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Film-Kurzreview: „Nick & Norah – Soundtrack einer Nacht“

Nur eine mäßig spannende Nacht

Mit der untreuen und promiskuitiven Tris hat sich der Highschool-Schüler und Musiker Nick offensichtlich die falsche Freundin ausgesucht. Um die kurz zuvor gescheiterte Beziehung zu retten, erstellt er dutzende Mix-CDs für Tris, die diese aber verächtlich wegwirft. Dafür begeistert sich die zunächst verschlossene Norah umso mehr für die CDs des unbekannten Musikkenners und schwärmt heimlich für ihn. Ein Zufall bringt die beiden auf einem Konzert zusammen, und was vielversprechend beginnt, stellt sich schnell als Reinfall heraus, weil Nick und Norah erkennen, dass sie sehr verschieden sind. Auf der ereignisreichen Suche nach Norahs verschollener betrunkener Freundin Caroline und nach einem Geheimkonzert der gemeinsamen Lieblingsband „Where’s Fluffy?“ scheint es mit etwas Verspätung doch noch zu funken. Und auf einmal will Tris sich wieder mit Nick versöhnen.

„Nick und Norah – Soundtrack einer Nacht“ ist für mich ein Wunderwerk, und das meine ich nicht in erfreulicher Weise. Es ist nämlich ein Wunder, wie durchschnittlich dieser Film wirkt: Humor, Spannung, Romantik – das alles ist vorhanden, aber nichts davon richtig. Die Liebesgeschichte zwischen Nick und Norah will nicht richtig abheben, und berührt mich auch in der weiteren Entwicklung nur wenig. Die zentrale Frage, ob die Charaktere das angekündigte Konzert rechtzeitig finden (von dem sie nur wissen, dass es irgendwo in der Stadt sein soll) löste in mir auch keine nennenswerte Spannung aus. Es gelingt dem Film leider nicht, den Zuschauer auf dem Road Trip, den Nick, Norah, und ihre gemeinsamen Freunde erleben, einzusammeln und mitzunehmen.

Unglücklicherweise sah ich den auffallend ähnlichen Film „Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“ (2010) lange vor dieser Romanverfilmung von Peter Sollett aus dem Jahr 2008, in dem ebenfalls Michael Cera die Hauptrolle, und – mal vom Namen abgesehen – so ziemlich den gleichen Charakter spielt. Alles was „Nick und Norah“ bietet, hat „Scott Pilgrim“ auch, nur in cooler, abgedrehter, witziger und sogar romantischer. Unnötige stilistische Fehlgriffe wie eine Überdosis homosexuell angehauchter Wortspiele, Witze die in der deutschen Synchronisation so überhaupt nicht funktionieren wollen, und eine der sinnlosesten Ekelszenen, die ich je gesehen habe, können dem Zuschauer mitunter recht früh den Spaß an diesem Film nehmen.

Der visuelle Aspekt hat mich ein wenig enttäuscht, weil der vom Regisseur vielleicht am meisten vernachlässigt wurde. Mir ist keine einzige besondere Kameraeinstellung oder eine sonstige bemerkenswerte Aufnahme im Gedächtnis geblieben. Für meinen Geschmack verhält sich die optische Präsentation der Handlung zu sehr pragmatisch, zu nüchtern. Musikalisch mag der Film sich vom Durchschnitt abheben, vorausgesetzt man hat ein Faible für amerikanischen Indie-Rock, der sich zwar meiner Ansicht nach äußerst gut für Highschool-Komödien eignet (weil ich mich dabei unweigerlich an Abi-Bands erinnert fühle, und die Kombination daher in diesem Kontext sehr stimmig ist), aber dem ich sonst nicht viel abgewinnen kann. Der eine oder andere mag das gänzlich anders sehen und mehr zum musikalischen Wert des Soundtracks sagen können.

Es gibt auch Positives: Michael Cera und Kat Dennings sind die einzigen bekannteren Stars im schauspielerischen Line-Up, machen als Nick und Norah aber einen guten Job. Wobei ich hoffe, dass Cera auch noch andere Rollen als den schüchternen unbeliebten Schuljungen mit musikalischer Ader spielen will. Eine unüberhörbare Message, die der Film sich außerdem mit „Scott Pilgrim“ zu teilen versucht: Schwule Freunde sind immer die besten Freunde, weil sie dir nie die Frau ausspannen. Oder so etwas in der Art. Und darüber hinaus: Geld und Ruhm machen nicht glücklich.

Fazit: Den größten Spaß werden wohl Fans des Musikgenres und der Hauptdarsteller haben. Wer eine einfache Liebesgeschichte mit jungen unerfahrenen Schauspielern ohne echte Überraschungen erwartet, kann bedenkenlos zugreifen. Auf seine Art war der Film für mich interessant und mitunter sogar spaßig und romantisch, aber präsentiert sich leider wirklich kunstlos und unmotiviert. Man hätte mit Sicherheit mehr aus der Thematik herausholen können.

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