm des Künstlers. Für einen geringen Aufpreis hätte ich noch den „The Amiga Works“-USB-Stick bekommen können, mit exklusiven digitalen Kopien seiner früheren Alben (neu abgemischt und neu gemastert), den unmodifizierten Original-MODs seiner Amiga-Hits, und ein paar sonstiger Dateien und Artworks, wo ich schon mit mir selbst ringen musste, ob ich das vielleicht auch noch mitnehmen sollte. Andererseits habe ich die Alben teilweise schon, und so schlecht abgemischt sind die Originalversionen doch nicht. Und wo sollte das aufhören? Hätte ich noch mehr Geld investiert, dann wären sogar echte (signierte) Restposten seiner Diskografie im Paket dabei gewesen (im Gegensatz zu den Downloads). Ich musste meinem Will-Haben-Gefühl einen Riegel vorschieben.

Mir gefällt das tolle minimalistische Artwork von Team17-Grafiker Rico Holmes: Ein rauchendes Commodore-Logo, sonst nichts. Selbstverständlich gibt es im Booklet noch einige weitere grafische Finessen, wie eine Grafik von Superfrog, der mit seinem (fast) kompletten Soundtrack den größten Teil der beiden CDs ausmacht. Daneben gibt es die bekannten Amiga-Kracher Project X, Alien Breed, Alien Breed II, Body Blows, Assassin und Full Contact – fast durchweg Produktionen von Team17, bei dem Brimble in den frühen 90ern zur Stammbesetzung gehörte.

Um schließlich zur Musik zu kommen. Kurz und bündig: Das Ergebnis ist großartig! Ich will das Endprodukt keinesfalls überbewerten: Brimble hatte bereits in der Vergangenheit einige seiner Songs komplett remastert, und so wie ich das beurteilen kann, wurden diese Versionen zu großen Teilen recyclet (z.B. Project X), so dass sich der Aufwand für ihn in solchen Fällen womöglich doch in Grenzen hielt, und auch der eine oder andere Superfrog-Leveltune klingt als habe er das ProTracker-File genommen und lediglich das vordergründigste Instrument mit einem höher aufgelösten Sample versehen. Das klingt jetzt erstmal kritischer als ich es meine, denn eigentlich hat er es genau richtig gemacht. An den passenden Stellen dezent neue Aspekte gesetzt, und die Stärken der Originale bewahrt. Warum krampfhaft versuchen, etwas besser zu machen, was schon von vornherein fantastisch ist? Andererseits hat er bei Alien Breed und Assassin so richtig auf die Pauke gehauen und sehr beeindruckende effektgeladene Remakes abgeliefert.

So feiert der kultige Amiga zumindest in meinem Gehörgang ein höchst angenehmes Revival, das vermutlich noch so einige Wochen andauern wird. Schon als Neunjähriger wusste ich das musikalische Potenzial der Team17-Spiele so sehr zu schätzen, dass ich regelmäßig die Spiele startete, nur um die Introschleife mit der fetzigen Titelmusik laufen zu lassen. Für viele Erwachsene dagegen ist Spielemusik auch heute noch keine richtige Musik (geschweige denn Kunst), sondern höchstens ein zusätzlicher Krachfaktor im Kinderzimmer.

Auf Facebook äußerte Allister sich bereits beinahe gekränkt, dass sich zuwenige seiner Kickstarter-Unterstützer bei ihm via Facebook mit einem Bild und einem kleinen Dankeswort gemeldet hätten. Nun, Facebook mag ich nicht besonders, daher reiche ich das einfach hier auf meiner Webseite nach. Danke, Allister!

14 Gedanken zu „„The Amiga Works“ veröffentlicht

  1. Gerry

    Zum Design:
    Das Design des Albums sagt mir ebenfalls sehr zu – schlicht, und gerade deswegen elegant.

    Zum Inhalt:
    Im Hinblick auf Neuauflagen alter Computerspielemusik bin ich ausgesprochen konservativ: Kenne ich die ursprünglichen Melodien nicht aus eigener Erfahrung als jugendlicher Computerspieler, fehlt mir bei Remixes und Überarbeitungen dieser Titel das gewisse Etwas.

    Nichtsdestotrotz lerne ich dank verschiedener Alben mit unterschiedlichen Künstlern (z.B. Immortal-Reihe) auch neue Sache kennen und lieben und suche dann im Internet nach den ursprünglichen Modules. Der Nostalgiefaktor ist in diesem Bereich für mich jedoch so bedeutsam, dass ich Blindkäufe von Alben mit mir ausschließlich unbekannten Musikern und Stücken scheue.

    Es freut mich, dass sich Dein finanzielles Engagement bei diesem Kickstarter-Projekt gelohnt hat.

    Ich fiebere momentan der Turrican Soundtrack Anthology von Chris Hülsbeck entgegen, die ebenfalls über Kickstarter finanziert wurde.

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  2. Vince Beitragsautor

    Hi Gerry,

    alles vollkommen nachvollziehbar was du sagst. Mich interessieren auf „The Amiga Works“ auch eher die Songs, die ich selbst aus meiner Kindheit noch mitsummen kann, alle anderen sind irgendwie nie so richtig spannend. Einzige Ausnahme ist vielleicht „Zeewolf“: Das Amiga-Spiel habe ich nie gespielt, aber der neue Remix ist wirklich dermaßen mitreißend, dass ich den Song Tag und Nacht hören könnte.

    Andererseits genieße ich auch die Musik ohne Videospielbezug von Allister Brimble sehr. Überhaupt mag ich diesen verträumten Arpeggiator-lastigen Stil von ihm. Brimble ist natürlich bei weitem nicht der einzige Spielekomponist, den ich bewundere. Da du ihn schon ansprichst, Hülsbeck wäre noch so ein typischer Kult-Kandidat. Die Soundtracks von Turrican und Tunnel B1 höre ich z.B. sehr gerne. Würde mich übrigens freuen, wenn du mir am Ende deine Meinung zur fertigen Turrican Soundtrack Anthology mitteilen könntest.

    Ich finde es großartig, dass mit Kickstarter solche Projekte möglich werden. Jetzt müsste man nur noch genug Geld haben, um jedes einzelne Projekt zu unterstützen, das einem gefällt.

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  3. Gerry

    Wenn es soweit ist, kann ich Dir gerne Feedback zur Turrican Soundtrack Anthology geben. In ein paar Tracks durfte ich als Backer schon reinhören – und das klang schon sehr vielversprechend.

    Mein erstes Kickstarter-Projekt war „Giana Sisters Twisted Dreams“ – das große Planungschaos, die widersprüchlichen Meldungen und das ständige Vertrösten hat mich mein Engagement schon fast bereuen lassen. Zum Schluss ist aber alles gut gegangen und ich habe alle Rewards vollständig erhalten.

    Mein drittes Kickstarter-Projekt ist die Fortsetzung des Grafikadventures „Baphomet’s Fluch“, auf die ich mich ebenfalls schon sehr freue.

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  4. Vince Beitragsautor

    Baphomets Fluch habe ich auch gespielt, jedenfalls den ersten Teil, wenn ich mich recht erinnere. Baphomets Fluch 2.5 wurde doch erst vor wenigen Jahren von Fans ins Leben gerufen, das müsste ich mir womöglich auch mal anschauen. Überhaupt erinnere ich mich sehr gerne an die ersten „hochauflösenden“ (SVGA) Point & Click-Adventures, z.B. Monkey Island 3, Toonstruck, Orion Burger, Down in the Dumps, The Neverhood Chronicles, und das leider total unbekannte aber grandiose The Gene Machine. Achja, die 90er…

    Als die Adventures schließlich polygonal dreidimensional wurden (Monkey Island 4, Grim Fandango), da habe ich von heute auf morgen das Interesse verloren.

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  5. Gerry

    „MI4“ und „Grim Fandango“ hatte ich der Vollständigkeit halber zwar noch gekauft und gespielt – der 3D-Look fand jedoch auch bei mir keinen Anklang.

    Den dritten Teil von „Baphomet’s Fluch“ habe ich damals auf der PS2 gespielt. Der war zwar auch in 3D, hat mir in diesem Fall aber trotzdem gut gefallen (vielleicht lag es einfach an den durch technischen Fortschritt bedingten schöneren 3D-Modellen).

    Meine Vorfreude auf das über Kickstarter finanzierte Sequel zu „Baphomet’s Fluch“ hat seit gestern einen Dämpfer erfahren, nachdem ich darüber informiert wurde, dass das Adventure in zwei Episoden ausgeliefert wird (was so gar nicht geplant war) und daher das Spiel (auf DVD) mitsamt der Rewards erst im kommenden Jahr versandt wird. Es scheint mittlerweile ein Trend zu werden, Adventures nur noch portionsweise zu veröffentlichen :-(.

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  6. Gerry

    „Würde mich übrigens freuen, wenn du mir am Ende deine Meinung zur fertigen Turrican Soundtrack Anthology mitteilen könntest.“

    Seit gestern Abend konnten Backer vorab die fertiggestellte Turrican Soundtrack Anthology (als AAC, ALAC, FLAC, MP3, OGG) herunterladen. Das Projekt umfasst vier CDs – bis ich die alle in Ruhe durchgehört habe, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Dennoch möchte ich Dir (nach einem Querhören durch einzelne Stücke der CDs) kurz meinen ersten Eindruck vermitteln.

    Die Neufassung des Turrican-Soundtracks klingt im Vergleich mit der damals erschienenen Turrican CD weniger verspielt. Die Umsetzung der Stücke erfolgte recht geradlinig und orientiert sich sehr stark an den ursprünglichen Melodien. Neufassung und Original kann man quasi parallel abspielen und würde lediglich die aktualisierte Instrumentierung und Effektechnik bemerken. Ich meine mich erinnern zu können, dass Chris Hülsbeck in einem Video der ersten CHIP Power Play demonstrierte, wie er die Neufassung direkt über das Original einspielte.

    Was ich bisher gehört habe, konnte mich auf jeden Fall begeistern. Der Download enthielt auch ein CD Booklet im PDF-Format, pro CD ein anderes CD Cover und ein separates MP3-Cover. Dank des Downloads kann ich die Wartezeit auf mein Paket mit Album + Goodies gut überbrücken.

    Limited Edition Album, USB-Stick, Poster, T-Shirt und Vinyl Single fand ich als Rewards sehr ansprechend. Eher „nice to have“: „Chris is sending you a digital photo holding up a thank you sign with your name in front of the Golden Gate bridge“(http://turricansoundtrack.com/picture/img_1517.jpg?pictureId=16572560) :-).

    Die CDs gibt es nur für Backer, in digitaler Form wird das Album aber bestimmt früher oder später bei iTunes und Amazon landen, wo Du kurz in die einzelnen Tracks reinhören kannst.

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    1. Vince Beitragsautor

      Schöner Bericht über deinen ersten Eindruck einiger Titel. Danke dafür. Es klingt so, als wolle Chris Hülsbeck sich ebenso wie Allister Brimble musikalisch konservativ, nicht allzu weit von der Vorlage entfernen, so dass, wie du schon sagst, sich Vorlage und Neufassung fast problemlos parallel abspielen ließen. Das hat viele Vorteile, lässt aber andererseits keine großen Überraschungen zu.

      Sobald es einen digitalen Download bei Amazon gibt, werde ich gerne zuschlagen, vorausgesetzt die Dateien sind DRM-frei.

      Das Foto von Chris mit deinem Namen drauf ist ja genial. Da bin ich glatt neidisch. Da kann ich mit meinem popeligen Autogramm natürlich einpacken. Ist allerdings weit weniger spektakulär als wenn du wirklich selbst neben ihm stündest ;-)

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      1. Gerry

        Fotos, auf denen ich neben Chris stehe, habe ich schon (von der Games Convention und der Soundtrack_Cologne) :-).

        Darüber hinaus wartet auf mich ja noch diese Reward: „meet Chris personally during a game industry event (GDC or Gamescom for example) where we can go for lunch, coffee or meet at a landmark“

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        1. Vince Beitragsautor

          Ein wahrer Fan, das konnte ja keiner ahnen. Respekt! Mit Chris Hülsbeck essen zu gehen ist natürlich die Krönung.

          Ich glaub ich sollte mich auch mal auf dieser Games Convention blicken lassen.

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    1. Vince Beitragsautor

      Tatsächlich, das habe ich gestern auch gelesen, als ich mich genauer über die Anthology informiert habe. Das klingt nach einer gegenseitigen Abmachung: Auf CD 1 von „The Amiga Works“ ist ein Musikstück enthalten, das mit „Arranged by Chris Huelsbeck“ gelistet wird.

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    1. Vince Beitragsautor

      Super! Danke für den Hinweis. Habe mir schon alle vorhörbaren Songs angehört. Klingt wirklich gut. Viele bekannte Klänge und Melodien, macht einiges her. Ist gekauft, sobald mein Budget es wieder zulässt.

      Sehr gewöhnungsbedürftig, dass man das Logo des Westdeutschen Rundfunk auf CD 4 sieht. So etwas kriege ich gedanklich einfach nicht mit Amiga-Spielen zusammen.

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